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GAMES

Hype der Sterne, Laras 1000 Tode und ziemlich angestaubte Ghouls

Wir haben uns im neuen Heft durch 'Rise of The Tomb Raider', 'Fallout 4', 'Star Wars: Battlefront' und 'Halo 5' gearbeitet, damit ihr es nicht tun müsst.
Screenshot via EA

In den letzten paar Wochen sind ziemliche Mörderspiele rausgekommen und gibt es schließlich nichts, was in den Feiertagen mehr förderlich ist für die Rausch-Rekonvaleszenz als Couch und Gaming. In unserem aktuellen Heft haben wir uns die dicksten Würstel aus der aktuellen Videospielsuppe gefischt und mit ihnen der früh untergehenden Wintersonne gehuldigt—die uns netterweise zur Zeit die Bildschirme fast nie verblendet. Also organisiert euch eine gute Mitfahrgelegenheit, die geilsten Games und Weihnachten bei den Eltern ist gerettet. Die Redaktion hat gesprochen!

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Star Wars: Battlefront

Hypes können sehr unterschiedlich sein. Manche sind wie Scheiße an der Schuhsohle und man wird sie nicht los, so sehr man sich auch bemüht—ich denke da an Gangnam Style oder Neuauflagen alter 90er-Jahre-Serien. Andere Hypes sind dafür so ein tolles und gemeinschaftliches Erlebnis, dass sie uns über lange Zeitspannen hinweg einfach nur begeistern—manchmal völlig ungeachtet der tatsächlichen inhaltlichen Qualitäten. Ich spreche natürlich von Star Wars.

Offizieller Screenshot von EA

Wisst ihr noch, als wir bei den 2000er-Prequels über den Schatten von dem kleinen Anakin durchgedreht sind, der Vaders Silhouette hatte—oder wie uns Pod-Rennen beziehungsweise zweiseitige Lichtschwerter komplett vom Hocker gehauen haben? Das war Hype. Auch wenn diese Filme ein Bastard aus schwächelnden CG-Bildern und wenig monumentaler Sternenpolitik waren, an den Vorab-Hype erinnern wir uns besser als an Yodas befremdliche Kampfkünste.

Mit The Force Awakens geht das Spiel jetzt weiter—oder besser gesagt „die Spiele". Was für mich damals Hammertitel wie Shadow of the Empire oder Jedi Outcast waren, ist heute das neue Star Wars: Battlefront. Schon Anfang 2015 predigte mein Nachbar von diesem Videospiel als Erlösung unserer beider Gamer-Seelen.

Tatsächlich haben wir am ersten Abend mit Battlefront direkt einige Stunden purster Freude verbracht, wie schon lange nicht mehr. Sicherlich könnte das auch an der Zufuhr von abwechselnd Joints und Whiskey gelegen haben, aber ich verstehe die Enttäuschung gegenüber dem Spiel und die gedoktorte Diskussion rund um Breaking Benjamin und #ad überhaupt nicht.

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Das neue Battlefront ist perfekte Zwischendurch- und Wochenend-Unterhaltung für Leute, die keine technisch komplexen Ego-Shooter mit der Muttermilch aufgesogen haben—also die Masse. So wie die Filme für jedermann sind, ist auch das neue Battlefront Popcorn-Spaß. Bezeichnungen wie „simplistisch und zu wenig herausfordernd" treffen schon zu, aber solche „Mankos" stellen für mich bei diesem Typ von Spiel eher Vorteile dar.

Kommt schont, einfach die Survival-Missionen auf Hard stellen, die beiden Lungenflügel mit Homegrown befüllen—dann ist der Schwierigkeitsgrad auch gleich ein bisschen erhöht—und schon könnt ihr den Rebellenabschaum niederholzen. Living the hype and loving it.

Josef vergibt 5 von 5 der subjektivsten Videospiel-Überbewertungen EVER

Publisher: Electronic Arts
Plattform: PS4, Xbox One, PC

RISE OF THE TOMB RAIDER

Screenshot via Xbox Wire

Gott, die arme Lara. Wie sie leidet für unsere misogynen Sünden. Mir fällt kein anderer Action-Adventure-Blockbuster ein, in dem der Protagonist permanent irgendwo runterfällt, so viel schreit, stöhnt, keucht, geschlagen oder aufgespießt wird, vor Kälte zittert oder nach Luft röchelt.

Ja,Rise of the Tomb Raiderhat wie auch das vorangegangene 2013er-Reboot Anklänge von Pornographie für Leute mit ernsthaften Folterkomplexen. Verkauft wird das als "Survivor"-Narrativ, was irgendwie funktioniert, aber eben nicht besonders aufregend ist, vor allem beim zweiten Mal hintereinander.

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Die Story stammt übrigens aus der Feder der Britin Rhianna Pratchett, die aus einem nicht nachvollziehbaren Grund eine der wenigen Games-Autorinnen ist, die Leute namentlich nennen können.

Spielerisch ist Rise of the Tomb Raider ein sehr kompetentes Best-of-Medley aktueller AAA- Videospieldesigns: Ducken, Schießen, Schleichen, Klettern, Jagen, Basteln und so weiter. Spring über die Plattformen, die hinter dir einstürzen, während alles explodiert. Drück mehrmals schnell hintereinander auf die X-Taste, um die Tür aufzuhebeln. Dass das Entwicklerteam auch nur eine einzige Idee selbst gehabt hätte, kann man ihm nicht unterstellen.

Aber die KI der Gegner ist echt gut, das Gunplay auch und die Grafik sogar umwerfend. Miss Crofts neues Abenteuer ist abwechslungsreich und lustig. Nur fühlt man sich danach ein bisschen dümmer.

Andreas vergibt 2 von 5 ziemlich schmerzhaft aussehenden Todesarten

Publisher: Square Enix
Plattform: Xbox One

FALLOUT 4

Offizieller Screenshot von Bethesda

Fallout 4 ist wie ein videospielgewordener Schlüsselreiz, der meine postapokalyptischen Fantasien beflügelt: Nach einem mehr oder minder kurzen Abstecher in Vault 111 ist die Einöde des atomar verstrahlten, retro-futuristischen Bostons ein gigantischer Spielplatz, auf dem ich so richtig die Sau rauslassen kann. Hinter jedem zweiten Stein gibt es einen Dungeon, eine Nebenquest oder eine neue und völlig bescheuerte Waffe. Das sind auch die Momente, in denen mich die Skyrim- und Wolfenstein-Entwickler so richtig begeistern.

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Fallout 4 fühlt sich gleichzeitig leider wie eine fade Wiederholung der Version des Vorgängers an: Quests und Inszenierung sind antiquiert an, wie aus 2002 oder so, auch die Story ist ausgelutscht. Dazu kommen seichte Dialoge, dafür mehr Action und stärker zurückgeschraubte Rollenspiel-Elemente. Die an sich coole Basenbau-Mechanik und die Waffen-Upgrades könnten so auch glatt in einem 20 Euro Steam-Indie- Survival-Spiel enthalten sein.

MOTHERBOARD: So sähe Cortana aus Halo übrigens mit einer normalen Figur aus.

Das Ödland ist mehr als angestaubt. Nur kann ich trotzdem irgendwie nicht aufhören, Fallout 4 zu spielen. Das noch unerschlossene Boston, die fetten Supermutanten und verstrahlten Ghouls, die sich vor meinen Augen in Wolken aus Blut und umherfliegenden Körperteilen verwandeln, zaubern mir einfach immer wieder ein Lächeln auf die Lippen.

Raphael vergibt 3 von 5 lockeren Schrauben.

Publisher: Bethesda Softworks
Plattform: PS4, Xbox One, PC

HALO 5

Offizieller Screenshot von Microsoft

Die Xbox One ist keine schlechte Konsole, aber halt doch schon lange auf der Suche nach einer echten Daseinsberechtigung jenseits von Sunset Overdrive und den Forza-Rennspielen. Da kommt das neue Halo 5 keine Sekunde zu früh, immerhin ist die Reihe schon seit der allerersten Xbox Microsofts hauseigenes Gaming-Zugpferd und neben Call of Duty immer noch der bekannteste Konsolen-Shooter.

Halo bleibt aber auch im fünften Teil Halo. Das heißt: ein kurzweiliger, aufpolierter Action- Spaß mit simplen, aber bewährten Mechaniken. Die Story besteht zu neunzig Prozent aus US-militärisch klingenden Actionfilm-Dialogen, die aber neben dem ganzen Ballern und den vielen bunten Farben angenehm verblassen.

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Die Reihe hat aber auch schon genug prätentiöse Symbolik und überladenen Hintergrund-Lore, dass Fans die Foren-Threads mit seitenweise unnötigen Detaildiskussionen anfüllen können. Dass man den Splitscreen-Modus geopfert hat, damit die Xbox One auch ja durchgehende 60 Bilder pro Sekunde zusammenbringt, ist verständlich, aber schade. Irgendwie scheinen wir pro Konsolengeneration für jedes neue Feature ein altes eintauschen zu müssen.

Nathan Fillon als Weltraumsoldat und der neue Multiplayer-Modus namens Warzone sind wohl die wenigen Gründe für ein paar neue Halo-Partien—dabei gäbe es doch eigentlich auf der gleichen Konsole schon die extrem umfangreiche Master Chief Collection.

Andreas vergibt 2 von 5 durchgeschwitzten Spartanerhelmen.

Publisher: Microsoft Studios
Plattform: Xbox One

Josef auf Twitter: @theZeffo
Andreas auf Twitter: @schirmsprung
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