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Das steckt hinter der geometrischen Perfektion dieses riesigen Eisbergs

Er sieht aus wie ein gigantisches Stück Feta und treibt vor der Antarktisküste: Der von der NASA fotografierte Eisberg scheint zu perfekt, um wahr zu sein.
Rechteckiger Eisberg in der Antarktis
Bild: NASA IceBridge

Bei Eisbergen denken die meisten Menschen wohl spontan an riesige zerklüftete Eisbrocken, die im Wasser treiben. Doch neue Aufnahmen der NASA zeigen einen antarktischen Eisberg, dessen Kanten so scharf und gleichmäßig wirken, als hätte jemand mit Kettensäge und Lineal nachgeholfen. Trotzdem ist der Eisberg auf ganz natürlich Weise entstanden.

Das Foto wurde am 17. Oktober von einem Flugzeug der NASA in der Nähe des Larsen-C-Schelfeis an der Ostküste der Antarktischen Halbinsel aufgenommen. Das NASA-Projekt soll Veränderungen im Polareis dokumentieren. Bei dem ungewöhnlich geometrischen Eisberg handelt es sich um einen sogenannten Tafeleisberg. Die NASA-Forscherin Kelly Brunt schätzt seine Länge im Gespräch mit dem Online-Magazin Live Science auf 1,6 Kilometer.

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Eisberge in der Arktis und Antarktis unterscheiden sich

Es gibt zwei Arten von Eisbergen: zum einen solche, die wir vom fatalen Zusammenstoß mit der Titanic kennen. Ihre Oberfläche ist unregelmäßig und zerklüftet, sie sind typisch arktische Eisberge, die von den Gletschern Grönlands abbrechen. In der Antarktis hingegen, am Südpol, entstehen für gewöhnlich die wesentlich größeren Tafeleisberge, die lang und flach sind. Sie brechen von der Kante des sogenannten Schelfeises ab; das sind die großen Eisplatten, die von Gletschern und Eiskappen gespeist werden. Brunt vergleicht diesen Vorgang gegenüber Live Science mit einem Fingernagel, der zu lang wird, und dann am Ende abbricht.

In der Wissenschaft wird die Geburt eines Eisbergs auch als Kalben bezeichnet. Der US-amerikanischen Forschungseinrichtung Geophysical Fluid Dynamics Laboratory zufolge können die Tafeleisberge aufgrund ihrer immensen Größe bis zu zehn Jahre im Wasser überdauern und weite Strecken zurücklegen.

Die ungewöhnlich sauberen Kanten weisen laut Brunt darauf hin, dass der Eisberg erst kürzlich vom Larsen-C-Schelfeis abgebrochen sei – Wind und Wellen hatten noch keine Gelegenheit, an ihm zu zehren.

Klimawandel könnte Schelfeis schneller abschmelzen lassen

Rechteckige Tafeleisberge sind in der Nähe der Schelfeiskante ein gewöhnlicher Anblick, auch wenn sie selten so ordentlich aussehen wie der von der NASA fotografierte Eisberg. Oft werden sie als Eisinseln bezeichnet, obwohl es sich nicht tatsächlich um Inseln handelt. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Pobeda-Eisinsel, die in regelmäßigen Abständen im Osten der Antarktis entsteht und eine Fläche von rund 1.500 Quadratkilometern erreichen kann.


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Auch wenn es ein natürlicher Vorgang ist, dass Eisberge in allen Größen und Formen von Schelfeisplatten abbrechen: Ihr rapides Abschmelzen könnte wie das vom Larsen-C-Schelfeis durch den Klimawandel beschleunigt werden. Die Antarktische Halbinsel hat sich seit den 1940er Jahren alle zehn Jahre um etwa 0,5 Grad erwärmt, aber Klimaforschende konnten noch nicht eindeutig belegen, welchen Anteil der Mensch an diesem Temperaturanstieg hat. So oder so trägt das daraus resultierende Schmelzwasser zum Anstieg der Meeresspiegel bei, der für die nächsten Jahrzehnte vorhergesagt wird.

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Dieser Artikel ist zuerst auf der englischsprachigen Seite von Motherboard erschienen.