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Hass im Netz

Ein sächsisches Gymnasium wurde wegen einer Amokdrohung am Mittwoch dichtgemacht

Ein Unbekannter belästigt seit Monaten das Lehrpersonal. Am Montag kündigte er online einen Angriff an.

Das Internet mag für viele ein Ort der schnellen Einkäufe und seichten Tiervideos sein, für andere ist es ein schmutziges Auffangbecken für Hass-Postings und ein Kanal für anonyme Drohungen. Oft ist es nicht leicht, den Unterschied zwischen gelangweilten Trolls und ernstzunehmenden Gewaltfantasien zu erkennen. Für ein Gymnasium im sächsischen Auerbach war die Gefahrenlage diese Woche aber so konkret, dass die Polizei eine ernste Maßnahme ergreifen musste.

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Seit Monaten belästige der Unbekannte schon das Lehrpersonal des Auerbacher Goethe-Gymnasiums, sagte die Polizei Zwickau am Dienstagabend. Regelmäßig habe er an die Privatadressen der Lehrer und Lehrerinnen Waren schicken lassen, die sie nicht bestellt hatten. Dann habe er auf einer Website andere dazu aufgerufen, es ihm nachzutun. Man habe die Seite schon länger im Blick gehabt, sagte ein Polizeisprecher dem MDR. Und möglicherweise hat genau diese vorsorgliche Beobachtung nun dafür gesorgt, dass die Polizei nach der darauffolgenden Eskalationsstufe so schnell reagieren konnte.

Am Pfingstmontag soll der Unbekannte nach monatelangen Belästigungen nun konkrete Drohungen auf der Website geäußert haben. Die Freie Presse berichtet, er habe online die Namen mehrerer Lehrer und Lehrerinnen des Goethe-Gymnasiums aufgezählt und geschrieben, dass er "irgendwann die Woche die Schule stürmen und so viele Lehrer wie möglich mit in den Tod nehmen" wolle. Davor habe er Schüler und Schülerinnen davor gewarnt, am Mittwoch in den Unterricht zu kommen, erklärte der Polizeisprecher dem MDR: "Er hat quasi gesagt, dass er nicht mehr leben möchte", so der Sprecher.


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Die Zwickauer Polizei reagierte schnell und gab am Dienstagabend bekannt, die Schule am Mittwoch zu schließen. Alle Schüler und Schülerinnen sollten zuhause bleiben, man werde die Ermittlungsarbeit intensivieren und sich zusätzliche Unterstützung vom Landeskriminalamt und der sächsischen Bereitschaftspolizei holen. Am Ende waren insgesamt rund 100 Kräfte im Einsatz, berichtete die Polizei.

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Die Polizei nahm zwei Männer fest

Am Mittwochnachmittag konnte die Zwickauer Polizei dann einen Ermittlungserfolg verkünden: Man habe die Posts auf der Website ausgewertet und anschließend zwei Männer, einen Erwachsenen und einen Jugendlichen, festnehmen können. Die beiden wurden noch am Mittwoch vernommen, so die Polizei, die Zwickauer Staatsanwaltschaft habe zudem Durchsuchungsbeschlüsse für ihre Wohnungen erteilt.

Die Schüler und Schülerinnen des Goethe-Gymnasiums müssen vorerst wohl trotzdem weiter zuhause bleiben: Auf der Homepage der Schule heißt es, auch am Donnerstag falle der Unterricht aus. Weitere Informationen will die Schulleitung im Laufe des Tages an gleicher Stelle verkünden. Grund zur Sorge besteht laut einer Erklärung der Polizei wohl aber nicht: Als die Beamten das Schulgebäude durchsucht haben, seien ihnen keine gefährlichen Gegenstände aufgefallen. Dass die Schule nun weiterhin geschlossen bleibe, liege daran, dass der Einsatz noch nicht beendet sei.

Die Motive der mutmaßlichen Täter bleiben vorerst unklar. Sicher ist: Die unterrichtsfreien Tage sind in diesem Fall kein Grund zur Freude.

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