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Die Simpsons VS. Family Guy: Was habt ihr denn erwartet?

Bei der Comic-Con in San Diego gab es einen ersten Einblick in die Crossover-Folge.

Screenshots: The Simpsons/Family Guy Crossover - Comic-Con 2014

Für die meisten der heutigen Menschen ist das Fortbestehen der Simpsons fast so wie das Fortbestehen der Church Of England: Irgendwie überleben beide nur wegen Leuten, mit denen du kaum etwas zu tun hast.

Diese Leute bilden eine unsichtbare Masse und zeichnen sorgfältig auch Staffel Nummer 24 auf. Dabei kichern sie über Grampas neueste Quengeleien, Krustys neueste Frau, Homers neuestes Hobby oder Chief Wiggums neuesten Assistenten und sind sich in keinster Weise bewusst, dass jeder andere Mensch das alles nur über’s Internet mitbekommt. Eigentlich ist es doch so, dass diejenigen von uns, die nicht nur mit Hilfe einer TV-Box überleben, die Serie nur noch wegen den Schlagzeilen über Celebrity-Auftritte wahrnehmen: „Russell Brand kommt in der neuen Simpsons-Episode vor“, „Das Intro der neuen Simpsons-Folge ist eine Parodie auf Die Tribute von Panem“, „Die Simpsons-Episode mit Lady Gaga ist die schlechteste in der Geschichte der Serie“ und so weiter.

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Diese Woche ist folgende Simpsons-Schlagzeile in aller Munde: „Die Simpsons kommen in einer Family Guy-Folge vor“. Wenn du je einen Beweis dafür gesucht hast, wie sehr die Kreativität der Serie zurückgegangen ist … bitte schön. Dieses Jahr erreichten die Einschaltquoten von Die Simpsons in den USA mit nur 3,5 Millionen Zuschauern ein Rekordtief. Zum Vergleich: Family Guy ist mit beeindruckend gleichbleibenden 7 Millionen Zuschauern immer noch gut dabei. Einst sahen viele Family Guy als Abklatsch, jetzt ist die Serie der rettende Strohhalm, an den sich das ertrinkende, gelbe Vorbild klammert.

Es ist traurig, aber unübersehbar:

Die Simpsons

gehören als kulturelles Produkt einfach in ein bestimmtes Zeitalter. Auf mich wirkt es immer komisch, wenn in

Die Simpsons

ein Witz über die moderne Popkultur gemacht wird. Das ist wie bei einer biederen Vorabend-Soap, wenn dort plötzlich über Hashtags gesprochen wird. Im Grunde spielt die Serie immer noch in der Welt, in der wir uns als Kinder bewegt haben. In Springfield steht immer das Loollapalooza-Festival an, dort wird Bill Clinton immer der gut aussehende, junge Präsident sein, der eine optimistische Nation nach dem Gewinn des Kalten Krieges anführt, und

Exxon Valdez

ist immer nur eine Pointe weit entfernt.

Family Guy mag zwar beliebt sein, aber die Serie hat nie wirklich jemandem so viel bedeutet wie Die Simpsons und kann so ungetrübt für immer weiter machen. Während Die Simpsons einen außergewöhnlichen, Beatles-artigen Einfluss auf die Popkultur hat, kommt Family Guy eher wie Kiss daher: nur ein weiterer lauter Abkömmling, der auf Ewigkeiten fortgesetzt werden kann. Dabei ist man glücklich mit dem Wissen, dass das Publikum immer zufrieden gestellt werden kann, wenn es nur Blödsinn vorgesetzt bekommen will.

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Die Autoren scheinen zu verstehen, dass die allgemeine Wahrnehmung die Folgende ist: Die Simpsons ist in den besten Momenten auch wirklich das Beste, Family Guy besteht in den besten Momenten aus Furzwitzen. Wenn wir den bei der Comic-Con zum ersten Mal gezeigten Trailer als Grundlage nehmen, dann scheint die Folge in diesem Klassenunterschied zu schwelgen, wenn die leichteren, postmodernen Witze vom Anfang überwunden sind (Stewie: „In welchem Staat befinden wir uns?“ Brian: „Ich glaube nicht, dass wir das sagen dürfen.“; Stewie versucht sich an Barts Telefonstreichen und das Ganze endet mit einem Witz über Vergewaltigung). Es geht dann allerdings ans Eingemachte, wenn Homer und Peter Griffin darüber reden, welches ihrer jeweiligen Heimatbiere nun ein Abklatsch vom anderen ist. Griffin: „Es wurde vielleicht von Duff INSPIRIERT, aber meiner Meinung nach geht es in eine andere Richtung …“ Wir können uns schon vorstellen, in welche Richtung es geht: eine irgendwie brave, lahmarschige Mischung aus zwei South Park-Folgen (‚Das gab’s doch schon bei den Simpsons!‘ und ‚Cartoon Krieg‘).

Das bei der Comic-Con vorgeführte Filmchen gipfelt in einem Kampf zwischen Peter Griffin und Homer, bei dem sie in den Nuklearreaktor des Springfielder Atomkraftwerks fallen. Sie tauchen wieder auf, besitzen eine leuchtend grüne Farbe und Marvel-ähnliche Superkräfte, schießen in den Weltraum, kollidieren dort mit einem Alien-Raumschiff und fliegen über die Springfield-Schlucht, die bereits durch Homer und ein Skateboard Berühmtheit erlangte. Die Simpsons war bis jetzt immer eine Welt mit eigenen Regeln—eine Welt, in der eine ganze Stadt wegen einem einzelnen Käsebällchen einen Aufstand anzetteln kann. In dieser Welt sind jedoch nie Leute in Nuklearreaktoren gesprungen und haben dadurch Superkräfte erhalten, denn das ist einfach nur albern. Es schießt einem sofort das Bild von eingeschüchterten Autoren in den Kopf, die zu den Charakteren, der Welt und dem Gesamtbild der Serie keinen Draht mehr finden und auf der Jagd nach der nächsten für Aufruhr sorgenden Szene einfach nur noch wild in die Tasten hauen, während ihnen ihr wütender Boss eine Pistole an den Kopf hält und immer mehr Episoden fordert.

Viele haben sich über die letzte Episode von Seinfeld beschwert und sagten, dass diese nur egozentrisches Geschwätz war und die Zuschauer dafür verunglimpfte, weil sie Woche für Woche die gleiche charaktergetriebene und vorhersehbare Farce geschluckt haben. Man könnte meinen, dass bei Die Simpsons diese Folge seit über einem Jahrzehnt läuft, aber was soll man auch erwarten? Wie kann eine TV-Serie überhaupt länger als Buddy Holly am Leben bleiben? Heutzutage haben Leute Sex, die damals noch gar nicht geboren waren, als die legendäre neunte Staffel ausgestrahlt wurde und wäre Bart keine Zeichentrickfigur, dann wäre er jetzt älter als Macaulay Culkin (und anscheinend soll man diesen Typen als einen tragischen Star vergangener Tage belächeln).

Das viereinhalb Minuten lange Promo-Video verrät nicht, wie die Folge enden wird. Hier jedoch mein Vorschlag: Niemand gewinnt den Kampf. Dieser wird so lange weiter gehen, bis jeder in Springfield vor Langeweile stirbt und das Haus der Simpsons für ein paar Jahre leer steht, während die Leichen verrotten. Schließlich besetzen Jahrzehnte später Prophet Mohammed und eine Seekuh das Gebäude und eine neue Serie voller satirischer Abenteuer beginnt. Klingt doch ziemlich lässig, oder?

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