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Wieso wundert es jemanden, dass im Dynamo ein 'FCK SVP'-Stempel die Runde macht?

Die SVP droht, dem Dynamo wegen einem “FCK SVP”-Stempel den Geldhahn abzudrehen. Sie macht damit aus einer Maus einen Elefanten.

Grosser Aufschrei bei der Zürcher SVP: Im Zürcher Jugendkulturhaus Dynamo bekamen die Besucher des Soulfly-Konzerts am Dienstag einen “FCK SVP”-Stempel auf den Arm gedrückt. Die Volkspartei droht nun auf ihrer Webseite damit, der Institution den Geldhahn abzudrehen, wenn das Sozialdepartement, dem das Dynamo untersteht, solche Provokationen nicht unterbinde: “Die SVP der Stadt Zürich fordert den sozialdemokratischen Sozialdepartementsvorsteher Raphael Golta unmissverständlich auf, diesem Treiben im Dynamo sofort ein Ende zu setzen.“

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Diese Nachricht nimmt nun jedes erdenkliche Medium auf: Watson, 20 Minuten, Tages Anzeiger, Radio 1—alle berichten vom Stempelskandal. Zuletzt entschuldigen sich sogar die sozialen Dienste in einer Medienmitteilung für den Vorfall und der Konzertveranstalter Good News distanziert sich von der politischen Aussage des Stempels. “Das geht gar nicht”, sagte Geschäftsführer Stefan Matthey gegenüber Radio 1 und betont, dass Good News politisch neutral sei.

So bin ich leider dazu gezwungen, ebenfalls meinen Senf dazu abzugeben und ich muss es leider mit den Worten von Fussballtrainer Bruno Labadia sagen: “Das wird doch alles von den Medien hochsterilisiert!”

Ich frage mich, ob es wirklich jemanden wundert, dass dieser Stempel im Dynamo zum Sortiment gehört? Es ist ja nicht so, dass SVP-Wähler zum Stammpublikum der Konzerte und Partys an der Limmat gehören und die Partei jemals einen Fick auf das bestehen des Jugendhauses gegeben hätte. Das Programm des Dynamos ist einfach links ausgerichtet—soweit der gespielte Punkrock, Metal, HipHop, Goa und Techno politisch ist—und die Besucher fühlen sich wohl kaum von so einem Stempel angegriffen. Wenn überhaupt, wird der eine oder andere dem “FCK SVP” zustimmen.

Das Dynamo stempelte bereits zur DSI politisch ab. Foto von Nick Lobeck

Das Dynamo beteiligte sich zum Beispiel wie viele anderen Schweizer Clubs an der politischen Aktion, bei der den Gästen ein “Nein”-Stempel zur Durchsetzungsinitiative verpasst wurde. Daran hat sich auch keiner gestört. Aber der “FCK SVP”-Stempel passt natürlich bestens ins PR-Programm der SVP: Man kann sich schön in die Opferrolle drücken und so eine linke Kulturstätte angreifen.

Trotzem müssen wir uns leider wirklich Sorgen um das Dynamo machen. Die SVP drohte bereits dem Theater Neumarkt, das eine umstrittene Darbietung zeigte, in der Weltwoche-Chef und SVP-Nationalrat Roger Köppel vom Geist eines Nazipublizisten befreit werden sollte. Von links bis rechts distanzierten sich alle von der Neumarkt-Aktion und es ist noch offen, ob der Stadtrat und der kantonale Regierungsrat der Budgetkürzung zustimmen—hinter vorgehaltener Hand haben aber wohl alle Nicht-SVPler trotzdem gelacht.

Und sorry, der “FCK SVP”-Stempel—den ich übrigens auch schon mal auf dem Arm hatte, nicht aber vom Dynamo—ist spätestens heute nach der zweiten Dusche auf keinem Arm mehr und interessiert am Montag wirklich niemanden mehr. Dafür stand die SVP mal wieder in den Schlagzeilen.

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