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Skulpturen aus Schwein

Der brasilianische Künstler Zé Carlos Garcia baut Karnevalswägen, Superinsekten und Schweine mit Flügeln. Unter anderem.

Der brasilianische Künstler Zé Carlos Garcia baut Karnevalswägen, Superinsekten und Schweine mit Flügeln. Unter anderem.

Die moderne Schönheitschirurgie bietet den glücklichen Menschen von heute schier unendliche Möglichkeiten, ihre grotesken Phantasien Wahrheit werden zu lassen. Beweis gefällig? Hier bitte:

Wenn es uns aber möglich ist, mithilfe der Schönheitschirurgie Menschen wie groteske Schweine aussehen zu lassen, warum sollten wir es dann nicht auch umgekehrt machen, und Schweine zu grotesken Menschen ummodellieren?

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So oder ähnlich muss der Gedankengang des Künstlers Zé Carlos Garcia gewesen sein, als er in Brasilien - seinem Heimatland und gleichzeitig das Heimatland der schönheitschirurgischen Exzesse - die Skulptur Cabeca de Porco anfertigte:

Das war früher mal ein ganz normaler Schweinekopf. Ist die Ähnlichkeit zu Tatjana Gsell nicht verblüffend?

Zé Carlos macht noch viele andere tolle Sachen. Zum Besipiel hat er eh schon beeindruckende brasilianische Insekten zu noch beeindruckenderen Superinsekten zusammengesetzt, und er baut diese riesigen brasilianischen Karnevalswägen, die wir so lieben. Vor kurzem war er mir seinem Künstlerkollegen Robson in Berlin, und wir haben ein bisschen geplaudert.

VICE: Wie bist du zur Kunst gekommen? Ich habe gehört du hast damit angefangen, die großen Wägen für den brasilianischen Karneval zu gestalten?

Zé Carlos Garcia: Oh, ich habe mein Leben lang schon Skulpturen angefertigt. Zum Karneval bin ich erst über die Kunstschule gekommen. Das mache ich übrigens jetzt immer noch.

Ja?

Ja, das ist eine tolle Möglichkeit, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich arbeite sechs Monate an einer Karnevalschule, an der die Wägen entworfen und gebaut werden, und damit verdiene ich genug Geld, um den Rest des Jahres zu tun, was ich will.

Das ist ja toll! Wer zahlt das, der Staat?

Ja, heutzutage ist es der Staat. Die spekulieren natürlich auf den Tourismus. Aber früher waren das die Mafia und große Drogenbosse. Zum Teil ist das heute immer noch so. Für die ist das eine wichtige Prestige Sache.

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Wie hast du dann angefangen mit organischem, tierischem „Material" zu arbeiten?

Am Anfang waren es die Hühner. Ich bin auf einer Farm aufgewachsen, weißt du? Ich habe die ausgefallenen Federn der Hühner gesammelt, sie in Farbe getaucht und dann den Hühnern wieder angeklebt. Dann liefen auf dem Bauernhof lauter bunte Hühner durch die Gegend.

fantastisch, wie ging es dann weiter?

Dann kamen die Insekten. Wie gesagt, in Brasilien lebe ich auf dem Land. Da fliegen nachts riesige Viecher um die Lampe in deinem Zimmer herum. Ich habe sie gefangen, auseinander genommen und neu wieder zusammengesetzt. Für einen Brasilianer sind diese Hybriden wie ein Puzzle. Er versucht die einzelnen Teile den Insekten zuzuordnen, die er kennt.

Und dann hast du angefangen Schweineköpfe zu Menschenköpfen umzumodellieren. Hast du irgendwelche Erfahrungen in plastischer Chirurgie? Es ist doch was total anderes, mit Fleisch zu arbeiten.

Ja, aber, wie gesagt, ich habe mein Leben lang Skulpturen gemacht. Außerdem liebe ich Tiere, von daher war das kein Problem.

Dafür dass du Tiere liebst, gehst du ganz schön rabiat mit ihnen um. Deine Schweineskulpturen sehen echt alptraumhaft aus.

Oh ja. Ich habe mir mal den Spaß erlaubt, und zu einer Vernissage geladen, auf der ich für die Besucher eine große feijoada gekocht habe. Das ist ein traditioneller brasilianischer Eintopf mit Bohnen und viel Schweinefleisch. Mitten zwischen die Töpfe, Teller und Beilagen habe ich dann den umoperierten Schweinekopf auf den Büffettisch gelegt.

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Bist du Vegetarier?

Nein, aber ich glaube, ich habe an diesem Tag ein paar neue Vegetarier geschaffen.

Ich habe eben mit deinem Cousin geredet, und er meinte du seiest eine Mischung aus Künstler und Mörder. Bist du damit einverstanden?

Hm… ja. Ich meine, wir töten, um zu essen. Warum sollen wir nicht auch töten, um zu bewundern?

Momentan stellen Zé Carlos Garcia und Robson im Café Olinda in der Immanuelkirchstraße 6 in Berlin ein paar ihrer kleineren Arbeiten aus. Die Schweine- und Insektensachen haben es aber leider nicht durch den Zoll geschafft.