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Die größte Explosion der Raumfahrtgeschichte: Der Anfang vom Ende der N1

„Heute habe ich das Ende der Welt gesehen, und zwar nicht in einem Albtraum—ich war bei vollem Bewusstsein und stand direkt daneben.“
Screenshot: YouTube

Der Juli des Jahres 1969 war wohl der dramatischste Monat in der gesamten Raumfahrtgeschichte—und das nicht nur, weil er die erste Mondlandung des Menschen markierte. Am 3. Juli, also nur wenige Wochen, bevor es der Besatzung der Apollo 11 gelingen sollte, das erste Mal einen Fuß auf der Mondoberfläche zu setzen, kam es zu einer apokalyptischen Explosion der N1 auf der Startrampe des sowjetischen Weltraumflughafens in Baikonur.

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Der Unfall warf nicht nur die russischen Pläne in Sachen sozialistischer Mondlandung enorm zurück, es war auch die gewaltigste Raketenexplosion der Geschichte. Laut des Raumfahrt-Historikers Anatoly Zak, der sich ausführlich mit dem Unglück beschäftigt hat, setzte der Unfall fast genauso viel Energie wie eine Atombombe frei.

Für die sowjetischen Forscher muss es unglaublich frustrierend gewesen sein, zu sehen, wie all ihre Hoffnungen auf eine Mondlandung, die sie mit dem N1-Testflug verbunden hatten, in einem riesigen Flammeninferno aufgingen—und das nur wenige Wochen, bevor die USA die erfolgreiche Landung feiern würden.

„Heute… habe ich ohne zu übertreiben das Ende der Welt gesehen, und zwar nicht in einem Albtraum—ich war bei vollem Bewusstsein und stand direkt daneben", berichtete der Augenzeuge Oberstleutnant Semen Komarovsky.

Obwohl keine Todesopfer gemeldet wurden, wurde die gesamte Gegend um die Startrampe am Startplatz 110 des Kosmodrom Baikonur in Kasachstan durch das Desaster dem Erdboden gleichgemacht. Trümmerteile der Rakete wurden bis zu zehn Kilometer vom Epizentrum der Explosion weggeschleudert, und die Fenster der Gebäude in den umliegenden Gemeinden zersprangen sogar noch in 40 Kilometern Entfernung.

Tatsächlich hätte die Explosion noch um einiges schlimmer enden können. Glücklicherweise lief nur noch ein Triebwerk der Rakete, als sie wieder zur Startrampe zurückfiel und explodierte. In der nachfolgenden Untersuchung konnte festgestellt werden, dass der Unfall durch eine defekte Sauerstoffpumpe im Triebwerk Nr. 8 ausgelöst wurde. Die Beamten vermuteten, dass ein Fremdkörper in die Pumpe gesaugt wurde, sie blockierte und zur Explosion führte.

Die Explosion vom 3. Juli 1969 warf das N1 Mondraketen-Projekt um zwei Jahre zurück, und die USA wurden erst durch das gewaltige Ausmaß des Schadens darauf aufmerksam, wie knapp der „Wettlauf zum Mond" tatsächlich war. Nachdem aber auch die nächsten beiden Startversuche im Juni 1971 und November 1972 scheiterten, wurden die Pläne für eine bemannte sowjetische Mondlandung schließlich endgültig verworfen. Trotz des unglücklichen Endes des Projekts gehen die ingenieurstechnische Meisterleistung, das beeindruckende Design und die Leistungsfähigkeit der N1 in die Geschichte der Raumfahrt ein.