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Popkultur

Warum Kazim Akboga mehr war als der Typ aus dem 'Is mir egal'-Video

Der 34-Jährige ist tot. Und das ist uns nicht egal.
Foto: imago | Thomas Leble

Kazim Akboga, Is mir egal-Ikone und Neuköllner Kultfigur, ist tot. Er wurde nur 34 Jahre alt.

Scheiße.

"Seid einfach, wie ihr seid, es ist OK" – das verkörperte Kazim Akboga in seinen Videos. Sein größter Erfolg, Is mir egal entstand nicht für die BVG, sondern schon im Jahr zuvor, als Trotzreaktion. Kazim Akboga ging eines Tages von seiner Arbeit als Werbetexter nach Hause und nie wieder hin. "Das war der Wahnsinn, immer auf Anschlag, nachts durcharbeiten, das Tempo war mir einfach zu hoch", erzählte er der Berliner Zeitung. Erst ein paar Wochen vorher war er für den Job nach Berlin gezogen. Doch statt weiterzumachen, blieb er zu Hause, schrieb das Lied und filmte sich am nächsten Tag mit der Webcam seines Computers. Das war im Juli 2014. Die "zweite Mahnung" sei ihm genauso egal wie der "Roboter mit Senf". Seine Scheiß-auf-Materialismus-Haltung wurde zum Kult. In seinem Kiez in Neukölln war er damit schon bekannt, bevor die BVG ihn 2015 als U-Bahn-Kontrolleur zum Werbegesicht machte. Mittlerweile hat der Song 15.710.844 Klicks (Stand 14. Februar).

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Er nahm weitere Lieder auf, die nicht so viral gingen wie Is mir egal. In seinem neuesten Song Tanz den Akzeptanz steht er nackt in der Wohnung und singt darüber, dass er jeden akzeptiert: egal ob "schwarz", "weiß", "Zebra", "Kind", "behindert", "schwul" oder "cool". Akboga ist selbst Türke und sagte über Fremdenhass in Berlin in einem Zeit-Interview: "Das ist in der Hauptstadt kaum möglich: Wer soll wen hassen? Wer ist die Minderheit? Berlin ist eine weltoffene, bunte Stadt." Für das Tanz den Akzeptanz-Video musste er aber auch ganz schön einstecken: YouTube-Kommentatoren – "Bei 1:26 sieht man seinen penis", "Was muss sich sein Nachbar denken, wenn der den Singen hört … " – so normal, so schlimm. Wie er damit umgeht, erklärt er im Interview so: "Ich denke mir: Der Typ wird unter jedes Video einen Hasskommentar schreiben – auch wenn im Clip nur eine Blume zu sehen ist, tippt er 'Scheißblume' in die Tasten."

Kazim Akboga hat genau das Gegenteil verkörpert: kein Hass, keine Erniedrigung anderer, kein Alle-außer-mir-sind-egal. Auf die Frage, was ihm nicht egal ist, sagte er: "Menschlichkeit ist mir nicht egal. Humor und Toleranz sind mir nicht egal. Und meine Kunst ist mir nicht egal."

In seinen Worten:

Zeig mir, was du kannst
Tanz den Akzeptanz
Zeig mir, was du kannst
Tanz den Akzeptanz

R.I.P. Kazim Akboga.

(Gerüchte, dass Kazim Akboga bei einem Vorfall in der Berliner U-Bahn ums Leben kam, bestätigt die BVG nicht.)

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