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Kickstarter-Projekt will aus weggeworfenen Kaffeebechern Bäume wachsen lassen

Die idyllische Geschichte von einem Wald aus alten Kaffeebechern.
​Screenshot Kickstarter-Video Reduce. Reuse. Grow.

​Reduce. Reuse. Grow. So nennt sich ein kalifornisches Kickstarter-Projekt, das den ersten verpflanzbaren Kaffeebecher der Welt in Serie produzieren möchte.

Die Idee ist simpel: In die Becher aus 100 Prozent biologisch abbaubarem Material sollen einheimische Samen eingebettet werden, aus denen Bäume, Blumen oder andere Pflanzen wachsen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Behälter nach ihrem Gebrauch in fruchtbaren Erdboden einsetzt werden.

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Alex Henige, Kopf des Projekts, studierte Landschaftsarchitektur und Verpackungstechnologie an der ​California Polytechnic State University und scheint seine Studieninhalte nun in perfekter Manier für sein eigenes Unternehmen umzusetzen. Jetzt müsste nur noch die Kaffee-To-Go-Gesellschaft mitziehen und aus der idyllischen Theorie einen Wald sprießen lassen.

Um regionale Ökosysteme nicht zu gefährden, sollen die Becher entsprechend ihres jeweiligen Vertriebsgebietes nur heimische Samen enthalten. Eine entsprechende Übersicht ist auf dem Papier des Bechers abgedruckt. (Falls du deinen Kaffe XXL also auf der Reise nach Italien trinkst, solltest du vorsichtshalber noch einmal nachsehen, ob sich die mitgebrachten Bechersamen auch in der Toskana zu Hause fühlen.)

Außerdem finden die Verbraucher eine Anleitung zum Einpflanzen auf der Unterseite des Bechers. Wer die Samen nicht selber in die Erde setzen möchte, kann die Becher in speziellen, am Verkaufsort aufgestellten Mülltonnen entsorgen. Dort wird das kompostierbare Material inklusive Samen gesammelt und beispielsweise Wiederaufforstungsprogrammen zur Verfügung gestellt.

Nun werden recht wenige Kaffeetrinker ihren Becher so lange mit sich herumzuschleppen, bis sie Zeit geschweige denn Lust haben, ihn an Mutter Erde weiterzureichen. Ebenfalls ist es fraglich, wie viele Becher wirklich ihren Weg zurück in die Ladensammelstelle finden.

Mal davon abgesehen ist die Gleichung 1 Kaffee = 1 Baum bzw. 1 Pflanze angesichts von 400.000.000 Cappuccino, Latte Macchiato & Co, die allein in den USA täglich in Bechern konsumiert werden, absolut utopisch.

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Doch es sind nicht die eingebetteten Samen, die das Potenzial von Reduce. Reuse. Grow. darstellen. Es ist die Abschaffung des Recyclings zugunsten einer hundertprozentigen Kompostierbarkeit.

Wie Henige erklärt, erlauben die Fasern herkömmlicher, recyclingfähiger Becher eine zwei- bis dreimalige Wiederverwendung. Danach landen auch diese Behälter auf den Mülldeponien.

Henige dagegen greift bei der Produktion seiner Becher auf Materialien aus lokalen Recycling-Centern zurück, die zu rau sind, um noch einmal für andere Verpackungen verwendet zu werden. Trotzdem haben sie sich nach 180 Tagen vollständig zersetzt und sind wegwerfbar, ohne Müll zu erzeugen.

Nur zu gerne setzen große Ketten wie Starbucks auf Recycling als elegantes Greenwashingkonzept, der Ansatz der Kompostierbarkeit könnte jedoch ein Umdenken in der abfallproduzierenden Konsumindustrie bewirken. Und das Konzept an dem schnelllebigen To-Go-Produkt mit dem jeder zweite Angestellte der westlichen Welt morgens in die U-Bahn steigt, ist sicherlich keine schlechte Ausgangsbasis.