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Sport

In Good Faith feiert Premiere

Wie dreht man einen guten Snowboardfilm? Und was haben das Fischen, ein paar Scheichs und ein Bus voller Mamas damit zutun?

IN GOOD FAITH // TEASER #2 from Lukas Lerperger on Vimeo.

Ungefähr jedes Mal wenn Sido jemandes Mutter "Hure" nennt schießt ein neuer Snowboardfilm aus dem Boden. Die Meisten davon sind, sowie die Tatsache gereifte Damen so zu bezeichnen, überflüssig und scheisse. Es gibt bei beidem aber auch Ausnahmen: Hampelmänner müssen auch mal einstecken und auf "In Good Faith" freuen wir uns schon wie die Schnitzel. Lukas Lerpergers erster Film feiert am Freitag im Schikaneder Premiere. Die einzigen Videos die ich drehe sind die Peinlichkeiten meiner Freunde wenn sie sternhagelvoll sind. Deshalb habe ich mich mit Lukas und einem der Rider, David Struber, zusammengesetzt um mal nachzuhaken wie man das mit dem Filmen ein bisschen professioneller angeht. Wir haben uns lange übers Fischen, Ragga und das Kochen unterhalten, das lag vielleicht an Flo Pötzl aus Salzburg, den wir per Skype dazugeschaltet haben. Dann haben wir die Kurve zum Snowboarden aber doch noch gekriegt.

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Was habt ihr für Hobbies außer Snowboarden?

Flo: Also ich sag eigentlich immer dass Fischen mein Hobby ist aber ich war dieses Jahr dreimal Fischen und hab nie was gefangen. Darum hab ich nur mehr ein Hobby und das hör ich auch bald auf.

Wieso?

Flo: Ich werde jetzt dann die Frau fürs Leben finden, heiraten und Kinder kriegen. Da braucht man eh keine Hobbies mehr.

Und was arbeitest du dann wenn du die Frau des Lebens gefunden hast?

Flo: Als Nachtportier. David arbeitet auch als Nachtportier und fragt mich immer wenn er Probleme hat.

Was kann man als Nachtportier für Probleme haben?

Flo: Einige, wenn man sich nicht auskennt und dann Vollspacken kommen und irgendwas von dir wollen. Aber ich hab ihm den besten Tipp gegeben: sie sollen einfach in der Früh wiederkommen.

Wie kam die Idee zu In Good Faith?

Lukas: Das war eigentlich nicht geplant. Letzten Herbst habe ich wieder zu Filmen begonnen, kleine Skate-Sachen. Dann sind wir ein Wochenende zum Dachstein gefahren und haben einen kleinen Clip vom Snowboarden gemacht. Das Filmen hat uns getaugt, Davo und ich waren das Tag-Team und jeder der Zeit hatte ist dann mit uns mitgekommen.

Habt ihr euch alles selber finanziert?

Flo: Ich hab immer das Essen zahlen müssen.

David: Im Prinzip brauchst du nur Benzin. Liftkarten fallen ja schon mal weg.

Lukas: Das Einzige was wir bekommen haben ist ein bisschen Kohle für die Premiere, da hab ich alle Sponsoren der einzelnen Fahrer angefragt. Die DJs und die Location kosten ja, ich will aber keinen Eintritt verlangen.

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Wieso willst du keinen Eintritt verlangen?

Lukas: Ich geh da von mir selber aus. Wenn man das Gesamtpaket will, also Film und Party ist Eintritt schon gerechtfertigt aber was macht man wenn man nur den Film sehen will? Ich will die Premiere nicht aus meiner eigenen Tasche bezahlen aber mir geht es auch nicht darum Geld damit zu machen.

Ein sehr glücklicher Lukas.

Wie macht man dann Geld damit?

Lukas: Ein halbes Jahr bevor man überhaupt mit dem Filmen anfängt muss man sich Sponsoren suchen. Ich hab noch nie ein Snowboardvideo gemacht, deshalb kann ich nicht einfach sagen: „Gebt’s mir 1000 Euro.“ Wenn du keine Referenz hast wird dir niemand Geld geben, dafür brauchst du schon einen großen Status als Videoproduktion sowie die Pirates oder Isenseven. Auch wenn die Leute dein Video vielleicht cool finden bringt dir das nichts solangs den zehn wichtigen Hanseln nicht taugt. Es ist halt ein Business.

Wieviele Stunden Videomaterial habt ihr?

Lukas: Keine Ahnung, bestimmt ein paar tausend Clips.

Okay und wo fängt man dann mit Schneiden an?

Lukas: Ich habe ein Lied, das muss ich mir oft anhören damit ich in meinem Kopf den richtigen Flow reinkrieg, dann setze ich vage die ersten Tricks übers Lied. Jeder Trick hat seine eigene Melodie. Wenn man einen Trick im Schnitt hat merkt man dass zum Beispiel die Länge vom Slide oder die Bewegung beim Wegsprung genau über eine Passage vom Lied passt. So fange ich dann an, hab tausend Löcher drin und tu hin und her. Irgendwann werden die Löcher weniger und dann häng ich bei einer gschissenen Passage. Es ergibt sich alles irgendwie.

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Wie lange sitzt du am Schneiden bis der Film fertig ist?

Lukas: Viel zu lange. Aber ich sitz auch voll oft da und tu nix. Viele Leute rauchen sich ein oder saufen und schneiden dann die Nacht durch, so bin ich nicht. Ich bleib am Wochenende zu Hause, steh um sieben in der Früh auf und trinke fünf Café beim Schneiden.

David: Dann ist er aufgedreht und rennt durch die Wohnung.

Kommen andere Sachen zu kurz?

Flo: Eisfischen hab ich leider nicht gehen können. Die Uni hab ich vielleicht auch ein bisschen vernachlässigt aber mein Gott..

Ich hätte euch gerne ein Photo von Flo beim Fischen gezeigt aber das ist natürlich auch cool.

Kommen eure Mamas zur Premiere?

Luki: Nein, die sind alle in Salzburg.

Flo: Mit dem restlichen Geld werden wir einen Bus organisieren.

Einen Mama-Bus! Was habt ihr diesen Winter vor?

David: Nachtportier und Student sein. Fleißiger Student.

Wirst du bei Contests mitfahren?

David: Ja, wahrscheinlich.

Hast du nicht Sponsoren die dir sagen wo du mitfahren sollst?

David: Nein, da verlangt keiner was. Ich bin jetzt beim Kitzbüheler Skiclub, das ist lustig. Die zahlen mir dann auch Contestteilnahmen. Das ist einer der reichsten Skiclubs dies gibt, Arnold Schwarzenegger ist dabei und irgendwelche Scheichs.

Scheichs sind immer gut. Was macht einen guten Snowboardfilm aus?

David: Musik.

Lukas: Ja stimmt, Musik ist wichtig. Jeder hat seine Vorlieben, manchen taugt Powder mehr. Ich find das fad. Eigentlich taugt uns Snowboarden das wie Skaten ist.

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David: Es ist auch das einfachste und billigste Snowboarden. Wenn man einen Powder Film macht muss man immer auf den Berg fahren, Schnee schaufeln und sich voll auskennen. Es ist auch gefährlich, hat eigentlich nur Nachteile für uns.

Dass sich auf dem Bild zwei fröhliche Polizisten befinden die begeistert von Lukas und der Crew waren ist mir erst nach sehr langer Zeit aufgefallen. Davids wunderschöne Hausmeisterbatschen fand ich eigentlich viel faszinierender.

Wie läuft so ein Filmtag ab?

Lukas: Spot fahren, dann zum Supermarkt Essen und Bier einkaufen. Nach Hause gehen, Flo zaubert Schweinsbraten. Ich spiel in der Zwischenzeit die Aufnahmen auf den Laptop.

David: Wir hatten eigentlich immer den selben Ablauf, das war so nett. Wie Urlaub.

Lukas: Am Abend überlegt man schon für den nächsten Tag: wie schaut’s mit dem Wetter aus, wo liegt Schnee? Man organisiert sich die Leute und die Ausrüstung. Für manche Spots braucht man ein Bungee-Seil zum Anziehen, für andere eine Anfahrtsrampe. Wenn man in der Nacht was macht braucht man einen Generator mit Lichtern. Ich bin in der Früh immer als Erstes aufgestanden und hab um Acht schon Radau gemacht damit alle weitertun und wir anfangen können. Beim Spot hab ich auch manchmal rumgestresst wenn dann ewig überlegt wurde ob der Spot passt oder nicht. Dann hab ich gesagt „Jetzt scheisst’s euch nicht an.“ und wir haben losgelegt.

Verletzten sich die Rider oft?

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Luki: Oft nicht. Letzten Winter hat nur Flo sich derb wehgetan bei einem Rail into Wallride. Er ist in der Landung verkantet und hat sich das Genick verrissen.

Flo: Ich hab mir den Halswirbelfortsatz zweimal gebrochen. Das war das 2. Beste was mir passieren konnte. 3. wäre eine Operation gewesen, 4. querschnittsgelähmt und bei 5. wär ich hin gewesen weil’s eben das Genick war.

Hat das sehr weh getan?

Flo: Naja ich bin am Anfang nur liegen geblieben weil ich nicht wusste was passiert ist. Man hat dann einen Schock. Ich hab mich aber gleich bewegen können und geglaubt dass ich nur was am Kopf hab weil es so einen Tuscher gemacht hat.

Lukas: Wir haben das überhaupt nicht gecheckt.

Flo: Davo ist runtergerutscht und wir sind gemeinsam zum Auto. Ich bin mit gesenktem Kopf gegangen, dann hab ich gemerkt dass was nicht stimmt. Ich hatte ein Kapperl auf und meine Stirn hat sich vereist angefühlt da hab ich Davo gefragt ob da was ist. Als Ersthelfer sollte man wohl ruhig bleiben und den Verletzten nicht unnötig nervös machen. Davos Reaktion war "Woah, fuck fuck fuck!!“, das hat nicht unbedingt geholfen. Der Schirm vom Kapperl hat mir die Haut auf der Stirn runtergezogen. Wir haben dann die Rettung gerufen und im Krankenhaus war ewig nicht klar was ich wirklich hab. Als mir der Arzt gesagt hat dass ich zu 99% keine Operation brauche bin ich auf ein Schnitzel gegangen.

In Good Faith feiert diesen Freitag Premiere im Schikaneder, ihr solltet euch aber auch nicht die After-Show Party entgehen lassen. Da sorgen nämlich wir für den richtigen Soundtrack zum Chaos!

Dieses Bild, das die romantische Zweisamkeit von Lukas Lerperger und David Struber zeigt, stammt zwar aus der Photoshop-Feder von Flo Pötzl (auch genannt: Pötzi, Pansen, Pansenboy 86, Flockimoto), wurde mir aber anonym zugesendet.

Photos: Kathi Holzmann