Die Flüchtlinge vom Oranienplatz sind zurück—und verzweifelter denn je

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Die Flüchtlinge vom Oranienplatz sind zurück—und verzweifelter denn je

Dieselben Flüchtlinge, die im Juni das Angebot des Berliner Senats angenommen und das Protestcamp selbst abgerissen hatten, sollen jetzt aus ihren Unterkünften geworfen werden.

Einige hundert Polizisten waren heute auf dem Oranienplatz im Einsatz, um eine Gruppe von Flüchtlingen daran zu hindern, den Oranienplatz erneut zu besetzen. Ironischerweise handelt es sich vor allem um die Gruppe um den Sudanesen Bashir Zakariah, die sich im April auf ein Angebot des Berliner Senats eingelassen und das Protestcamp selbst abgerissen hatten—gegen den Willen eines Teils der Bewohner. Bashir wurde damals trotzdem von vielen als der „Vermittler“ und „Dilek Kolats wichtigster Mann auf dem Oranienplatz“ gelobt.

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Mittlerweile bereuen Bashir und seine Leute es bitter, dem Senat vertraut zu haben. Dilek Kolat hatte ihnen zugesagt, ihre Anträge wohlwollend zu prüfen. Bis zum Ende dieser Prüfung sollten sie als „freiwillige Leistung“ des Senats Unterkünfte erhalten. Gestern meldete die taz, dass das Landesamt für Gesundheit und Soziales angekündigt hatte, dass die Prüfungen „abgeschlossen“ seien und die betroffenen Personen aus den Unterkünften auszuziehen haben. 103 von ihnen müssen die Unterkünfte morgen verlassen.

Wo sie hingehen sollen, weiß niemand. „Wir wurden betrogen!“ erklärte der Bashir aufgebracht. Nachdem der Versuch der Flüchtlinge, wieder ein Zelt auf dem Oranienplatz zur errichten, verhindert worden war, kam es zu Rangeleien mit der Polizei. Im Zuge dessen wurden mehrere Flüchtlinge leicht verletzt, sieben Personen wurden verhaftet. Am Nachmittag war die Stimmung auf dem Platz immer noch sehr aggressiv. „Sie sollten Gewehre holen und uns alle erschießen!“ rief ein vor Wut zitternder Flüchtling der Polizei zu. „Das ist sowieso kein Leben hier. Wir wollen dieses Land verlassen!“ Um 6 Uhr waren immer noch an die 70 Flüchtlinge auf dem Platz versammelt, um 21 Uhr soll eine Solidaritätsdemo auf dem Oranienplatz losgehen.