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G20

Das ist die bisher dümmste Aktion gegen den G20-Gipfel

Karl Marx und Robin Hood würden sich im Grabe umdrehen.
Symbolfoto: imago | ZUMA Press

Wenn die G20-Staatschefs sich Anfang Juli in Hamburg treffen, ist der Ausnahmezustand vorprogrammiert. Auf der einen Seite rechnen die linken Gegner des Gipfels mit 50.000 bis 100.000 Menschen für ihre Großdemo. Und auf der anderen hat jetzt auch noch eine rechtsextreme Bürgerbewegung eine Pro-Trump-Demo für denselben Tag angekündigt – und die soll mitten durch die Sternschanze, also das Zentrum der linken Proteste, führen.

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Die Polizei bereitet sich jetzt schon auf "den größten Einsatz in der Geschichte der Hamburger Polizei" vor. Der NDR berichtet, man stelle sich auf die "schlimmsten Krawalle ein, die es je in der Hansestadt gab." Und: Schon im Vorfeld seien zahlreiche Protestaktionen und Straftaten zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag holten tatsächlich ein paar wackere Rebellen zum endgültigen Schlag gegen den weltweiten Kapitalismus aus: Sie fuhren in ein Reichenviertel, wo sie todesmutig die Autos von zwei reichen Hamburger Familien anzündeten. Insgesamt mussten ein Audi A6 und zwei Range Rover dran glauben, mit denen die skrupellosen Bonzen jetzt nie wieder auf den gebeugten Rücken der geknechteten Arbeitermassen herumfahren können. Oder eben nach Sylt.


Nicht "Eat the Rich", sondern "Squat the Rich":


Auch zu dieser Tat veröffentlichten Unbekannte, die sich "eat the rich" nennen, ein Statement auf Indymedia. "Wir haben bei zwei Villen mit Elbblick im Hamburger Westen vorbeigeschaut", heißt es da, "wo es sich lohnt, das ein oder andere großkotzige Eigentum zu zerstören, kriminelle Coups durchzuführen oder schon mal zu markieren, was später in guter alter sozialistischer Tradition den Bedürftigen als Erholungsort zur Verfügung gestellt werden sollte."

Womit eigentlich schon so gut wie alles zur Motivation der Täter gesagt wäre: Sie waren neidisch auf den Elbblick. Und weil sie selbst auch wissen, dass es wohl noch ziemlich lange dauern wird, bis diese Villen irgendjemandem gratis "als Erholungsort zur Verfügung gestellt" werden, haben sie eben einfach mal die Autos angezündet.

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Aber nein, da kommt noch mehr! Als Nächstes lassen die Autoren eine ganze Stalinorgel an Armuts-Statistiken los: Allein in Hamburg leben 2.000 Menschen auf der Straße, erfährt man da, und dass Arme im Durchschnitt 10 Jahre kürzer leben als Reiche, und dass der Hamburger Tourismusverband und die Sozialbehörden gnadenlos gegen Obdachlose durchgreifen. Was man nicht erfährt: Welchen Armen damit geholfen ist, dass irgendjemand in Blankenese drei Autos angezündet hat. Vielleicht, weil die Familien sich jetzt neue Luxusschlitten kaufen müssen und das die deutsche Autowirtschaft ankurbelt?

Das Beste daran ist: Die Autoren versuchen nicht mal, irgendeine Verbindung zwischen diesen Missständen und den beiden Familien herzustellen, deren Autos sie angezündet haben. Als Grund reicht aus, dass beide "superreich" sind. Was das alles mit dem G20 zu tun hat, wird sowieso nicht erklärt.

Auf Indymedia selbst stößt die Aktion deshalb auch nicht wirklich auf Begeisterung: "'Die Reichen angreifen' und/oder bedrohen hat nichts mit radikaler Politik zu tun", kommentiert einer. "Militanz soll kein Selbstzweck sein… Das vereinzelte Zerstören von Autos der 'Superreichen' ist weder zielführend noch vermittelbar." Und ein anderer zitiert Karl Marx, um den Brandstiftern zu erklären, dass sie "elende Deppen" sind.

"Wir regen an, die wilde Zeit des G20 Gipfels für Hausbesuche bei den weit über 40 000 Hamburger Milionär*innen zu nutzen und dies in den Aktionsplänen zu berücksichtigen", endet der tiefsinnige Text. "In Hamburg sagt man Tschüss zu den Superreichen".

Gut zu wissen, wie man Superreiche in Hamburg verabschiedet. Wie man sinnvollen Protest veranstaltet, der die ganze Bewegung nicht nach neiderfüllter Kinderkacke aussehen lässt, müssen diese Hamburger wohl noch lernen.

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