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Schwachmaten

Heulsuse der Woche: Der empfindliche Polizist vs. die Pizza-Fanatikerin

Der eine fühlt sich von Trillerpfeifen verletzt, die andere hat eine Polizistin gebissen, weil sie keine Pizza bekommen hat.
Das ist ein völlig anderer Polizist, der selbst eine Trillerfpeife benutzt | Foto: imago | Koall

Es ist mal wieder an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Der empfindliche Polizist

Der Vorfall: Bei einer Demo hat eine Demonstrantin vor einem Bereitschaftspolizisten mit einer Trillerpfeife getrillert.

Die angemessene Reaktion: Nichts.

Die tatsächliche Reaktion: Der Polizist hat die Demonstrantin wegen vor­sätz­li­cher Kör­per­ver­let­zung angezeigt.

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Im November 2016 stand die Paderborner Stadträtin Ezgi Güyildar (30) zusammen mit knapp 300 anderen Menschen an einer Absperrung, um gegen eine AfD-Veranstaltung zu demonstrieren. Um Krach zu machen, bläst die Kommunalpolitikerin in eine Trillerpfeife. Das ist erstens erlaubt, und zweitens ziemlich normal auf solchen Demos. Ein Bereitschaftspolizist, der vor ihr stand, fand das aber so unangenehm, dass er ihr befahl, damit aufzuhören. Güyildar machte trotzdem weiter. Der Polizist nahm daraufhin ihre Personalien auf und zeigte sie dann wegen Körperverletzung an. Ergebnis: ein Prozess, in dem der Polizist erklärt, die Demonstrantin habe sich "pro­vo­kant" verhalten. "Als ich sie er­mahnt hatte, beug­te sie sich vor und pfiff mir ins Ohr." Obwohl der Mann laut Bild 30 Zentimeter größer ist als Güyildar, will er danach mehrere Tage "einen Druck im Ohr" gespürt haben. Interessiert hat das: niemanden. Das Gericht stellte das Verfahren am ersten Tag wegen "Ge­ring­fü­gig­keit" ein.

Heulsuse #2: Die enttäuschte Pizza-Liebhaberin

Der Vorfall: Eine Frau wurde aus einer Pizzeria geworfen, weil sie sich im Laden eine Zigarette angemacht hat.

Die angemessene Reaktion: Sich woanders eine Pizza holen.

Die tatsächliche Reaktion: Die Frau ist so ausgerastet, dass der Pizzabäcker die Polizei gerufen hat, statt in die Pizza hat die Frau dann in die Polizistin gebissen.

Der beste Moment am Pizza-Essen, das weiß jeder, kommt schon lange vor dem ersten Biss. Nein, das Beste an der Pizza ist der Moment, kurz nachdem man sie bestellt hat. Man weiß jetzt, dass die nähere Zukunft auf jeden Fall Pizza beinhalten wird, und schwebt in einem euphorisierenden Mischzustand aus Erleichterung und Vorfreude. Es ist ein besonderer Moment, und man sollte ihn in vollen Zügen genießen.

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Man sollte sich dabei nur keine Zigarette anmachen, zumindest nicht, wenn man noch im Imbiss steht, der einem gerade die Pizza macht. Genau das hat eine Frau aber am Dienstagabend in Köln gemacht, nachdem sie gegen halb acht Uhr abends ihre Pizza bestellt hatte. Die Konsequenzen waren erschütternd: Der Imbiss-Besitzer hat sie kurzerhand aus dem Laden geworfen und ihr Hausverbot erteilt. Die eben noch sicher geglaubte Pizza löste sich urplötzlich im Nichts auf, binnen Sekunden wurde aus dem euphorisierenden Mischzustand ein hungegetriebener Albtraum.

Die 30-Jährige war offensichtlich nicht stark genug, um das Trauma einfach so zu wegzustecken. Stattdessen rastete sie völlig aus, sodass der Imbissbesitzer irgendwann genug Angst bekam, um die Polizei zu rufen. Als dann zwei Polizistinnen ankamen, versuchte die Frau zu fliehen. "Dabei", schreibt die Polizei in ihrem Bericht, "soll sie die Polizistinnen fortwährend beleidigt und nach ihnen gebissen haben." Auch als die Frau schließlich gefesselt aufs Präsidium gefahren wurde, soll sie noch nach den Polizistinnen getreten haben. Das Ergebnis: Die beiden Beamtinnen erlitten "Bissverletzungen und Hämatome". Ganz abgesehen von der psychischen Erniedrigung, von einer Betrunkenen mit einer Pizza verwechselt zu werden. Die Betrunkene erwartet deshalb jetzt ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs, Beleidigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt.

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