Wo verläuft die Grenze zwischen Kunst und Perversion?

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Wo verläuft die Grenze zwischen Kunst und Perversion?

Pawel Tkaczyk ist das ziemlich egal. Du kannst seine Fotos auch gerne hassen.

Bis vor Kurzem war der polnische Künstler Pawel Tkaczyk noch als autodidaktischer Maler bekannt. Ganz offensichtlich sah er darin nicht genug Ausdrucksmöglichkeiten und so versuchte er sich vor einem Jahr an der Fotografie. Pawel sagt, dass du seine Arbeiten gerne auch hassen darfst-für ihn ist es nur wichtig, dass er sie macht.

Mir haben seine Bilder irgendwie gefallen, also rief ich ihn anlässlich seiner letzten Ausstellung im Warschauer Studio Las an.

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VICE: Bislang kennt man dich vor allem als Maler. Warum hast du jetzt auch mit der Fotografie angefangen?
Pawel Thaczyk: Ich bin irgendwann zu dem Punkt gekommen, an dem ich niemandem mehr beweisen musste, dass ich malen kann. Ich entschied ich mich also dafür, mit der realistischen Malerei aufzuhören und meine Fähigkeiten im Abstrakten weiterzuentwickeln. Nachdem ich das dann für ein Weile gemacht hatte, merkte ich, dass mir die gegenständliche Malerei doch fehlte, also habe ich die Fotografie als Ausdrucksmittel in Erwägung gezogen. Ich merkte schnell, dass sie die entstandene Lücke perfekt ausfüllte.

Fotografierst du lieber Menschen als Gegenstände?
Ich habe da eigentlich keine Vorlieben. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wenn ich Objekte fotografiere, ist das eine rein bildhafte Angelegenheit-vergleichbar mit dem Malen von Stillleben. Wenn ich eine Person fotografiere, ist das konfrontativer-es fordert einen heraus. Ich lote gerne meine Fähigkeiten aus, wenn es darum geht, Menschen dazu zu bringen, mit mir zu kooperieren. Manchmal habe ich mir eine Idee in den Kopf gesetzt, die so extrem ist, dass ich sofort weiß, dass es nicht einfach wird, jemanden dazu zu bringen, dabei mitzumachen. Meistens bekomme ich das aber hin.

Wie trittst du an die Leute heran, die du fotografierst?
Ich bin letztens zu einer Ausstellungseröffnung gegangen und habe dort dieses Mädchen getroffen. Ich entschied mich dazu, sie zu überreden, sich auszuziehen-in aller Öffentlichkeit, mitten am Tag, umgeben von all den Menschen. Sie hat es gemacht. Sie war weder betrunken noch high.

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Ich erzähle den Leuten aber immer meine Geschichte-wer ich bin, was ich mache und was mich interessiert. Ich zeige ihnen die Bilder, die ich mache, und die, die mich inspirieren. Es ist sehr wichtig, Vertrauen aufzubauen. Wenn ich den Menschen einen Kontext gebe, hilft es dabei, dass sie meine Ideen als künstlerisch und weniger als pervers sehen.

Machst du dir jemals Gedanken darüber, wie die Öffentlichkeit auf deine Bilder reagiert?
Das ist mir ziemlich egal. Mir ist es wichtig, meine Perspektive zu zeigen. Der Betrachter kann dann daraus machen, was er möchte, und darüber denken, wie ihm beliebt. Ich mag Gewalt, erotische Themen und Pornografie. Wären meine Fotos anders, könnte ich nicht ehrlich über sie sagen, dass es „meine" sind. Alles, was ich tue, ist von höchster Qualität. In das, was ich mache, stecke ich immer alles, was ich habe.

Entwickelst du deine Fotos selber?
Für mich ist das Zeitverschwendung. Ich nutze diese Zeit lieber, um neue Ideen zu verwirklichen. Ich habe es auch schon selber probiert, aber lieber lasse ich das Labor die Arbeit machen. Ich bekomme dann die unretuschierten Fotos von ihnen und kann dann entscheiden, ob ich die technischen Fehler oder den Dreck drauflassen möchte. Für mich werten diese Makel die finale Komposition auf.

Mehr von Pawels Arbeiten kannst du hier sehen.