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Offiziell: Handys am Esstisch versauen die Stimmung

Die Wissenschaft weiß, was sich nicht gehört.
Foto: Dan Porges | Getty Images

Dein gemeinsames Abendessen mit Freunden vergangenes Wochenende war eher beschissen? Der sonntägliche Brunch hat dir keine Freude bereitet? Eine neue Studie besagt: Schuld daran war nicht das Essen, sondern wohl eher dein Handy.

Laut Forschern der University of British Columbia haben Menschen, die sich lieber mit ihrem Smartphone als mit ihren Mitmenschen beschäftigen, während des Essens insgesamt weniger Spaß als Menschen, die sich eben nicht wie Arschlöcher verhalten.

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Für die Studie schickte das Forscherteam 304 Probanden zusammen mit Freunden und Familie in ein Café. Dabei wurde zufällig ausgewählt, welche Versuchsteilnehmer das Handy beim Essen auf dem Tisch liegen lassen durften und welche nicht. Die Gruppe mit Smartphones musste dann Fragern beantworten, die man ihnen aufs Handy schickte, während die Gruppe ohne Smartphones die gleichen Fragen auf einem Blatt Papier gestellt bekam. Anschließend sollten beide Gruppen bewerten, wie sehr sie das Essen genossen haben. So fanden die Forscher heraus, dass die Menschen mit Smartphone beim Essen wohl eher abgelenkt und gelangweilt waren als die Teilnehmer ohne Handy im Sichtfeld. Insgesamt empfand Gruppe eins die Erfahrung nicht so zufriedenstellend wie Gruppe zwei.

"So nützlich Smartphones auch sein können, die Ergebnisse bestätigen unsere Annahmen", sagte der Studienleiter und Psychologie-Doktorand Ryan Dwyer gegenüber Science Daily. "Wenn wir unsere Handys rausholen, während wir Zeit mit geliebten Menschen verbringen, dann stoßen wir diesen Menschen nicht nur vor den Kopf, sondern genießen diese Erfahrung auch selbst nicht so sehr wie ohne Smartphone."

Psychologie-Professorin und Studien-Mitautorin Elizabeth Dunn schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Dwyer: Sie sagt, es habe tatsächliche Vorteile, das Handy in gesellschaftlichen Situationen wegzupacken.

Leider befolgen nur wenige von uns diesen Ratschlag. In der Einleitung der Studie zitieren die Psychologen eine deprimierende Statistik des Pew Research Centers. Die besagt, dass 90 Prozent der Smartphone-User ihr Gerät bei der letzten sozialen Aktivität verwendet haben.

Bei einer anderen Umfrage haben von 5.000 befragten US-Amerikanern ganze 29 Prozent angegeben, dass sie ihr Smartphone bei jeder Mahlzeit rausholen, während mehr als die Hälfte das bei "den meisten" Mahlzeiten tut. Nur 17 Prozent der Befragten sagten, das Handy nie beim Essen zu benutzen.

2012 fanden Forscher der University of Essex heraus, dass es sich bereits negativ auf die Unterhaltung und das Zusammengehörigkeitsgefühl auswirkt, wenn ein Handy einfach nur auf dem Esstisch liegt. Das heißt: Bedeutsame Konversationen sind so unwahrscheinlicher. "Das Mobiltelefon bringt die anwesenden Menschen möglicherweise dazu, an Personen und Events außerhalb des unmittelbaren sozialen Kontexts zu denken", sagte Forschungsleiter Andrew Przybylski gegenüber The Telegraph. "So lenken sie ihre Aufmerksamkeit weg von der gerade stattfindenden zwischenmenschlichen Erfahrung und konzentrieren sich auf verschiedene andere Angelegenheiten."

Zwar sind wir alle psychologisch gesehen darauf programmiert, ständig auf unsere Smartphones zu schauen, aber es ist noch nicht zu spät, unseren Kopf zu befreien – und das nicht nur für unser eigenes Seelenheil, sondern auch für das der Menschen, mit denen wir essen. Es gibt sowieso schon viel zu viele #foodporn-Bilder bei Instagram.