FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Vom Winde durchweht: Diese riesige Turbinenwand soll CO2 in Benzin verwandeln

Und nebenbei werden auch noch die fossilen Energieträger entlastet.

Die globalen klimapolitischen Bemühungen tragen trotz zahlreicher Gipfel noch immer keine Früchte: Der Ausstoß an CO2-Gasen nimmt weiter zu—und gleichzeitig gibt es immer weniger Wälder, die ihrer Aufgabe als natürlicher CO2-Speicher nachkommen können.

Air-Capture-Verfahren versprechen eine technische Lösung für den Rückgang der Bäume: Mit ihrer Hilfe sollen Treibhausgase direkt aus der Luft heraus gefiltert werden und so dem Klimawandel entgegen wirken. Allerdings sind diese Anwendungen bisher noch sehr teuer und energieintensiv.

Anzeige

Die kanadische Firma Carbon Engineering arbeitet nun an einem Air-Capture-Verfahren, das die Technik zum ersten Mal realistisch durchführbar und finanzierbar scheinen lässt. Ihr Ansatz ist deutlich günstiger in der Herstellung und liefert gleichzeitig ein Ergebnis, das sowohl die Umwelt schont als auch Geld zur Refinanzierung in die Kassen der Hersteller spielen könnte.

Die Wissenschaftler aus Calgary erstellten eine Wand, welche vom Wind durchweht wird. Die kohlendioxidhaltige Luft trifft dort auf eine CO2-absorbierende Flüssigkeit, die von oben herunterrieselt. Auf einer Schicht aus PVC-Lamellen verbinden sich Luft und Flüssigkeit und aus dem Kohlendioxid wird Kohlenstoff. Durch die wellige Struktur des Wandinneren entstehen kleinere Turbulenzen, so dass fast die gesamte Luft mit der Flüssigkeit in Kontakt kommt und dabei gereinigt wird.

Um die Technologie noch zu verbessern, setzte Carbon Engineering Ventilatoren ein, die die Luft noch gründlicher in den Membranen verteilen. Auf diese Weise können die Entwickler mit ihrem Pilotprojekt bereits 500 Tonnen CO2 im Jahr einfangen, ohne während des Prozesses weitere klimaschädliche Gase auszustoßen. Allerdings sind das gerade einmal die Emissionen von ungefähr 33 Kanadiern.

Da jede Umgebung unterschiedliche Anforderungen bietet, soll sich die CO2-transformierende Wand je nach Bedarf aufstocken lassen. Die Entwickler planen eine Vergrößerung des Systems um das 20.000fache. Bisher misst der Prototyp 3,6 Meter in der Höhe und 12 Meter in der Breite.

Anzeige

Mit der individuellen Vergrößerung der Anlage soll die Technik im industriellen Rahmen eingesetzt werden können. Es sind ebenso kleinere Varianten wie auch gigantische Systeme denkbar, die dann beispielsweise in abgeschiedenen Gebieten mit viel Platz gebaut werden könnten.

Statt Erdöl: Dresdener Ingenieure produzieren Diesel aus Wasser, Ökostrom und Luft

Doch die Forscher denken noch einen Schritt weiter, denn was tun mit dem ganzen gesammelten Kohlendioxid? Durch den Zusatz von Wasserstoff wollen sie Sprit für Fahrzeuge herstellen und somit die fossilen Energieträger entlasten. Wenn der so hergestellte Sprit im Motor verbrennt, wird nun nur noch das eh schon eingesetzte Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben, und kein neues kommt hinzu.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie Carbon Engineering die Anlage finanzieren will und ob sich das System durchsetzen kann. Teilweise hat das Unternehmen bereits Förderung von Bill Gates erhalten, der von der Idee überzeugt zu sein scheint. Konzepte zur Eindämmung des Klimawandels sind heute gefragter denn je, und wenn diese Wand energieneutral Kohlendioxid in Benzin verwandeln kann, geht der Schritt in jedem Fall in die richtige Richtung—auch wenn wir trotzdem jeden Baum auf der Welt dringend gebrauchen können.