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Wir haben für euch die Ergebnisse der Global Drug Survey 2018 zusammengefasst

In Österreich wollen genauso viele Konsumenten ihren Cannabis-Konsum reduzieren wie Alkohol-Konsumenten ihren Alkohol-Konsum.
Foto: Symbolfoto aus dem Film ‘Free Rainer – Dein Fernseher lügt’ | Foto: Imago | United Archives

Die Global Drug Survey ist die größte und eine länderübergreifende Drogen-Konsumenten-Erhebung – die wichtige Arbeit leistet. Angefangen hat alles 1999 im Mixmag – einem Magazin für elektronische Musik – und seit 2012 wurde die Forschung dann endgültig professionalisiert. Mittlerweile gibt es einen Hauptsitz in London, über 50 Nationen machen mit und es gibt unzählige Medienpartner, die in den jeweiligen Ländern die Umfrage unter die Leute bringen. Dass elektronische Musik und Drogenkonsum in einem Zusammenhang stehen, kann man nicht nur persönlich auf Raves beobachten: Auch checkit!-Teststellen findet man auf elektronischen Festivitäten: Von Psytrance- bis Technoevents.

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Dieses Jahr haben 3.881 Österreicher die Umfrage ausgefüllt, was ein bisschen wenig ist. In der Schweiz waren es immerhin 5.683 Menschen. Bevor wir aber mit den wichtigsten Statistiken anfangen, ein kleiner Disclaimer, der jeden Sozialwissenschaftler glücklich machen wird: Anonyme Online-Umfragen sind nicht fehlerfrei und response bias (Antworttendenzen) greifen auch hier.

Ob man so antwortet, wie es sozial erwünscht ist oder ob man bei Bewertungen auf einer Skala immer automatisch die Mitte sucht: Diese Statistiken können von Befragten selbst – oft unwissentlich – verfälscht werden. Trotzdem fehlt es an einer quantitativen und länderübergreifenden Drogenkonsum-Forschung und wenn man auch nur ein bisschen Einblick in dieses schwierige Thema bekommen möchte, muss man nehmen, was man kriegen kann. Trotzdem sei zu bedenken: Diese Umfrage wurde von Seiten wie checkit! geteilt, die grundsätzlich eher von Konsumenten von illegalen Drogen beobachtet wird – auch wegen des Service-Angebots – und somit ist die Stichprobe nicht repräsentativ. Wir haben uns den ganzen Tag durch den Bericht gewühlt und alle wichtigen Sachen zusammengefasst.

Clubbing und Drogen gehen noch immer Hand in Hand

Kennt ihr diesen Mythos, dass nur Intelligenzbestien und Studenten offen gegenüber Drogen-Erfahrungen sind? Tja, es ist ein Blödsinn. Von allen Befragten geben 60 Prozent an, nicht zu studieren, 63,8 Prozent haben keinen Abschluss und 61,8 Prozent sind Angestellte.

Knapp über der Hälfte der Befragten aus Österreich sind älter als 25. Das Durchschnittsalter der Clubber in Österreich ist 28. Bei unseren deutschen Nachbarn ist das Durschnittsalter der Partygeher 30.

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Den Schlusswert bilden die Polen, bei denen Party-Durchschnittsalter 19 ergab und die Neuseeländer bilden den Anfangswert: 42 sind die Partymacher dort. Das könnte daran liegen, dass der Kokain-Preis pro Gramm bei über 220 Euro liegt. Aber dazu kommen wir später.

Osteuropäische Länder fallen neben Polen generell auf: In der Slowakei, Ukraine und in Tschechien liegt das Party-Alter bei 23, in den Balkan-Staaten bei 25.

Im globalen Vergleich geben 60,4 Prozent der Befragten an, öfters als vier Mal im Jahr auf Partys zu gehen. Wer also geglaubt hat, dass Drogenkonsum hinter verschlossenen Türen passiert, der irrt: Nur 16,5 Prozent der Befragten geben an, nie auf Partys zu gehen.

100 Prozent der Befragten in allen Ländern haben schon mal legale Drogen probiert, 54 Prozent konsumieren sie monatlich. Wird nicht verwundern, wenn man bedenkt, dass Energydrinks, andere Koffein-Getränke, Alkohol und Tschick mitgerechnet wurden.

64 Prozent haben in ihrem Leben schon mal illegale Drogen probiert, davon konsumieren 43 Prozent der Befragten monatlich illegales Zeug.

Wer hätte es gedacht: 98,8 Prozent der Befragten haben schon mal Alkohol probiert, 61,3 Prozent an einer Tschick oder ähnlichen Tabakprodukten genascht. Bei den illegalen Drogen bleibt Gras ungeschlagen: 57,6 Prozent haben schon mal Cannabis konsumiert, bei MDMA (Ecstasy) waren es 30,5 Prozent aller Befragten. Ketamin haben nur 10,3 Prozent probiert.

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Im Geschlechtervergleich mussten Frauen öfters akut wegen Drogen behandelt werden. Außer wenn es um Koks geht: 0,6 Prozent der Männer geben an, wegen Kokain eine akute Behandlung in Anspruch genommen zu haben, während es bei Frauen doch nur 0,5 Prozent waren.

Auffällig ist der große Unterschied bei GHB: 1,8 Prozent der Männer waren wegen der Droge im Krankenhaus, bei Frauen liegt der Wert bei 4,8 Prozent. GHB ist auch unter dem Namen "K.O-Tropfen" bekannt, da er ab einer höheren Dosis (unfreiwillige) Konsumenten willenlos bis ohnmächtig macht.

"100 Prozent der Befragten in allen Ländern haben schon mal legale Drogen probiert."

Alkohol, oh Alkohol

  • Experten raten dazu, mindestens zwei Tage die Woche ohne Alkohol zu verbringen, um Risiken zu senken. Auch geringe Mengen Alkohol bringen keine Gesundheitsvorteile, sondern fördern sieben Arten von Krebs und Leberschäden. Bye, Bye der Mythos vom Rotwein-Glas gegen Herzkrankheiten.
  • Eine Flasche Wein oder sechs kleine Bier kommt kalorienmäßig auf ein Mäcci-Menü (Burger und Pommes).
  • Das mit den sieben Arten Krebs, die Alkohol fördert, wussten 55 Prozent der Befragten nicht. Von wegen Aufklärung in der Schule: 68,8 Prozent der Frauen und 63,1 Prozent der Männer unter 25 sind, haben davon noch nie gehört.
  • 89,6 Prozent der Befragten glauben an die gewaltsteigernde Wirkung von Alkohol. Oh ja.
  • Obwohl allen Befragten diese und mehr Fakten zu Alkohol vorgestellt wurden, bevor der Fragenblock begonnen hat: Alle Fakten waren für die Befragten und ihr Konsumverhalten gar nicht bis nicht relevant. Am meisten wurscht waren die Herzkrankheiten, wo 32,3 Prozent angaben, dass es überhaupt nicht relevant ist. Ob ihnen die Fakten geholfen haben, ihr Trinkverhalten zu reflektieren? Nein.
  • 10,8 Prozent der Österreicher suchen Hilfe, um ihren Alkohol-Konsum unter die Kontrolle zu bringen. 28,9 Prozent wollen den Konsum reduzieren.

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  • In Österreich rauchen 81,8 Prozent der Befragten ihre Joints mit Tabak. Das ist aus mehreren Gründen nicht cool. Hier könnt ihr alle nachlesen. Der globale Durchschnitt liegt bei 66,9 Prozent.
  • In Portugal kiffen 93,5 Prozent mit Tabak, in Kolumbien 8,3 Prozent aller Konsumenten.
  • In Österreich wollen 28,5 Prozent das Kiffen reduzieren: Das ist immerhin fast derselbe Wert, den wir bei der Alkohol-Reduktion finden. Nur 6,9 Prozent suchen sich Hilfe.
  • Das sollte man sich überlegen: 70 Prozent aller Befragten fangen nach dem Aufhören wieder an.
  • Die Top 3 Motive zum Aufhören: 49 Prozent spüren, wie ihre Motivation schwindet, 37,2 Prozent fühlen, wie sich ihre Laune verändert und 30,5 Prozent können eine Auswirkung auf ihre Leistung bemerken.

"70 Prozent aller Befragten fangen nach dem Aufhören wieder an."

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Molly

  • Wenn Konsumenten eine Pille bekommen, dann schlucken auch 91 Prozent diese ganz normal.
  • Bei Pulver und Kristallen nehmen 30,5 Prozent einen Teil mit dem Finger auf und schlucken es. Am zweiten Platz ist das Ziehen von MDMA – 20,7 Prozent malträtieren ihre Nasenschleimhaut.
  • 8,6 Prozent der Befragten aus Österreich haben in den letzten 12 Monaten MDMA konsumiert.
  • Fast 60 Prozent (59.2) haben im letzten Jahr zwei bis zehn Mal MDMA konsumiert.
  • Der durchschnittliche Pillenpreis in Österreich liegt bei 11 Euro und 40 Cent. Bei einem Gramm MDMA liegt der Preis bei 45 Euro und 50 Cent.
  • Pro Konsumeinheit – also zum Beispiel einer Party-Nacht – werden in Österreich 1,1 Pillen konsumiert.
  • Safer-Use können MDMA-Konsumenten zumindest zum Teil: 35,8 Prozent testen zuerst das MDMA, bevor sie sich die gewünschte Dosis geben. 31,5 Prozent haben den Stoff von Freunden, 23,7 Prozent von bekannten Dealern und 22,5 Prozent von Freunden von Freunden.
  • 17,5 Prozent wünschen sich in einer Ecstasy-Pille einen 200mg MDMA, 16,9 Prozent ist es egal, wie viel MDMA die Pille beinhaltet und 15,3 Prozent haben gerne einen Gehalt von 100mg. Die empfohlene Menge liegt je nach Körpergröße und -gewicht meistens bei unter 100mg.
  • Form und Konsistenz der Pille sind den meisten Konsumenten egal. Aber 88,1 Prozent freuen sich, wenn der MDMA-Gehalt auf der Pille gedruckt ist.

"Pro Konsumeinheit – also zum Beispiel einer Party-Nacht – werden in Österreich 1,1 Pillen konsumiert."

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Koks

  • 50,6 Prozent der Befragten haben Kokain in den letzten zwölf Monaten zwei bis zehn Mal konsumiert.
  • Kokser teilen nicht gerne: 39,7 Prozent gaben an, ihr Koks nicht zu teilen.
  • Den vollen Preis für einen Gramm zahlen trotzdem die Wenigsten: Fast 40 Prozent gaben an, durchschnittlich 1/4 des Kokains bezahlt zu haben, welches sie auch konsumiert haben.
  • In Österreich werden pro Konsumgelegenheit 0,3 Gramm gezogen.
  • In Österreich kostet das Gramm durchschnittlich 88 Euro und 30 Cent. In Kolumbien liegt der Preis pro Gramm bei 5 Euro und 40 Cent. In Neuseeland zahlt man 211 Euro und 70 Cent und in Australien 195 Euro und 20 Cent – Inseln machen das Schmuggeln schwer und somit teuer.
  • Fast 20 Prozent der Österreicher geben an, innerhalb von 30 Minuten an Kokain kommen zu können.

Andere Drogen, Abhängigkeit und Erwartungen

  • Im Durchschnitt kostet ein Blättchen LSD 7 Euro und 86 Cent in Österreich.
  • 45,7 Prozent haben es nie zuhause, 21,1 Prozent ganz selten.
  • GHB und die homosexuellen Szene? Nicht unbedingt. Auf der weiblichen Seite definieren 52,9 Prozent als Heteros, 28,6 Prozent als Bisexuell. Nur ein Prozent gibt an lesbisch zu sein. Bei den Männern führen auch die Heterosexuellen die Statistik an: 53,5 Prozent konsumieren GHB, aber 21,5 Prozent geben an schwul zu sein.
  • 24,7 Prozent der Befragten haben oder hatten ein Suchtproblem mit Crystal Meth. 24,5 Prozent geben an mit synthetischen Cannabinoiden eine Kontrollverlust-Erfahrung gemacht zu haben. 22 Prozent haben negative Erfahrungen mit Amphetaminen und 20,2 Prozent glauben von Gras abhängig zu sein oder gewesen zu sein.
  • Die meisten denken trotzdem nicht aufs Aufhören von konsumieren der illegalen Drogen: Die Statistik führt MDMA – 85,4 Prozent sehen keinen Grund aufzuhören. Über die Hälfte – 64,9 Prozent – würden gerne mit dem Rauchen aufhören und 20 Prozent wollen sich dazu Hilfe holen.
  • LSD und MDMA konnte Erstkonsumenten überzeugen. Die Befragten mussten auf einer Skala angeben, wie angenehm sie die Wirkung erwartet haben und wie die Wirkung tatsächlich war. LSD war um 0,2 in real besser, MDMA sogar um 0,6 als in der Vorstellung.
  • Jung sind Erstkonsumenten: Das erste Mal konsumieren die meisten Konsumenten zwischen 18-20 Kokain. 15 Prozent - der höchste Wert – hat mit 18 das erste Mal MDMA probiert und ebenso ist es mit LSD: 13,5 Prozent haben mit 18 das erste Mal getrippt.
  • Freunde wurden als irrelevanter Einfluss bei jedem Erstkonsum angegeben. Gut so.

Falls du dich für die Beschaffung von Drogen, genaueren Statistiken zu LSD, GHB, den neuen synthetischen Drogen oder Drugchecking interessierst: Hier findest du die gesamte Studie.

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Für tiefergehende Österreich-Statistiken hat einer der Medienpartner – der Standard – einen eigenen Artikel geschrieben. Hier findest du ihn.

Falls du Hilfe brauchst, kannst du dich hier an die Suchthilfe Wien wenden.

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