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Popkultur

„Ex Machina“: So menschlich war künstliche Intelligenz noch nie

Alex Garlans neuer Sci-Fi-Thriller zeigt menschlich handelnde Maschinen von ihrer bisher verführerischsten Seite. Erfahrt hier, wie das faszinierende Robotermädchen Ava entstanden ist.

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„Die Herausforderung ist, dass du–obwohl Du weißt, dass sie ein Roboter ist–trotzdem glaubst, dass sie ein Bewusstsein hat“, erklärt Nathan dem leicht verschüchterten Programmierer Caleb. Das schlacksige blonde Computergenie steht vor der größten Herausforderung seines Lebens–und der gesamten Menschheit. Der 24-jährige soll den weiblichen Androiden Ava testen. Ist das wunderschöne Robotermädchen ein empfindsames Wesen oder nur eine programmierte Maschine, die vorgibt, Empfindungen zu haben?

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Ex Machina, das Regiedebüt von Alex Garland („28 Days Later“, „Dredd“), startet am Donnerstag, 23. April, in den deutschen Kinos und beleuchtet das Thema Künstliche Intelligenz wie kein anderer Film zuvor. Denn anstatt Angst und Schrecken im Stile der pessimistischen Prophezeiungen eines Stephen Hawkings zu verbreiten, löst Ava (Alicia Vikander) bei Caleb (Domhnall Gleeson) vor allem Faszination und Bewunderung aus.

Ein ungleiches Forscherpaar: Caleb und Nathan

Werden wir irgendwann die Angst vor künstlicher Intelligenz verlieren?

Während sich auf der Leinwand der weibliche Android und der hochbegabte Programmierer auf dem idyllischen Privatbesitz des an Steve Jobs erinnernden Medien-Moguls Nathan (Oscar Isaac), der Caleb nach dem Gewinn eines Wettbewerbs in seiner Firma BlueBook für die außergewöhnliche Aufgabe ausgewählt hat, näher kommen, stellen wir uns die Frage: Kann künstliche Intelligenz sich so menschlich entwickeln, dass wir irgendwann komplett die Angst vor ihr verlieren und sie als dem Menschen ebenbürtig betrachten?

Spätestens seit „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968) sind Filmemacher immer wieder motiviert, sich künstliche Intelligenz in ihren eigenen Traumwelten vorzustellen. Von „RoboCop“ (1987) über „A.I. – Künstliche Intelligenz“ (2001) bis hin zu „I, Robot“ (2004) – auffällig ist, dass künstliche Intelligenz häufig als „bösartig“ und „feindselig“ dargestellt wurde. 2015 stehen dagegen menschlich denkende und handelnde Maschinen ganz oben auf der Liste.

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„Ich musste Ava eine Hülle geben, in die sich Menschen verlieben können“

In „Ex Machina“ erscheint künstliche Intelligenz extrem real, lebensnah und menschlich, ja fast schon als der bessere Mensch. Und so entsteht zwischen Ava, Caleb und Nathan schnell ein gefährliches Spiel aus Liebe, Misstrauen und Eifersucht–doch wer belügt hier eigentlich wen?

Die Anforderungen an Schauspielerin Alicia Vikander und das Kreativteam hinter „Ex Machina“ waren dementsprechend hoch. „Ich musste Ava eine Hülle geben, in die sich Menschen verlieben können“, erklärt VFX Supervisor Andrew Whitehirst. Der britische Comicbuchautor hatte die Aufgabe, Ava zu entwerfen, nachdem Regisseur Alex Garland zusammen mit dem britischen Comiczeichner Jock erste Skizzen kreiert hatte. Die einzige Arbeitsanweisung von Whitewirst an sein Team war die Ansage: „Seht euch bloß keine Bilder von Robotern an!“ Denn Ava sollte anders sein als jede Form von künstlicher Intelligenz, die man bisher schon mal irgendwo gesehen hatte.

So wurde Avas Körper geschaffen

Für die Kreation von Avas Design wählte man also einen völlig neuen Ansatz: Statt Robotern dienten Formel-1-Fahrwerke und High-End-Konzeptentwürfe von Fahrrädern als Vorlage. Um Ava dabei so realistisch wie möglich zu gestalten, wurde Kostümdesignerin Sammy Sheldon, bekannt durch ihre Designs für Kick-Ass“ oder „X-Men: Erste Entscheidung“, verpflichtet.

„Das Kostüm musste ein paar offenkundige Designelemente haben, aber immer Alicias Silhouette unterstützen, ohne sie an irgendeiner Stelle auszupolstern“, erklärt Alex Garland. Der Durchbruch war dabei eine Art Gitternetz, das den Körper von Alicia Vikander bedeckt und unter bestimmten Bedingungen durchsichtig ist. „Als Alicia zum ersten Mal Sammys Kostüm trug, wussten wir, dass es funktioniert“, erzählt Whitehirst. Garland ergänzt:

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„Wenn man es sich als Spinnennetz vorstellt, dann kann man unter gewissen Lichtvoraussetzungen bis auf die Skelettstruktur blicken, in anderen Winkeln wiederum wird das Licht aufgefangen und man sieht, wie ein Torso erscheint oder die Form eines Halses oder eines Armes“.  Sammy Sheldon Differ fügt hinzu: „Wir haben mit verschiedenen Chemikalien experimentiert und versucht, ihr so einen metallischen Ton zu verpassen.“

Die perfekte Körperbeherrschung einer Ballerina verschwimmt mit CGI

Ein Puzzlestück fehlte allerdings noch, um Avas Look perfekt zu machen: Alicia Vikander. Die schwedische Schauspielerin, die unter anderem bereits in „Anna Karenina“ und „Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt“ auf sich aufmerksam machte, füllte den Roboterkörper mit der schauspielerischen Präzision aus, die nötig war, um Ava trotzdem noch menschlich wirken zu lassen. „Das Design selbst ist außergewöhnlich, man kann sozusagen in ihr Inneres blicken und ihre Mechanik studieren. Man kann sehen, dass sie ein Roboter ist. Aber Alicia spielt sie gleichzeitig mit viel Wärme und einer gewissen Schwere. Sie schlägt einen in ihren Bann, man vergisst, dass man eine Maschine betrachtet, obwohl man sie vor seinen eigenen Augen hat“, bringt Oscar Isaac die Komposition auf den Punkt.

Dank einer professionellen Ballettausbildung wusste Alicia Vikander ganz genau, wie sie sich kontrolliert und trotzdem elegant bewegen sollte. Von ihrer darstellerischen Leistung wurde beim Dreh stets so viel in ihr CGI-Modell übernommen, wie möglich war. Das VFX-Team rund um Andrew Whitehurst verbrachte Stunden damit, die Animation mit Alicia Vikanders Bewegungen abzustimmen. „Sie besitzt eine extrem gute Körperbeherrschung. Für eine Maschine, die dafür konstruiert wurde, zu verführen, war es genau das, was wir brauchten“, so Garland.

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Mensch und Maschine

Der Regisseur hatte, was er wollte: Eine Maschine, so menschlich wie du und ich. „Die Hauptfigur muss sich in Ava verlieben, damit die Geschichte funktionieren kann“, sagt er. Funktionieren, das tut sie. Die Kombination aus detailgenauer Mechanik und visuellen Effekten sowie Alicia Vikanders präzise Mimik und Gestik machen Ava zu einer künstlichen Intelligenz, wie sie realer kaum sein könnte. Kein Wunder also, dass sich Caleb in das Robotermädchen verliebt. Doch hat Ava ihm die ganze Zeit nur etwas vorgemacht? Hat sie die menschlichen Emotionen, auf die sie in ihrer Datenbank zurückgreifen kann, nur so gut studiert, dass sie viel menschlicher wirkt, als sie eigentlich programmiert worden ist? Oder hat sie längst ihr eigenes Bewusstsein entwickelt und ist uns Menschen schon weit voraus?

Alex Garland bringt ebenso wie sein Film „Ex Machina“ die Herausforderungen, die künstliche Intelligenz in Zukunft an uns stellt auf den Punkt: „Problematisch wird es erst, wenn du eine Maschine fragst ‚Macht es dir etwas aus, wenn ich dich abschalte?’ und die Maschine antwortet ‚Ja, das macht mir etwas aus.’ Dann hast du ein Problem.“

Filmstart von „Ex Machina“ in Deutschland ist der 23. April 2015.