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Wie das Internet einen Kartoffelsalat überfinanziert hat

Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung eines Kartoffelsalates bringt den Initiator in Lieferzwang.
​Kartoffelsalat mit Ei und Mayonaise. Bild: Wikipedia | Public Domain

Wir von Motherboard haben uns schon das gesamte Wochenende an diesem wunderbaren Kickstarter-Kartoffelsalat erfreut. Inzwischen hat das „Projekt" von Zack Danger Brown sein Finanzierungsziel um 350.000% übererfüllt (Stand 11:50 Uhr: 35.446 $ statt der ursprünglich benötigten 10 $). Und wenn jetzt sogar die BILD schreibt „Irrer Hype um Crowdfunding-Spaß" dann stellen wir als Netzenthusiasten unsere Suche nach den unentdeckten Themen gerne einmal hinten an und beschäftigen uns einfach mal mit den unendlichen Möglichkeiten und Fragen, die dir ein Kartoffelsalat so bieten kann:

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Wie stellt man als Kickstarter eine hungrige Crowd zufrieden, deren Erwartungen proportional mit der Überfinanzierung deines Kartoffelsalats explodieren? Wieviel ist es dir Wert, dass ein unerfahrener amerikanischer Pionier, die Kunst des Kartoffelsalats erkundet (doch wohl mehr als die angesetzten 10 Dollar)? Wem gehört ein crowdfinanzierter Kartoffelsalat?

Die Geschichte begann mit der simplen Idee eines hungrigen Twentysomething, einmal selbst Kartoffelsalat zu machen und die Zutaten mit Hilfe der allgegenwärtigen Option des Crowdfunding zu realisieren. Denn: Crowdfunding ist für alle, für alles und überhaupt das Mittel für zeitgemäße Geldbeschaffung. Es gibt dabei edle Projekte, wie The Ocean Clean Up des 19jährigen Holländers Boyan Slat, das #dScholarship des Berliners Van-Bo Le-Mentzel für ein bedingungsloses Grundeinkommen oder die Solarstraßen des Ehepaars Brusaw aus Idaho.

Denn Crowdfunding finanziert alles und die Welt ist groß, so dass jeder andere Interessen hat, sein Geld los zu werden, wenn er bereits einen Plasmafernseher und eine Smoothiemaschine zu Hause stehen hat. Natürlich gibt es auch Kampagnen, bei denen jemand einfach nur seinen privaten Frust ablassen möchte, wie bei dem Erwerb und der folgenden Zerstörung des einzigen Exemplars eines geheimen Wu-Tang Clan Albums. Solche wenig sozialen Projekte gibt es bei dem Tumblr kickstartersucks.

Aber zurück zum Kartoffelsalat. Zack Danger Brown aus Columbus, Ohio bekam also Appetit auf selbigen und kann bis zum Ende der Kampagne am 2. August offensichtlich lange genug warten, um seine Gelüste zu befriedigen. Das veranschlagte Ziel von 10 Dollar war durch die Finanzierung einiger Schleckermäuler schon recht bald erreicht und ist heute, 25 Tage vor dem Ziel, schon bei über 35000 Dollar angelangt.

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Der Kickstarter-Kartoffelsalat hat durch seine Viralität schon die Bekanntheit eines C-Prominenten erreicht und qualifiziert sich damit quasi für eine Teilnahme beim Perfekten Promi Dinner. Und natürlich lieben nicht nur die die Ditigal Natives und Social Media-Fans, sondern auch alle Journalisten den Kickstarter-Kartoffelsalat über alle Maßen und sprudeln vor Ideen der Themenausleuchtung aus unterschiedlichsten Perspektiven:

Wir arbeiten schon am #Kartoffelsalat-Snowfall + Fotostrecke Historische Kartoffelsalate + Interview mit einem Kartoffelsalat.

— Patrick Beuth (@PatrickBeuth) 8. Juli 2014

Die Crowd selbst ist auf ganz generelle Weise von dem Projekt begeistert: „Ich bin gar nicht so sehr für Kartoffelsalat. Aber ich möchte dein Recht auf Kartoffelsalat unterstützen", schreibt zum Beispiel Scott Zalkind im Forum. „Meine Unterstützung hast du, und ich bewundere gegen welche Widerstände du dein Projekt voran treibst."

Mittlerweile kommt der Initiater in die Bredouille, da der überfinanzierte Kartoffelsalat seine Gönner natürlich auch befriedigen soll. Bei solch einer extrem erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne ist es nur eine Frage der Zeit, bis die rechtliche Debatte ihren Anteil am Projekt nimmt. „Gehört" dir ein Kickstarter, wenn du ihn einmal finanziert hast? Wird der Kartoffelsalat möglicherweise von seinen Supportern bevormundet, wie es bei dem Oculus Rift-Deal mit Facebook war, bei dem sich die frühern Unterstützer zu Wort meldeten, um ihren Unmut über diese autarke Entscheidung loszuwerden?

Wir werden sehen, ob die bessere Mayonaise aus dem Bioregal und das angeforderte Rezept eines Profikochs die Crowd in ihrer Investition bestätigen. Zack Danger Brown ist wohl gerade dabei, eine Halle anzumieten, damit die mit Partyhüten ausgestatteten Unterstützer (eine Bitte des Initiators) die größer werdende Menge des leckeren Gerichts mit ihm genießen können. Einen Trip nach Ohio ist das allemal wert.