Taugst du zum Bond? Mit diesen Recruitment-Tests sucht der MI6 neue Agenten

Kommst du gut mit deinen Mitmenschen aus, egal welchen Hintergrund sie haben? Bist du selbstkritisch und empathisch? Dann bist du vielleicht wie gemacht für die ausgeschriebene Stelle als Geheimdienstoffizier beim britischen Nachrichtendienst.

Denn der Secret Intelligence Service (SIS) alias MI6 will menschlicher werden. Neben exzellenten analytischen Fähigkeiten, Erfahrung und Selbstständigkeit achtet er laut einer neuen Anwerbungskampagne nun verstärkt auf die soziale Seite seiner Bewerber. Die PR-Maßnahme richtet sich explizit an sozialkompetente Aspiranten, die zudem einen „auf den Menschen fokussierten" Arbeitgeber und Möglichkeiten individueller Selbstverwirklichung suchen.

Pünktlich zum Start des neuen James Bond „Spectre" will sich der Geheimdienst damit in Großbritannien als humaner Arbeitgeber ins Spiel bringen. Nicht ohne versteckte Mission: Ziel sei nämlich nicht nur die Einstellung empathischer Mitarbeiter, sondern auch eine Gegenperspektive zum „bewaffneten, Martini schlürfenden, einsamen Womanizer", erklärte eine MI6-Quelle gegenüber Buzzfeed. Erfahrungsgemäß komme es mit jedem neuen Bond-Film zu einer Bewerbungswelle auf offene Geheimdienststellen von Fans, die von einer Karriere als zweiter James Bond träumen, von den wirklichen Anforderungen aber kaum Ahnung hätten.

Statt Treffsicherheit mit jeder Waffe und einer perfekten Verführungsstrategie gelten nämlich ein „gutes Urteilsvermögen" und eine „hohe Auffassungsgabe" laut den Recruitmentangaben als Voraussetzungen für eine zielführende Zusammenarbeit mit Quellen im Ausland.

Alle Bewerber durchlaufen beim SIS ein festgelegtes Verfahren, dass diese Fähigkeiten an ihnen testen soll. Bevor du dich also begeistert als Spion bewirbst, checke hier, ob du den Tests gewachsen wärst:

Mit diesem Test schätzt der SIS deine verbale Intelligenz. Dazu wirst du zum Beispiel angeben, ob bestimmte Aussagen nach der Logik einer Behauptung ableitbar sind, und wenn ja, ob sie falsch oder wahr sind, oder etwa in einem Multiple Choice Test festlegen müssen, wie Sätze in einem bestimmten Sprachstil vervollständigt werden müssten. Der SIS gibt keine Testaufgaben heraus. Eine Beispielaufgabe aus einem sprachlogischen Test könnte aber nach dem Prinzip dieser Aufgabe funktionieren:

Wie gut kannst du Informationen aus Statistiken ablesen? Was aus Darstellungen von Entwicklungen oder Vorhersagen herauslesen? Kannst du Prozentrechnen?

Für den Test des Zahlenverständnisses wäre das unabdingbar. Beispielsweise musst du für diesen Test in kurzer Zeit Werte errechnen, von denen nur du die prozentuale Veränderung kennst, oder Zahlen inhaltlichen Kategorien zuordnen und diese dann bewerten—wurden also in einem Jahr mehr Tatverdächtige nur einer oder mehrerer Taten verdächtigt? Was war die meistvergebene Strafe für ein bestimmtes Vergehen?

Das Wissen aus deinen im Studium gerne ignorierten Statistikvorlesungen könnte hier also noch einmal sehr nützlich sein. Anhand dieser Aufgabe, mit der die Bucerius Law School das Statistikverständnis ihrer Bewerber abfragt, wird deutlich, welche Denkweisen SIS-Anwärter hier an den Tag legen müssen. Ob der Schwierigkeitsgrad für einen angehenden Bond allerdings höher oder geringer ist, können wir nicht sagen, da der SIS seine Tests streng unter Verschluss hält:

Wahrscheinlich fliegst du schon hier raus: Natürlich sucht der britische Nachrichtendienst nur britische Staatsbürger. Hast du eine andere Nationalität oder bist du jünger als 21 Jahre, platzt dein Traum vom Leben als Geheimdienstoffizier schon hier.

Du hast in den vergangenen zwei Jahren gekokst, warst auf Ecstasy oder hast andere Drogen der Wirkstoffklasse A genommen? Hast du in den letzten sechs Monaten gekifft, Amphetamine, Ketamine oder andere Drogen der Wirkstoffklassen B und C genommen?

Tut uns leid, aber dann bist du leider direkt raus.

Der SIS wird dich durchleuchten. Du wirst keine Geheimnisse mehr haben. Wenn sie irgendetwas finden, das an deiner Zuverlässigkeit und Integrität zweifeln lässt, werden sie dich nie als Geheimdienstoffizier in die engere Wahl nehmen.

Also: Hast du Schulden? Warst du schon mal mit der Polizei in Kontakt? Oder bist du etwa rein wie ein weißes Taschentuch? Na dann schnell weiter zu den Fähigkeitstests.

Anders als Bond muss der Geheimdienstoffizier von heute keine körperlichen Test mehr überstehen. Von Klippen oder aus brennenden Häusern zu springen, bleibt damit dem Film-Agenten vorbehalten.

Um herauszufinden, wie du in arbeitsrelevanten Gegebenheiten reagieren wirst, lässt dich der SIS einen situationsbasierten Verhaltenstest durchlaufen. Drehst du bei Stress schnell durch? Was machst du, wenn es mal nicht so läuft, wie du dachtest? Wie würdest du reagieren, wenn dich eine Quelle verrät?

Hast du die obigen Tests gut bestanden, lädt dich der SIS zu einem Interview ein, bei dem es auch darum gehen wird, deine psychische Stabilität zu messen. In deiner zukünftigen Arbeit wirst du auch Druck standhalten müssen. Schaffst du das? Oder tendierst du dazu, irrational zu reagieren? Der SIS wird es herausfinden. Durch Fragen werden sie Druck auf dich aufbauen und deine Gelassenheit bewerten. Eine erste Vorbereitung für deine psychische Stabilität könntest du dir bei einem Blick auf die Psycho-Tricks der Navy-Seals besorgen—die wissen nämlich genau, wie man in brenzligen Situation die Nerven behält und die Angst überwindet.

Du hast es zum letzten Schritt des Auswahlverfahrens geschafft: Dem Assessment Center. Hier wirst du bei Gruppendiskussionen beobachtet, deine Teamfähigkeit wird beurteilt, deine Führungsfähigkeit getestet—und natürlich auch deine Sozialkompetenz.

Spätestens im Assessment Center würde der populärste aller MI6-Agenten übrigens wohl rausfliegen. Bond würde nicht mehr zeitgemäß arbeiten, so die SIS-Quelle gegenüber BuzzFeed. „Teamarbeit ist für uns unabdingbar. Einsame Helden gibt es bei uns kaum."

Nicht nur sein Sozialverhalten, auch Bonds Alltag bei der SIS sähe in Wirklichkeit etwas anders aus. Er „würde den Großteil seiner Arbeitszeit hinter dem Schreibtisch sitzen, Büroarbeit machen und dafür sorgen, dass alles ordnungsgemäß autorisiert ist", so eine weitere MI6-Quelle gegenüber Quartz.

Falls du dich also wirklich auf die Stelle des Geheimdienstoffiziers bewerben willst: Sprich lieber nicht von Martini oder einem Aston Martin.