Dinge, die Flüchtlinge zwischen Serbien und Ungarn zurückgelassen haben

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Dinge, die Flüchtlinge zwischen Serbien und Ungarn zurückgelassen haben

Fotos der von Syrern auf der Flucht verlorenen Gegenstände sind wie Porträts ohne Gesichter—von Menschen, die auf der beschwerlichen Reise mehr zurücklassen als nur ein paar Sachen.

Anfang September erreichte ich die ungarisch-serbische Grenze. Meine Unterkunft befand sich dabei in Röszke, einer Stadt, die zusammen mit der umliegenden Gegend zu einem Hotspot der Flüchtlingsroute von Griechenland nach Mitteleuropa geworden ist. Täglich passieren Tausende Menschen Röszke und meinen dort geführten Interviews nach zu urteilen, kommen die meisten davon aus Syrien.

Als ich einige von ihnen auf ihrer Reise entlang der Eisenbahnschienen begleitete, kam mir die Idee, wie ich die Geschichten dieser syrischen Flüchtlinge erzählen könnte, ohne dabei ihre Gesichter zu zeigen. Ich hatte das Gefühl, dass Fotos der Dinge, die sie zurücklassen, viel tiefgründigere (und wohl auch poetischere) Porträts abgeben würden.

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Als Fotojournalist habe ich jetzt die letzten zehn Jahre damit zugebracht, die Flüchtlingsrouten nach Europa zu dokumentieren, und mich dabei vor allem auf die Strecken konzentriert, die in Afrika anfangen. Was mir bei diesem Projekt allerdings aufgefallen ist, waren die tatsächlichen Dinge, die ich zwischen Ungarn und Serbien verteilt fand: Plüschtiere, Medikamente, Bootstickets, Hygieneartikel, Lebensmittel, Kleidung … Also alles Sachen, die in armen Ländern wie Mauretanien, Mali, Senegal oder Marokko kein Mensch einfach so am Straßenrand zurücklassen würde.

Erkennen wir so vielleicht endlich, dass diese Flüchtlinge Menschen sind, die wirklich nur Schutz suchen und uns nicht auf der Tasche liegen wollen? Das kann ich nur hoffen.