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Endlich kann der König von Tonga auch von oben auf sein neues Inselreich blicken

Das Taufrecht für die brandneue Vulkaninsel hat der König von Tonga. Er muss sich nur beeilen, denn die Wellen könnten das Eiland schon bald wieder abtragen.
​Das neue, noch namenlose Inselreich. Bild: ​CNES, Distribution Airbus DS / Spot Image

Während Landmassen an manchen Orten auf ​mysteriöse Weise verschwinden, speit die Erde im Pazifik von Zeit zu Zeit auch Neues aus: Seit Mittwoch gibt es eine Insel mehr auf der Weltkarte nach einem heftigen Unterwsser-Vulkanausbruch, der sich in den letzten Monaten ereignete. Diese neue Insel liegt im Tonga-Archipel—eine Inselgruppe südlich von Fiji in der Nähe von Neuseeland (Nähe ist hier relativ, es sind immer noch fünf Flugstunden bis zum Festland).

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Noch am vergangenen Samstag spuckte der Vulkan hunderte Meter weit mit Steinen, als Vulkanologen aus Neuseeland und Tonga die Insel bereits begeistert umkreisten, vermaßen und fotografierten. Wie man das eben mit Babys so macht.

Über dem namenlose Inselreich ragte noch bis vor wenigen Tagen eine kilometerhohe Aschesäule empor, die das tat, was Aschesäulen unaussprechlicher Vulkane am Besten können: den Flugverkehr behindern. Nun aber konnten Satellitenbilder von Pleiades die Insel in seiner gesamten, erkalteten Schönheit einfangen. Die untenstehenden Bilder zeigen den Flecken im Pazifik vor und nach dem Ausbruch.

Der neuseeländische Vulkanologe Nicolas Fournier beobachtete die Insel live vom Meer aus. Der neue Ort liegt ca. 65 km von der Hauptstadt Nuku'alofa entfernt und manifestierte sich im relativ flachen Wasser von 100 bis 200 m Tiefe.

„Das war ziemlich aufregend", berichtete Fournier von der Geburt der Insel. „Visuell war's total spektakulär, aber es gab keine großen Geräusche dazu, keinen Knall. Ein wenig unheimlich."

Weil der Vulkan mit dem klangvollen Namen Hunga Tonga-Hunga Ha'apai Lava und Asche spie, färbte sich in den vergangenen Wochen auch die Südsee grün. Die aus dem Erdreich geschleuderte Asche ist nass und fällt wegen mit dem Wind schnell wieder herunter und regnete auf die knapp hundert Kilometer entfernte Insel Tongatapu herab. Dort türmte sie sich zu einem Berg auf, der ein paar Bäume unter sich begrub.

Der König von Tonga, der das Taufrecht für die ein Kilometer breite und zwei Kilometer lange Insel besitzt, kann nun nicht nur dem Eiland einen schönen Namen geben, sondern auch direkt dem wohl höchsten Berg auf seinem neuen Herrschaftsgebiet.

Dabei muss er sich nur ein wenig beeilen: Geologen erwarten, dass die namenlose Insel innerhalb weniger Monate erodiert. Die temporäre Geografie ist nicht nur der Struktur aus loser Schlacke geschuldet, sondern auch dem Meer: Sobald kein Magma mehr aus dem mittlerweile wieder ruhig gewordenen Vulkan nachkomme, werde sich die Insel erst verformen und dann von den Wellen abgetragen werden. Nur eine festere Struktur aus Lava wäre vermutlich ein wenig haltbarer.

Andererseits kann der König von Tonga auch einfach noch ein wenig warten, bis sich seine Landmasse wieder vergrößert: Unter der Wasseroberfläche von Tonga spucken Vulkane immer mal wieder neue Inseln aus.

Die zweitjüngste Insel der Welt liegt in Japan und hatte mehr Glück: Sie wird wahrscheinlich noch unbestimmte Zeit überdauern.​