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Heulsuse der Woche

Und wieder ist es an der Zeit für den wöchentlichen Kampf um die Heulsusenkrone. Dieses Ma: ein rassistischer Mitarbeiter vom deutschen Bundesamt für Flüchtlinge und Migration und ein AfD-Politiker, der Menschen mit Down-Syndrom als dumm bezeichnet hat.
Foto: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge | Wikimedia | gemeinfrei

Und wieder ist die Woche vorbei und wieder wollen wir uns in unserer beliebten Rubrik gemeinsam mit euch über ein paar Menschen wundern, die mit der Welt nicht fertig werden.

Heulsuse #1: Joachim L.

Der Vorfall: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) entlässt einen Mitarbeiter, nachdem er rassistische Kommentare auf Facebook gepostet hat.

Die angemessene Reaktion: Er schämt sich. Aber so richtig!

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Die tatsächliche Reaktion: Er postet weiter und spricht von Verleumdung.

Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) postete am letzten Freitag auf seiner Facebook-Seite einen Artikel aus den Nürnberger Nachrichten, in dem über eine Familie berichtet wurde, die aufgrund ihrer Hautfarbe seit über einem Jahr keine Wohnung findet und von Vermietern schon offen diskriminiert wurde. Die Mitarbeiter wollten so eine Diskussion über Rassismus im Alltag anregen.

Einer ihrer Kollegen nutze daraufhin sein Recht auf freie Meinungsäußerung und tat beherzt seien Standpunkt zu diesem Thema kund. Anders als man eventuell vermuten könnte, ergriff er dabei nicht Partei für die Familie, sondern äußerte Verständnis für die Vermieter. Da „der Ordnungssinn“ bei „Afrostämmigen“ höchstens rudimentär vorhanden sei, würde auch er an Stelle der Hausbesitzer „eine Kultur präferieren, die den kulturellen Gegebenheiten adaptiert ist und weiß, wie man die Wohnung in einem moderaten Zustand hält“. Außerdem kam ihm die glänzende Idee, besagte „Afrostämmige“ in einem „Kultivierungsseminar zu 'europäisieren‘“—„Toleranz und Menschenwürde hin oder her".

Der Shitstorm ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Das BAMF selbst bezog sofort Stellung und ließ noch am selben Tag mitteilen, dass die Äußerungen des engagierten Mitarbeiters „in keiner Weise tragbar“ seien. Seit Montag ist Joachim L. nicht mehr für das Bundesamt tätig.

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Der meldete sich daraufhin wieder bei Facebook zu Wort: Er sprach von „übler Nachrede" und beklagte: „Meinungen konstruktiv zu debattieren ist hier anscheinend nicht gewünscht. Bilanz: ernüchternd und traurig“. Ob er sich schon Gedanken über seine weitere berufliche Zukunft macht, ist nicht bekannt. Wir legen ihm an dieser Stelle allerdings wärmstens ans Herz, vorher erstmal ein Kultivierungsseminar zu besuchen.

Heulsuse #2: Thomas Hartung

Der Vorfall: Thomas Hartung liest einen Zeitungsbericht über den Spanier Pablo Pineda, der das Down-Syndrom hat und als Lehrer unterrichtet.

Die angemessene Reaktion: Nichts.

Die tatsächliche Reaktion: Er beschwert sich auf Facebook darüber, dass so etwas möglich ist.

Und noch ein verwirrter Mensch, der sich diese Woche per Facebook-Kommentar ins berufliche Abseits katapultiert hat. Zu euer aller Überraschung handelt es sich bei Kandidat Nummer zwei um ein Mitglied unserer hoch geschätzten Lieblings-Heulsusenpartei Alternative für Deutschland.

Thomas Hartung, seines Zeichens stellvertretender Vorsitzender und Sprecher der AfD in Sachsen, postete am vergangenen Wochenende auf seiner Facebook-Seite einen Artikel über den spanischen Lehrer Pablo Pineda, der trotz Down-Syndrom seinen Studienabschluss machte und dessen Leben in dem Film Me too – Wer will schon normal sein? mit ihm selbst in der Hauptrolle verfilmt wurde. Hartungs Kommentar: „Was sagt uns das: Sei nur blöd genug, reise in der Welt herum, die Dummen wenden sich schon ganz allein dir zu.“ „Wo soll das hinführen, wenn er als ‚normal’ gezeigt wird?“

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Auch die Kritik, die daraufhin auf ihn einhagelte, konnte Hartung nicht von seinen Ansichten abbringen. So erklärte er noch am Montag in einem Interview: „Mein Credo lautet: Ein Trisomie-21-Betroffener kann aufgrund unserer Bildungsstandards in Deutschland den Hochschulberuf eines Lehrers nicht ergreifen, ich als Nichtbehinderter würde von einem solchen auch nicht unterrichtet werden wollen.“

Inzwischen hat sich Sachsens AfD-Vize, nachdem er seinen Posten in der Partei und seine Lehrstelle an der TU Dresden verloren hat, doch noch für seine Kommentare entschuldigt. Allerdings bedauert er dabei am meisten, welchen „Schaden für die AfD“ er mit seinem unqualifizierten Gewäsch verursacht hat. Zur Zeit liegt seine Partei laut Umfragen zu den anstehenden Wahlen in Sachsen trotzdem bei unerfreulichen acht Prozent.

AfD-Chef Bernd Lucke, der sich bei uns ebenfalls schon um die Heulsuse der Woche beworben hat, beschwerte sich diese Woche derweil darüber, dass er zu einem Festakt zur Eröffnung des Europäischen Parlaments nicht auf Deutsch eingeladen wurde.

Wer ist die größere Heulsuse?

Letzte Woche: Das Münchner Brüderpaar, das den Besitzer eines Döner-Imbiss aufgrund seiner hohen Bierpreise zusammenschlug gegen die amerikanische Familie, die nicht verstand, warum Messer nichts in einem Vergnügungspark zu suchen haben.

Die Gewinner: Die Messerstecher-Familie!