7 Dinge, die ich an Münchner Clubs hasse

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Clubkultur

7 Dinge, die ich an Münchner Clubs hasse

München, du bist keine Weltstadt. München, du bist ein Witz.

München nennt sich selbst gerne Weltstadt. In Bezug auf die Clubkultur ist dieser Titel ein Witz, denn trotz seiner Größe hängt München mental immer noch im Dorfstadium fest. Ausgehen funktioniert in dieser Stadt nur mit ganz viel Glück. Lest hier 7 Dinge, die ich an der Münchner Clubkultur hasse:

Anwaltssöhne

Foto: Heribert Pohl / Flickr / CC-Lizenz

München schmückt sich gern mit dem Ruf von schicken Clubs, in denen sich eine Schickeria aus Oligarchen und Bayernspielern ein Gläschen Prosecco gönnt. In Wirklichkeit sind diese Läden aber einfach nur voller hemdsärmeliger Jünglinge mit Gelfrisur und bunten Hosen, die eine 700-€-Flasche nach der anderen bestellen. Es könnte theoretisch sein, dass das alles erfolgreiche Machertypen sind, die gerade auf den Verkauf ihrer erfolgreichen neuen App anstoßen. Die meisten Veuve Cliquots und Dom Perignons wurden tatsächlich von irgendwelchen Daddies aus Bogenhausen und Grünwald bezahlt. Die allgegenwärtige Arroganz, mit der die Rich Kids edle Tropfen, teure Klamotten und erstklassige Schulbildung für sich beanspruchen-wie sie der ganzen Welt zeigen wollen, dass sie einfach irgendwie die besseren Menschen sind, macht Münchens schickere Clubs zu unerträglichen Orten. Außerdem kann es dir echt den Abend versauen, wenn du ein paar Stunden dabei zugucken musst, wie sich ein paar Jünglinge nebenan mit dem Geld ihrer Eltern einen ordentlichen Champagnerrausch antrinken, während du schon nach zwei doppelten Wodka pleite bist.

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Mo-Do

Foto: Promo/ Pacha München

Wenn du in München unter der Woche ausgehen willst, weil du dich zum Beispiel beschissen und einsam fühlst, wirst du wenige Stunden später als Psychowrack wieder nach Hause kommen. In München hat wirklich jeder einen Job, deshalb ist Ausgehen unter der Woche kein Spaß. Mit Ausnahme von zwei Trash-Veranstaltungen, die aus irgendeinem Grund jeden Mittwoch voll sind, geht kein Mensch unter der Woche für mehr als ein Bier aus dem Haus. Du hast Liebeskummer und willst ihn im Schnaps ertränken? Such dir neue Freunde. Du hast deinen verhassten Job gekündigt und willst jetzt irre zappeln gehen? Vergiss es! Jeder, den du kennst, muss morgen früh raus.

Drogen

Während in anderen Städten alle chemikalischen Register genutzt werden, Bürojobber und Pizzafahrer in völlig enthemmte Berufsjugendliche zu verwandeln, sind Druffis in München eine seltene und vom Wegsperren bedrohte Spezies. Es wird zwar wohlwollend akzeptiert, Bier aus Literkrügen zu trinken und danach wahlweise am Straßenverkehr teilzunehmen oder im eigenen Erbrochenen zu pennen-der Konsum von Drogen, die etwas ausgefallener sind als Helles und Doppelbock, wird dagegen streng geahndet. Schon ein paar Graskrümel in der Tasche werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zur Anzeige gebracht. Von anderen Drogen ganz zu schweigen. Wer von Alkohol gelangweilt ist, oder seinen Abend ein bisschen aufpeppen (höhö) will, muss das in München akribisch planen. Du brauchst nicht zu hoffen, dass dir spontan auf der Clubtoilette von irgendwem eine Line angeboten wird. Alle haben hier tierische Angst, jeder andere könnte Zivilpolizist sein, was in diesem Fall leider nicht an drogenbedingten Psychosen liegt. Aus dem gleichen Grund fragt hier auch niemand einen Unbekannten um eine Portion ihres Marschierpulvers. Diese allgemeine Paranoia macht das Drogennehmen in München richtig unentspannt und führt dazu, dass Ausgehen in München sich irgendwie immer noch so anfühlt wie damals bei den ersten Partys im Gemeinderaum der katholischen Kirche.

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Rassismus

In München darfst du nicht wählerisch sein, wenn du dunkle Haut hast und auf die absurde Idee kommst, ausgehen zu wollen. Ob bewusst oder unbewusst: Münchens Türsteher achten penibel darauf, dass sich nur eine erlesene Gesellschaft weißer Mitteleuropäer in ihren Clubs aufhält. Gegen den Rassismus an den Clubtüren wurde schon oft geklagt, aber weil sich die Betreiber nicht in ihrer Türpolitik einschränken lassen und sich auf ihr Hausrecht berufen, ist es unwahrscheinlich, dass sich was daran ändert. Während also die Münchner immer mal wieder auf die Straße gehen und Kerzen hochhalten, um für mehr Toleranz zu demonstrieren, herrscht in den Clubs weiterhin ein gut funktionierendes Apartheidssystem.

Wiesn

Einmal im Jahr schwillt München auf das Vielfache seiner Anwohnerzahl an, Blasmusik schallt aus allen Ecken und eine grausame Duftmischung aus gebrannten Mandeln und frisch Erbrochenem liegt in der Luft. Wir nennen diesen Zeitraum Wiesn. Nur zum Verständnis: Das Volksfest macht Münchnern mindestens so viel Spaß wie den Touris und sie freuen sich auch, dass sie so viele Leute besuchen kommen. Aber nachts im Club zeigt das Oktoberfest seine hässliche Fratze. Mädels in viel zu kurzen Fantasiedirndls vergessen ihre gute Kinderstube und werfen sich entweder lüstern an die Hälse rotwangiger Australier oder gleich in irgendeine Ecke; und marodierende Jungstruppen in Lederhosn fordern einen alle fünf Minuten stierblickig zum Faustkampf auf oder versuchen ungeschickt, dem Barkeeper seine Flaschen zu klauen. Viele Clubs versuchen deshalb, Leute in Tracht gar nicht erst reinzulassen, scheitern aber regelmäßig am eigenen Anspruch. Früher oder später wird sich auch der beste Club unweigerlich in eine After Wiesn-Party voller festbierbesoffener Trachtensepperl verwandeln.

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Anwohner

Sobald in München ein cooler neuer Club aufmacht, fragen sich alle sofort, wie lange er wohl durchhält. Der Grund ist immer der gleiche: die Anwohner.

Wegen Lärmbeschwerden mussten schon einige Münchner Traditionsclubs schließen und man lebt ständig in der Angst, dass der aktuelle Lieblingsladen der nächste ist.

Probleme mit den Nachbarn sind deshalb auch das Smalltalk-Thema Nummer eins-das heißt, wenn du dich nach 22 Uhr überhaupt noch unterhalten darfst, könntest ja jemanden stören. Die Münchner Anwohnerproblematik hat ein ganz neues Berufsfeld geschaffen: den Silencer. Es gibt hier wirklich Leute, die nichts anderes Tun, als alle Menschen im Umkreis von gefühlt 100 Metern um einen Club leise macht. Erbarmungslos. Und das alles nur wegen der hippen jungen Eltern, die es einfach nicht verkraften, dass in ihren schicken durchgentrifizierten Vierteln noch etwas Clubkultur überlebt hat.

Musikalisches Desinteresse

Die Münchner interessieren sich einen Scheißdreck für Musik. Sie sind schlichtweg nicht bereit, sich auf Sound einzulassen, den sie noch nicht aus dem Radio oder der „Best Ibiza Party"-Playlist auf Spotify kennen. Der DJ kann das ausgeklügeltste, versierteste, progressivste Set spielen. Steffi und Maximilian werden ihn trotzdem mit Niggas in Paris und Helene Fischer-Liedwünschen nerven. Sie haben ja schließlich Eintritt bezahlt und außerdem würde dann wirklich jeder ihrer Freunde tanzen, ehrlich.

Wer schon mal auf einem Gold Panda- oder Lapalux-Gig in einem leeren Raum mit vielleicht 20 Leuten stand, kennt das Gefühl, sich für seine Stadt zu schämen. Vor allem, weil am nächsten Wochenende wieder riesige Hallen in den Außenbezirken von seelenlosen Techhouse-Acts ausverkauft werden und der Rest der Party-Meute zum dreitausendsten Mal zu „Ante Up" ausflippt.

Danke, tschau.