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Spielt der FC Liverpool auch heute die Gladbach-Hymne „Elf vom Niederrhein"?

Die BVB-Fans freuen sich heute Abend auf „You'll Never Walk Alone". In der Halbzeit könnte aber „Die Elf vom Niederrhein" folgen. Die Reds mögen nämlich eine andere Borussia.

Wenn der BVB heute auf den FC Liverpool trifft, wird You'll Never Walk Alone aus über 44.000 Kehlen zu hören sein. Alleine diese Hymne scheint—spätestens seit dem Hinspiel—die BVB-Fans mit den Anhängern des FC Liverpool tief zu verbinden. Dabei könnte den Borussen im altehrwürdigen Anfield eine andere Hymne im Verlaufe des Abends noch Übel aufstoßen. Sie ist auch von Borussia—doch von Borussia Mönchengladbach.

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„Eigentlich gibt es in England keine Fanfreundschaften, doch wir haben zu den Anhängern des FC Liverpool ein sehr enges und langjähriges Verhältnis", erklärt Borussia Mönchengladbachs Fanbeauftragter Thomas „Tower" Weinmann. Nachdem die Gladbacher in den 1970er Jahren im Europokal immer wieder auf die Reds stießen, entstanden gegenseitige Sympathien. Als im Jahre 1991 dann eine Delegation aus Mönchengladbach nach Liverpool flog um einen Scheck über 21,000 D-Mark für die Hinterbliebenen der 96 Opfer der Hillsborough-Stadion-Katastrophe zu übergeben, entstand eine bis heute innige Freundschaft. „Wir waren die einzigen aus Deutschland, die da was gesammelt hatten. Das hat ihnen imponiert", erzählt Weinmann. Seitdem fahren rund 50 Fans Jahr für Jahr nach Liverpool und besuchen ein Heimspiel der Reds—zuletzt den 1:0-Erfolg kurz nach Weihnachten gegen Leicester City.

Seit 2007 reisen jährlich auch um die 150 Fans der Liverpooler nach Mönchengladbach und besuchen ein Heimspiel im Borussia-Park. Anschließend darf die Reds-Besuchergruppe mit den zahlreichen Freundschaftsbannern eine Ehrenrunde durch das Stadion machen—wie die Gladbacher auch im Anfield. „Organisator Graham Agg kennt den Liverpooler Stadionsprecher und irgendwann haben sie im Anfield 'Die Elf vom Niederrhein' für uns gespielt", erzählt Weinmann. „Zu Anfang spielte er es immer, wenn wir Borussen zu Besuch waren. Mittlerweile wird es aber immer wieder mal gespielt und scheint öfters zum Pausenprogramm dazu zu gehören."

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Im Europa-League-Hinspiel waren jedoch sowohl auf der Dortmunder Südtribüne, als auch im Liverpooler Gästeblock rote und gelbe Schals zu erkennen. Dass die eine Borussia der anderen in Sachen Fanfreundschaft mit den Reds den Rang abläuft, glaubt Weinmann indes nicht. „Die gemeinsamen Schals von Liverpool und Dortmund fanden unsere Fans natürlich nicht so berauschend. Aber das sind ganz normale Begegnungsschals—von einer Fanfreundschaft kann da keine Rede sein", erklärt er augenzwinkernd. Trotzdem beneidet er die Schwarz-Gelben ein wenig. „Wir hätten auch gerne im Anfield gespielt, aber die Dortmunder sind uns leider zuvor gekommen."

Wie „You'll Never Walk Alone" zur globalen Fußballhymne wurde

Ob die Liverpooler und ihr Stadionsprecher ein eindeutiges Zeichen setzen und „Die Elf vom Niederrhein" heute zu hören ist, wisse er jedoch nicht. „Es wäre natürlich überragend, wenn sie unsere Hymne auch gegen Dortmund spielen würden", erklärt der Weinmann lachend. Für ihn muss es zusätzlich besonders sein, saß der Fanbeauftragter doch bei der Anfield-Version sogar am Schlagzeug. „Dann hätten sie es endlich verstanden, dass es nur eine Borussia gibt. Wir haben das ja lang genug versucht ihnen einzutrichtern." Die Schwarz-Gelben werden sich bemühen die Liverpooler vom Gegenteil zu überzeugen.

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