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It's still real to me, damn it!

Die besten Wrestling-Bösewichte

Hier kommen die besten Entrance Themes der ganzen Wrestling-Welt.

Captain America ist in den Kinos, und wisst ihr was? Wenn ihr bei meinen letzten Blogs irgendwas gelernt habt und auch nur ein Hauch zen-buddhistischer Transzendenz in euch steckt, blickt ihr durch das schnöde Zelluloid hindurch direkt auf die Frage, welche Einzugsmelodie den Proto-Protagonisten wohl zu seinem Kampf gegen Hitler geleitet hätte. Wahrscheinlich würde er sich den Soundtrack seines Erfolgs mit Präsident Obama und Hulk Hogan teilen und ganz einfach auch zu Rick Derringers "Real American" in die Arena ziehen. Die folgenden drei Herren setzen dem sogar noch eins auf. Also stimmt noch einmal mit mir die Schalmei, hier kommen die besten Entrance Themes der ganzen Wrestling-Welt.

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Das kleine Porno-1-mal-1 mit Rick “The Model” Martel

Ja, er war ein Model. Steht ja auch auf seinem Button, und in seinen Augen sowieso. Rick Martel war der fleischgewordene Ken für Vollkontakt-Tarnkappen-Homos und zornige Kleinkinder, die ihn unendlich gern ausbuhten.
Seinen Swag holte sich der fesche Prolet von seiner Chipendale-Attitüde, die es ihm gebot, sein Sakko und seine Fliege direkt auf der nackten, sonnengegerbten Haut zu tragen.

Und wie das mit Models wohl generell so der Fall ist, war auch Rick Martel einerseits das geheime Vorbild jedes Vorstadtvollidioten, der sein Hetero-Hardlinertum sofort für das Leben am Laufsteg und den Gehaltscheck eines Topstars eingetauscht hätte, und andererseits der Lusttropfen-Traum jeder testosterongeilen Semischwulette, die ihn gleichzeitig aber auch irgendwie dafür hasste, dass er so viel geiler aussah wie sie selbst.

Ich denke, was ich eigentlich sagen will, ist, dass „The Model“ nur als Bösewicht funktionieren konnte, weil absolut niemand ihn offen angefeuert oder bejubelt hätte. Und um auch ja keine Missverständnisse oder Fanclubs aufkommen zu lassen, verpassten ihm die WWE-Kreativen gleich eine schöne Weichspüler-Melodie aus der Pornoecke:

Was wir daraus lernen ist: Wenn du geil bist, hast du überall Neider. Und: Wenn du deinen Unterhalt nur mit Schönsein verdienst, hast du wahrscheinlich auch einen ziemlich beschissenen Musikgeschmack. Außerdem wird dich keiner ausstehen können und trotzdem jeder so sein wollen, wie du. Diese Dinge gelten fürs Modeln ebenso wie im Porno – und Wrestling ist von beidem nicht sonderlich weit entfernt. Ich sag nur: Jeder hat seinen Preis! Was mich auch zum pornomäßigsten Song bringt, der je für einen Wrestling-Bösewicht geschrieben wurde.

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Der Million Dollar Man Ted DiBiase tut, was er kann… weil er es kann!

Ich weiß, was ihr denkt: Wenn jemand wirklich Millionär ist, warum sollte er dann noch wrestlen? Wozu sollte sich so ein Geldsack durch die panamerikanische Unterschicht grapschen, mit dem Gesicht immer nah am schweißigen Schritt andrer, ärmerer Männer, anstatt es sich bei Würgespielen mit austauschbaren Thaiboys im Wandschrank seiner Villa gutgehen zu lassen?

Und ihr habt natürlich recht – Ted DiBiase war freilich kein echter Millionär, nur seine Figur war einer. Allerdings ist eure Argumentation trotzdem scheiße, weil es seither im Wrestling nämlich sehr wohl jemanden gab, der ein echter Aktienmillionär war und dennoch weiter wrestlete – der Typ hieß John Bradshaw Layfield, gewissermaßen der Million Dollar Man 2.0. Warum er das tat? Keine Ahnung, aus Spaß wahrscheinlich.

Aber abgesehen von der leidigen Diskussion darüber, was nun echt ist und was nicht, müsst ihr euch eigentlich nur Ted DiBiases Song anhören, und schon sind alle neunmalklugen Zweifel wegklistiert:

Wenn das nicht geil ist, weiß ich’s auch nicht. Dazu müsst ihr euch noch vorstellen, dass der Million Dollar Man bei seinem Einzug immer wieder mal Geldscheine aufs Publikum runter regnen ließ und außerdem einen diamantbesetzten Million-Dollar-Gürtel trug.

Wer nicht mal auf so viel Genius rein kippen kann, liest wahrscheinlich auch nur Sachbücher, weil er oder sie „keine Zeit für Märchen“ hat. Perlen vor die Säue. Für mich ist das jedenfalls der mächtigste Bösewicht-Song, den das Wrestling je hervorgebracht hat. Und dazu gehört auch, dass er mich keine Sekunde lang dran zweifeln lässt, dass der „Million Dollar Man“ meine ganze Familie aufkaufen würde, wenn er grade lustig wäre.

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Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Wenn dieser Millionär doch alles kaufen kann, warum kauft er sich dann nicht einfach an die Spitze der WWE und besorgt sich den Champion-Titel? Tja, wenn ihr mich einfach hättet ausreden lassen, wüsstet ihr die Antwort längst. Tatsächlich hat Ted DiBiase genau das versucht, indem er André The Giant als Vollstrecker bezahlte und sich nach dessen Titelgewinn den Gürtel einfach überreichen ließ. Die Regentschaft hielt aber nur ein paar Minuten und ist heute nicht mal offiziell anerkannt (was im Kanon des WWE-Universums soviel heißt wie “Uns gefällt nicht, was wir uns damals ausgedacht haben”). Hier die ganze Geschichte:

Da habt ihr’s. Und soviel zu eurem I-Tüpfelchen-Reiter-Trip. Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Auf einem I-Tüpfelchen kann man doch gar nicht reiten. Fickt euch. Und jetzt auf zum großen Finale mit Frauen-Gekreische und dem einzig wahren Sexy Boy.

Kein Buben-Spielzeug, sondern sexy Senior: Der Herzenbrecherbube Shawn Michaels

Törrööö, Tusch, und Doppeltusch, hier kommt der letzte Teil der komischsten Einzugsmelodien im Wrestling – und glaubt mir, auf gewisse Weise ist unser heutiges Ohrenschmankerl wirklich das komischste, das ich aus den Tiefen des Theme-Sumpfs fischen konnte: Der Song des einzigen „Heartbreak Kid“ Shawn Michaels.

Wir Wrestling-Fans sind diese Klänge schon seit unserer Kindheit so gewohnt, dass es uns irgendwie gar nicht mehr seltsam vorkommt, wenn ein Mann Ende Vierzig über sich selbst als den „Sexy Boy“ singt und sich dazu von geilen Groupies anstöhnen lässt.

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Stattdessen rasten wir jedes Mal wieder völlig aus, wenn das Gekreische anfängt und unsren Shawnie einläutet – denn trotz all der Arroganz, die sein Liedchen an den Tag legt, ist Michaels seit Ewigkeiten einer von den Guten. Warum? Weil er sich nicht in die Spandex-Hosen scheißt.

Shawn Michaels ist so etwas wie der George Clooney der Dorfdiskos – der ältere Herr, der stilsicher an jeder Peinlichkeit vorbeischrammt und in seinem Metier einfach immer noch abgeht wie ein Butt-Plug.

Ja, ihm ist wirklich nichts zu peinlich, auch keine Hosen mit gebrochenen Herzchen drauf, und er zeigt seit Mitte der Neunziger gern seinen Arsch her, auch wenn er es immer so aussehen lässt, als würden ihm seine Gegner die Hosen runterziehen. Einmal, als er in München auftrat, sah ich eine Oma direkt neben mir all ihren Lebenssaft zusammennehmen und auf den Stuhl steigen, um den Sexy Boy hysterisch anzutanzen. Natürlich ließ er auch hier seine Ritze raushängen.

Seither habe ich ihn auch noch bei Wrestlemania 25 in Houston gegen den Undertaker wrestlen sehen, und was soll ich sagen, es war das beste Match aller Zeiten. Und das alles trotz dieses im Grunde genommen lächerlichen Lieds, das einen eigentlich total aus der Stimmung bringen sollte. Aber weit gefehlt. Als das doofe Kreischen anfing, stand ich genau wie die Münchner Oma auf meinem Stuhl und war völlig hirnerweicht.

Und wahrscheinlich ist es genau das, was ein Theme-Song wirklich können muss – zu seiner Lächerlichkeit stehen und dennoch die richtigen Knöpfe bei uns drehen. Hier habt ihr ihn:

Törrööö, Tusch, und Doppeltusch, hier kommt der letzte Teil der komischsten Einzugsmelodien im Wrestling – und glaubt mir, auf gewisse Weise ist unser heutiges Ohrenschmankerl wirklich das komischste, das ich aus den Tiefen des Theme-Sumpfs fischen konnte: Der Song des einzigen „Heartbreak Kid“ Shawn Michaels.

Und soviel also zu Wrestling-Liedern. Jetzt werden hier andere Saiten aufgezogen: Immerhin wird Vince McMahon, WWE-Boss und das Böse in Person, dieser Tage 66(6) Jahre alt, und damit eine definitive, endgültige Aufarbeitung seiner größten Matches in und außerhalb des Rings fällig. Bald. Nur hier in eurem Wrestling-Lese-Kino. Mahalo!