Popkultur

Verschwörungstheoretiker haben die besten Facebook-Profile

Auf Facebook zeigt jeder der Welt ungebeten das Innerste seiner Seele. Was für viele Befriedigung des mittlerweile salonfähigen Online-Voyeurismus geworden ist, ist für andere die Chance, ihren absurdesten Gedanken freien Lauf zu lassen, als würden sie nach drei Bier das erste Mal aufs Klo gehen und den (Informations-)Strahl nicht mehr kontrollieren können. Neben diesen Durchschnitts-Postern und -Stalkern gibt es aber mittlerweile eine Spezies, die sich auf Facebook ausbreitet wie damals KONY 2012 (das bei genau diesen Menschen passenderweise immer noch aktuell ist)—die Verschwörungstheoretiker.

Diese Menschen erkennt man daran, dass sie ihren Lebenssinn darin sehen, die Welt über Chemtrails, Lizard-People und versteckte Symbole auf Dollarscheinen zu informieren—egal, ob die Welt will oder nicht. Und Menschen, die denken, dass Obama eine Eidechse ist, haben logischerweise auch Angst vor dem Internet—denn was ist beängstigender, als ein unsichtbares Netz aus persönlichen Daten, Nacktfotos von Jennifer Lawrence und bösartigen Trollen? Richtig: Gar nichts.

Und damit ihre persönlichen Daten nicht auch wie giftige Chemtrails in den Himmel der iClouds dieser Welt aufsteigen, wo Mark Zuckerberg daraus seine Unterjochungsmatrix weiterwebt, wenden sie den wasserdichten Trick 17 aus dem Handbuch für echte Denker und Skeptiker an: Sie geben auf Facebook nicht die echten Infos zu ihrer Person an, sondern stattdessen pfiffige Fake-Namen, fiktive Ausbildungsstätten und witzige (aber aussagekräftige!) Arbeitsplätze. Keine Sorge, liebe Edward Snowdens des Alpenlandes, dank eurer geschickten Methoden wird die NSA bestimmt nie an eure Daten kommen. Aber was wissen wir schon, schließlich sind wir die System- und Lügenpresse.

Jedenfalls haben wir für euch die schönsten Facebook-Angaben von ausgewiesenen Verschwörungsprofis gesammelt—lasst sie euch auf der Zunge zergehen wie eine staatlich verordnete Schluckimpfung #daswirdmanjawohlnochsagendürfen!

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AUSBILDUNG

Die besten Angaben: (Hoch-)Schule des Lebens, Harvard, Natural Law

Mit der Ausbildung ist es wie mit vielen anderen Dingen im Leben—man hat sie, oder man hat sie nicht und die, die sie nicht haben, tun gern einfach so, als ob sie sie entweder doch hätten oder absolut nicht brauchen würden. Aber das geben natürlich die wenigsten gern zu. Vor allem nicht die Menschen, die nach dem ersten Tag im Polytechnikum ihre akademische Karriere aufgegeben haben, um den Rest ihres Lebens in der Facebook-Gruppe „Informationen, die uns Massenmedien vorenthalten !!!” zu verbringen und dort die Welt zu erleuchten. Stattdessen erfinden sie einfach die schönsten Bildungseinrichtungen, die man sich nur vorstellen kann.

Screenshot: VICE Media

Die Schule des Lebens, Harvard oder Hogwarts—wir alle haben diesen einen Freund, dem wir schon lange sagen wollen, dass er ruhig zugeben kann, dass er seit acht Jahren im Theaterwissenschaft-Bachelor festhängt (und es auch nicht als Lebenserfahrung zählt, in der Zeit eine Stadt in Minecraft zu bauen).

Für die besonders Ambitionierten unter den selbsternannten Datenschutz-Rächern gibt es sogar noch die „Hochschule des Lebens”—bekanntlich eine besonders prestigeträchtige Uni und ungeschlagener Spitzenreiter im internationalen Uni-Ranking. Schließlich lernt man hier vom Leben fürs Leben und offensichtlich auch, wie man sich möglichst weit von der Realität entfernt und wie man das nächste Komplott der Vereinigten Nationen aus dem Kaffeesud lesen kann.

NAME

Die besten Angaben: Gehtdichnixan, Mirdochegal, Gehtface Booknicht San

Meine liebsten Facebook-Momente sind diese Freundschaftsanfragen, die von jemandem namens Gehtdichnichtsan oder Mirdochegal kommen. Faustregel Nummer Eins: Wenn mich dein Name nichts angeht, geht dich auch mein Profil nichts an. Faustregel Nummer Zwei: Lass keine Menschen in deine Friendslist, deren Namen klingen wie ein Telefonstreich von Bart, wenn er in Moes Bar anruft.

Ich kann eure Gedanken schon hören: „Hey, ist doch nicht so schlimm, wenn jemand nicht seinen vollständigen Namen angeben will, oder?”, „Verdammter KLARNAMENSZWANG!!!!einself!” und „VICE, habt ihr nichts Besseres zu tun, als euch über jeden Scheiß aufzuregen?” Nein, haben wir nicht. Genauso, wie ihr bestimmt nichts Besseres zu tun habt, als euer Profil mit Wortspielen CIA-sicher zu machen. Spätestens dann, wenn euch eine Unikollegin, mit der ihr eine absurde Gruppenarbeit schreiben müsst, sagt, ihr sollt sie einfach unter „Li Sa” auf Facebook suchen, werdet ihr die Dringlichkeit dieses Anliegens und die Tiefe meines Hasses verstehen.

RELIGION

Die besten Angaben: Jedi-Ritter, Die Erde

Screenshot: VICE Media

Genauso wie meine Mama, die glaubt, sie darf auf Facebook tatsächlich nur Sachen posten, die sie in genau diesem Moment macht (siehe „Was machst du gerade?” im Posting-Fenster), gibt es diese Menschen, die noch nicht verstanden haben, dass man auf Facebook auch Felder frei lassen kann.

Diese Ahnungslosigkeit gepaart mit schlechtem Humor und dem unbändigen Drang zur Selbstinszenierung ergeben dann diejenige Gruppe von Menschen, die als Religion „Jedi-Ritter” angeben. Legt euch zurück in eure Star Wars-Bettwäsche, dreht ganz laut KenFM auf und verschont den Rest der Welt bitte damit.

ARBEITSPLATZ

Die besten Angaben: Selbstausbeuter, Boss bei Ich, Sklave bei Mein Körper

Diese Kategorie ist meine Liebste. Kein Wunder, dass die Menschen hier kreativ werden und Berufe ausüben, von denen wir noch nie gehört haben. Schließlich stehen einem mit einem Abschluss an der „Hochschule des Lebens” alle Türen zum Wahnsinn offen.

Jeder wäre doch gerne sein eigener Boss—für viele Facebook-User reicht da schon eine Anstellung als „Chef bei Selbstständig”. Auch die Stelle als „Boss bei Ich” erweist sich als besonders beliebt und wird von vielen dieser Spezialfälle besetzt. Und weil Verschwörungstheoretiker eigentlich nur das Beste für die Welt wollen, sind logischerweise auch viele von ihnen bei „Rettet die Welt” oder „Die Erde” angestellt. Meine unangefochtenen Highlights in dieser Rubrik: „ALLES IN EINER PERSON bei Selbstausbeuter” und „Sklave bei Mein Körper”. Mit diesen Qualifikationen steht eurer Karriere als Redner auf der nächsten Montagsdemo nichts mehr im Weg.

Verena auf Twitter: @verenabgnr