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Am Rande des Urban Exploring: Typ cruist mit Hoverboard auf Dubaier Wolkenkratzer

Oleg Cricket schraubt dem Glamour-Faktor der einstigen urbanen Jugendkultur in ungeahnte Höhen.

Oleg Sherstyachenko, Künstlername Cricket, gibt sich auf seiner Website ziemlich geheimnisvoll. Die professionellen Porträtfotos, die etwas an die Bilder eines Mode-Shootings erinnern, lassen keinen wirklichen Blick auf sein Antlitz zu. Auch seine kurze Biographie bleibt kryptisch: Er habe schon als kleiner Junge einen „Traum gehabt, an den nur ich geglaubt habe […] Jeden Tag verbessere ich mich selbst auf dem Weg zu meinem heiligen Ziel."

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Möglicherweise hat er dieses Ziel Anfang des Monats auf dem Dach eines Wolkenkratzers in Dubai erreicht. Wie ein zunächst auf Olegs Instagram-Profil veröffentlichter Kurzclip zeigt, war der 25-Jährige aus Ekaterinburg hier mit einem Hoverboard unterwegs und sich nicht zu schade, bis an den hunderte Meter tiefen Abgrund des Hochhauses zu fahren.

Wohl gemerkt: Es handelte sich hier weder um ein Lexus Hoverboard noch um ein Hendo, welche im MartyMcFly-Style über dem Boden schweben. Oleg wählte stattdessen für sein waghalsiges Experiment todesmutig eines der auf Amazon erhältlichen, rollenden Hoverboards, die um die Weihnachtszeit vor allem dadurch bekannt geworden waren, dass sie gerne mal ohne Vorwarnung in Flammen aufgehen.

Während einem als Betrachter des Clips ziemlich mulmig wird, wenn Oleg bis auf wenige Zentimeter an den Abgrund heranrollt, ist das Video für den russischen Urban Explorer der zweitgrößte Social-Media-Erfolg seit seinem „insane parcour run" im vergangen Jahr, den er ebenfalls über der Skyline von Dubai performt hatte.

Aber ist Oleg überhaupt ein Urban Explorer? Das Erkunden von nicht öffentlich zugänglicher städtischer Infrastruktur ist ein wiederkehrendes Motiv in seinen Aktionen. Doch anders als die Moskauer Digger, welche sich vorwiegend in der Kanalisation und in U-Bahnschächten bewegen, oder der britische Infrastruktur-Hacker Bradley Garrett, welcher einen Fotografie-Band über die Londoner Unterwelt herausgegeben hat, ist Oleg ausschließlich auf Dächern unterwegs.

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Während seine früheren Expeditionen stets den sportlichen Aspekt des Free-Runs und Parcourings betonten, setzt Oleg sich seit Neuestem lieber mit schnittigen Sportwagen und leicht bekleideten Frauen in Szene. Kurz nachdem sein Hoverboard-Clip viral ging, schoss er auf YouTube noch ein Video hinterher, das den Glamour-Faktor im Urban Exploring, das ursprünglich als alternative Jugendkultur mit engen Verbindungen zum Graffiti begonnen hatte, noch einmal in neue Höhen schraubte: Zwischen wilden Fahrten im Cabrio und einem durchtrainierten Pärchen, das auf dem Wolkenkratzer innigen Geschlechtsverkehr simuliert, führt Oleg Handstände auf dem Hoverboard am Rande des Abgrunds durch—alles festgehalten in hochauflösenden 4K-Aufnahmen.

Eine sozialkritische Auseinandersetzung mit dem Recht auf öffentlichen Raum wie sie beispielsweise der Londoner Urban Explorer Bradly Garret liefert finden wir ebenso wenig die das fotografische Talent von Olegs Landsmännern und Urban Explorern

On The Roofs

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Stattdessen wird hier ein mit Urban Exploring-Elementen gesprenkelter Rich & Famous-Lifestyle inszeniert, unterlegt mit einem Remix von Dance-Produzent Flume. Ist Oleg also nur auf den Wolkenkratzer geklettert, um etwas Instagram-Ruhm einzuheimsen, wie der 17-Jährige, der 2014 die Dächer New Yorks unsicher machte?

Nun, vor allem versucht er sich wohl ein Business als tollkühner Freerunner, Akrobat oder Stuntman aufzubauen, ist doch auf Olegs Website, Instagram- und YouTube-Account seine Busines-Emailadresse stets sehr präsent—da können 14 Millionen Views allein über The LAD Bible sicher nicht schaden.