Bewusstlos vor der Studentenverbindung—Diese Künstlerin prangert die sexuellen Übergriffe an Hochschulen an
 Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Violet Overn

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Fotografie

Bewusstlos vor der Studentenverbindung—Diese Künstlerin prangert die sexuellen Übergriffe an Hochschulen an

In ihrer Foto-Serie ‚Fraternity House’ setzt sich Violet Overn künstlerisch mit sexuellen Übergriffen an amerikanischen Universitäten und der sexistischen Verbindungs-Kultur auseinander.

Vor dem Hintergrund der beklagenswerten und andauernden Epidemie sexueller Übergriffe an US-amerikanischen Universitäten hat die kulturelle Debatte um das Thema viele verschiedene Ausdrucksformen angenommen. Als Produkt der verstärkten Aufmerksamkeit ist 2015 die Dokumentation, The Hunting Ground, erschienen. Der Film erntete gleichermaßen viel Lob und Kritik für sein statistiklastiges Format. Trotzdem beleuchtete die Doku ein Problem, das sich gerade auf dem Höhepunkt der landesweiten Aufmerksamkeit befand, und provozierte damit, zumindest zum Teil, ein Handeln der Obama-Regierung.

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Das Thema ist bestimmt keine leichte Kost, doch das hielt Künstlerin Violet Overn nicht davon ab, ihre Linse draufzuhalten. Ihre laufende Foto-Serie Fraternity House zeigt Overn, wie sie am helllichten Tag ausgestreckt und mit gespreizten Beinen vor Verbindungshäusern liegt. Mit dem Wort provokativ ist ihr Projekt recht milde umschrieben.

Die in New York lebende Multimedia-Künstlerin ist an die mit den ikonischen roten Einwegbechern überdeckten Enklaven der sogenannten USC Fraternity-Row gereist und hat ihren im Partydress gekleideten Körper in die Vorgärten der Verbindungshäuser geworfen. Die ernüchternden Bilder zeigen eine ohnmächtig aussehende Overn, die von leeren Plastikbechern und anderen Überbleibseln einer „wilden Nacht“ umgeben ist.

In einem Statement erklärt die Künstlerin: „Tradition ist zu einer Entschuldigung für schlechtes Benehmen geworden. Verbindungen und Männer aus Verbindungen konnten Konsequenzen ihres Handelns durch ihren Reichtum, ihre weiße Hautfarbe und ihre Privilegien ausweichen. Meine Fotoserie […] soll unangenehme Gefühle auslösen und den Betrachter dazu bringen, seine eigenen Entscheidungen zu hinterfragen.“

Mit der Serie setzt die Künstlerin ein eindringliches visuelles Zeichen gegen den grassierenden Sexismus an Colleges. Gleichzeitig sagt sie, dass sie sich auf keine Seite schlagen möchte: „Mein Ziel ist es nicht, Individuen anzugreifen, sondern systemische Probleme innerhalb der Institution Studentenverbindung—auch den Schwesternschaften.“

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„Wenn ich ein Bild aus dieser Serie veröffentliche, halte ich die Beschreibung absichtlich vage“, sagt Overn. „Ich will sehen, was die Betrachter selbst auf das Foto projizieren, damit ich von ihnen lernen kann—sehen kann, was sie sehen—, sie später einen zweiten Blick drauf werfen lasse und hoffentlich ihre Ansicht ändere. Die Opfer wurden zum Schweigen gebracht und meine Kunst soll dabei helfen, einen Dialog zu starten, und denjenigen eine Stimme geben, die zensiert wurden.“

„Im Zuge der Veröffentlichung der Bilder habe ich Rückmeldungen von Männern erhalten, die zu mir meinten, dass sie ‚polarisierend’ und ‚überflüssig’ seien. Das spornt mich nur an, weiterzumachen“, so Overn.

Overn plant, mit ihren Bildern auf Tour zu gehen und sie an den College-Campus und Frat Rows der Vereinigten Staaten auszustellen.

Mehr Arbeiten von Violet Overn und den Fortschritt ihres Projekts kannst du auf ihrer Website finden.