„Halo 5: Guardians“ ist ein Wechselbad der ganz großen Gefühle

Die digitale Version von Halo 5: Guardians hat Ewigkeiten gebraucht, bis sie auf meiner Xbox One installiert war.

Als ich wartete, auf und ab schritt, rauchte und jeden qualvollen Prozentsprung des Installationsvorgans beobachtete, wurde ich an das prickelnde Gefühl der Spannung und Vorfreude erinnert, das nur Halo bieten kann. Ich erinnerte mich daran, wie ich betrunken in der nebligen Nachtluft Schlange stand und auf den Verkaufsstart von Halo: Reach wartete. Wie ich das Plastik von der Hülle riss und mich mit roten Augen, nach Monaten der Gerüchte, Previews, Screenshots, Geheimnisse und Lügen, direkt in die Kampagne stürzte. Wie ich der Wahrheit hinterherjagte und Bienen liebte.

Und hier sind wir wieder. The Big One. Die Weltraumoper, die ganze Gaming-Systeme verkauft. Das 60-Frames-pro-Sekunde-Wunder. Der erschütternde Showdown zwischen den Spartans. Das am heißesten ersehnte Videospiel für Xbox One seit Einführung des Systems, und der größte Launch-Titel in der Geschichte der Franchise, steht in den Regalen. Nach langem, langem Warten kannst du es jetzt endlich kaufen und zitternd in deinen feuchten Händen halten.

'Halo 5: Guardians, Launch Trailer

Aber trotz der Gänsehaut, den Übertreibungen, den Achter- und Neunerbewertung und dem unglaublichen Hype des aktuellsten Teils der Star Wars-ähnlichen Videospiel-Saga, muss ich leider berichten, dass Halo 5: Guardians gemischte Gefühle erweckt.

Beginnen wir mit dem Positiven.

Halo 5 schmeißt dir jede einzelne Sekunde mehrere Frames visueller Exzellenz ins Gesicht. Wirklich. Mach am Boden etwas Platz für deine Kinnlade, denn ab der Minute, ab der die erste Cutscene vorbei ist, bis zur Sekunde, in der du den Y-Knopf drückst, um die Credits am Schluss zu überspringen, ist Guardians eine schwindelerregende Augenweide. Spüre wie eine lässige Million Pixel aus dem Bildschirm über dein Gesicht prasselt. Sag leise „Whoa". Zermartere dir dein Gehirn beim Versuch, dich daran zu erinnern, wann du das letzte Mal so etwas gesehen hast. Halo ist zurück.

Während der siebenstündigen Kampagne kommt der Genuss durch das schwindelerregende Treffsicherheit des Spiels in puncto Maßstab zustande, und die Kulissen haben davon reichlich. Bemanne einen der gewaltigen Guardians und besiege den gigantischen Kraken mit einem Banshee-Squad. Durchquere die turmhohe Vertikalität von Sanghelios und erlebe, wie die prometheischen Waffen in deinen Händen zum Leben erwachen wie nie zuvor.

Bungie: Aufgepasst!

Schnapp dir dein bestes Paar Kopfhörer, sag deinen Fernseher besetzenden Mitbewohnern / deinen nörgelnden Eltern / deinem langsam vereinsamenden Schatz / deinen nervigen Kleinkindern, dass du für die nächsten paar Stunden nicht ansprechbar sein wirst, und hör dir eines der besten und außergewöhnlichsten Sound-Designs seit Vanquish an. Es klingt so lebendig und so fremd. Die Kampfmaschinerie donnert. Granaten detonieren. Grunts lachen. Lightrifles machen „Pju! Pju!". Es ist ein Universum voll elektrisierender Töne, und jeder Effekt wird mit einer Klarheit und Kreativität präsentiert, die man unmöglich ignorieren kann.

Ganz zu schweigen von einer pulsierenden Spielmusik, die nicht davor zurückschreckt, Mägen zu verdrehen, den Puls zum Rasen zu bringen und Herzen zu brechen.

Ich habe entdeckt, dass das Leben nur wenige Dinge bereithält, die befriedigender sind, als einen Grunt von hinten mit der Schulter umzurammen. Oder einen so hart auf den Boden zu knallen, dass ihm die Zähne durch den kleinen Grunt-Hintern fliegen.

Man kann jetzt auch anvisieren und ranzoomen und Boost-Dodges ausführen, in der Luft schweben und Vorsprünge erklimmen. Jede dieser Ergänzungen fühlt sich bedeutsam an und bringt Halo mehr auf eine Stufe mit schnelleren Shootern wie Titanfall und die Call of Duty-Reihe. Ob das eine gute oder eine schlechte Sache ist, überlasse ich dir, ich für meinen Teil stimme zu.

Ich sitze am „Halo-gen Abend" (das ist der Abend bevor Halo erscheint) nicht wegen der Handlung vor Aufregung zitternd da. Mir geht es um die gewitzten Gegner, epischen Kulissen und das unnachahmliche Kampfgeschehen. Warum? Wenn es beim Kampf ums Eingemachte geht, ist Halo unübertroffen. Es ist der warme Platz vor dem Kamin für die Katze, die erste Zigarette nach ein paar Gläsern Bier. Es fühlt sich an, wie nach Hause kommen.

Das Kampfgeschehen von Halo 5 ist ein wahres Ballett und jeder Bereich bietet atemberaubende Vertikalität, versteckte Durchgänge, Geschütztürme, hektisches Suchen nach zurückgelassenen Waffen, Dutzende von Möglichkeiten zum Flankieren, zahllose Wege, um den Gegner zu überraschen, und eine Reihe wirklich hervorragender Fahrzeugabschnitte. In dieser Hinsicht lässt es Destiny wirklich in jeder erdenklichen Weise scheiße aussehen.

Was ziemlich lustig ist, wenn man darüber nachdenkt.

Guardians bietet einen Multiplayer-Modus, der keine Fragen offenlässt. Mach deine Requisition-Packs auf und tauche direkt bei Warzone ein, ein expansiver Spielmodus, bei dem es um Eroberung geht, im Stil von Battlefield, und der über verbesserte KI und zahlreiche unvergessliche Momente verfügt. Schnapp dir einen Ghost und rase in die feindliche Basis, erschieße Scharfschützen auf dem Balkon in einem Wraith oder probiere dein Glück zu Fuß. Egal wie du spielst, Warzone macht enorm viel Spaß.

Findest du dich zurecht, nachdem du jahrelang von Destiny und CoD verwöhnt wurdest? Die Arena von Halo 5 ruft und du solltest dein Bestes geben, denn sie ist knallhart. Breakout ist ein neuer, herausragender Modus—entweder du erbeutest die Flagge oder löschst das gegnerische Team aus, um einen Punkt zu erzielen. Ich hatte einen tollen Moment, als ich der einzige Rote gegen zwei Blaue war und beide durch einen Nahkampfangriff erledigen konnte, als sie um die Ecke schossen, was zu brüllendem Beifall von meinem Teamkollegen führte.

Viele Leute scheinen sich ziemlich über die Requisition-Mikrotransaktionen aufzuregen, und wenn man diese auch als finsteres Zeichen für zukünftige Halo-Teile werten könnte, stellen sie nur für die hartgesottensten Perfektionisten ein Problem dar.

Und jetzt zu den Dingen, die nicht so gut funktionieren.

In Halo 5 gibt es einen Endgegner, der sich Warden nennt. Er hat ein großes Schwert und eine glühende Schwachstelle auf dem Rücken. Du kämpfst einmal gegen ihn und das ist ziemlich cool. Auf der Schwierigkeitsstufe Heroic macht er dich ein paar Mal platt, aber letztendlich siegst du.

Später kämpfst du dann noch mal gegen ihn.

Und noch mal.

Und noch mal.

Und noch mal.

Wenn er dann endlich gegen Schluss der Kampagne abdankt, wirst du dich fragen, wie zum Geier 343 damit davongekommen sind.

Metal Gear Solid V und Bloodborne wurden bereits Anfang 2015 veröffentlicht und präsentierten einige der spannendsten und innovativsten Endgegnerkämpfe aller Zeiten. Für dieses heulende Vakuum an Einfallslosigkeit gibt es keine Entschuldigung. Es ist Spam und den sollte niemand verteidigen.

Wie ich bereits erwähnt habe, kaufe ich Halo nicht wegen der Geschichte. Du wahrscheinlich auch nicht. Aber nur für den Fall, dass du dich gefragt hast, ob Guardians das Spiel ist, das dein Interesse an der umfangreichen und detaillierten Geschichte von Halo weckt—343 hat absolut nichts unternommen, um dein Wissen aufzufrischen.

Warum fehlt der Frau ein Arm? Ich dachte Locke und Chief würden eine massive Auseinandersetzung haben. Das ist das Ende? Wirklich?

Auf der positiven Seite setzen die Cutscenes wahrscheinlich neue Standards für die Qualität in Videospielen, trotz dem Gelaber der Hauptprotagonisten, die sich selbst zu ernst nehmen. Sie sind wirklich eine Augenweide.

Egal ob du dich für das Blue Team oder Osiris entscheidest: Die KI ist reichlich nutzlos.

Zumindest für einen Teil des Spiels ist sie kompetent, Teammitglieder werden bei Bedarf wiederbelebt und lassen sich grob mit dem Steuerkreuz Befehle erteilen, aber in späteren Einzelkämpfen gegen Gruppen von Promethean Knights und den idiotischen Warden stößt man bei höheren Schwierigkeitsstufen auf Probleme. Sie sind so dämlich, dass du das Blut in deinen Adern kochen spüren wirst.

Schau gut hin! Während sich der Timer zum Wiederbeleben dem Ende zuneigt, wirst du zum Checkpoint zurückgeschickt, obwohl Buck direkt neben dir steht.

Staune! Während Tanaka auf dich zu rennt, mit der guten Absicht, dich wiederzubeleben, direkt in die offenen Arme eines wütenden Knights.

Raste aus! Während du die gleichen Sequenzen immer und immer wieder wiederholst.

Navigiere! Direkt zu deiner Freundesliste und schnapp dir sofort ein paar kompetente menschliche Spieler.

Insgesamt ist es kein perfektes Spiel. Die Story ist Müll, Forge fehlt immer noch, es gibt ein paar unglaublich billige Endgegner und wenn du keine gewillten Freunde hast, wird die Solokampagne durch die schlechte KI getrübt.

Aber wenn Guardians es gut macht, dann richtig. Warzone allein wird eine Generation lang halten und bietet das Umfeld, in dem einige der epischsten Multiplayer-Schlachten in der Geschichte der Serie ausgetragen werden.

Die Kampagne weist einige wirklich spektakuläre Momente und Bilder auf, die dir für immer im Gedächtnis bleiben werden. Die Guardians hängen wie bedrohliche Kolosse am rosafarbenen Himmel, der sich windende Kraken verfolgt dich über gefährliche Felsen, und es ist eine wahre Freude, Halo zum ersten Mal mit 60 FPS zu sehen.

Der schiere Nervenkitzel des Spiels, die neuen Moves und natürlich die bekannte Freude beim Zusammenstoß mit Elites werden dich umhauen.

Also: Machen all diese Dinge es wert, für Halo 5 Geld auszugeben? Ja, ohne Zweifel! 343 müssen nur die offensichtlichen Probleme von Guardians ausbügeln, um das wahrlich außerordentliche Halo-Erlebnis zu erschaffen, nach dem wir uns alle sehnen.

@jonothonbeech

Diese Review wurde durch die Unterstützung von NVIDIA SHIELD möglich. Die NVIDIA SHIELD Library findest du hier.