Es gibt zwei Dinge, die bei uns zunehmend Menschenhass auslösen und die leider im Moment so omnipräsent sind wie selten zuvor: Neonazis und Plastikmüll. Augen verschließen und hoffen, dass das Problem doch nicht so groß ist oder gar von alleine weggeht, ist nicht mehr drin.
Da man die Welt aber nicht alleine und schon gar nicht an einem Tag retten kann, möchten wir uns mit diesem Artikel erstmal dem nicht-menschlichen Abfall zuwenden und gucken, welchen klitzekleinen Teil wir beitragen können, um diese Welt ein bisschen besser zu machen. Beginnen wir mit unserem Verhalten auf Festivals.
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Festivals = Enthemmung. Das führt dazu, dass selbst jene unter uns, die normalerweise darauf achten, ihren ökologischen Fußabdruck möglichst schemenhaft auf dem Großstadt-Asphalt zu hinterlassen, mit vollem Karacho ihr Nike-Sohlen-Profil in den Festivalschlamm stampfen. Das würden ab 2019 gerne ändern, ohne gleich unsere Schuhe zu verbrennen und barfuß in ein Baumhaus im Hambacher Forst zu ziehen, und euch bitten, dies auch zu tun. Der Umwelt zuliebe. Die Bäume, die Eisbären, die Polkappen – ihr wisst.
Motherboard-Video: “Pilze: Das Plastik der Zukunft”
Hier sind sieben einfache Hacks, wie wir zumindest einen Anfang machen können. Es tut auch nicht weh. Versprochen.
1. Mülltütenfreie Hin- und Rückfahrt werden ungeschriebenes Gesetz
Die Anreise ist mit einer der schönsten Parts eines Festivals. Gänzlich frisch und gesund blickt man mit Euphorie, erwartungsvollem Lächeln und noch vollen Geldbeuteln auf all den Spaß, der bereits zum Greifen nahe vor einem liegt. Und so wird bei jedem Tankstellen-Stop noch irgendein Scheiß eingesackt, den man beim Großeinkauf noch für unnötig befunden hatte. So hat man meist schon eine volle Tüte Müll produziert, noch bevor man den Zeltplatz erreicht und die erste Mische im Plastikbecher angerührt hat. Das ist nicht nur Geldverschwendung, sondern auch ökologisch gesehen vollkommen unnötig.
Klar, nicht jeder ist der Typ “Ich hab schon vor drei Tages alles eingetuppert und abgefüllt” und wir verstehen auch, dass man diese Haltung ein wenig kartoffelig finden kann. Aber seien wir ehrlich: Meistens ist mindestens ein Drittel der Plastikbecher, Tütensuppen und Gummibärchen bei der Abreise immer noch an dem Platz, wo wir sie bei der Hinfahrt verstaut hatten. Ein bisschen Vorplanung, was wiederverwendbare Wasserflaschen etc. angeht, tut also nicht nur euren Finanzen, sondern auch der Umwelt gut.
2. Leiht euch euren Festival-Ramsch
Ob Stühle, Pavillons oder Decken: Statt jedes Jahr die sperrigen Festivalutensilien neu zu kaufen, weil man bei der Abfahrt zu faul oder zu verkatert war, sie abzubauen und via Kofferraum-Tetris zu verstauen, leiht sie euch doch einfach bei Freunden oder Outdoorverleihen. Das spart euch Geld und ist ein zusätzlicher Ansporn, euren Scheiß nicht einfach zurückzulassen.
3. Verzichtet bitte auf Glitzer – der Planet und eure Mitmenschen werden es euch danken
In Großbritannien wollen bereits 61 Festivals bis 2021 Glitzer von ihren Geländen verbannen. Das hat nichts mit persönlichen Befindlichkeiten zu tun oder dass irgendjemand den funkelnden Diamanten, der ihr ganz bestimmt in eurem Inneren seid, trüben möchte. Nein. Der eigentliche Grund ist: Herkömmlicher Glitzer besteht aus Mikroplastik. Und wie euch die zahlreichen Facebook-Videos gelehrt haben sollten, ist Mikroplastik der Teufel in Kugelform.
Mikropartikel, aus denen Glitzer besteht und die häufig auch in Duschgels, Zahnpasten oder Peelings enthalten sind, sind so klein, dass die Filteranlagen unserer Abwassersysteme sie nicht aussieben können. Ungefiltert gelangen sie in die Weltmeere, wo Tiere wie Seevögel, Fische, Schildkröten oder auch Meeressäuger ihre Mägen mit ihnen verstopfen. Das ist nicht nur schlecht für die Tiere und die Ozeane, sondern auch für jeden, der den plastik-verseuchten Fisch anschließend isst.
4. Wenn ihr doch nicht auf Glitzer verzichten könnt, nehmt Öko-Glitzer
Wenn es eure innere Tinkerbell bei bestem Willen nicht zulässt, ohne bunte Kruste im Gesicht feiern zu gehen, dann benutzt bitte plastikfreien, umweltfreundlichen Glitzer. Es ist 2018 und natürlich gibt es zahlreiche Firmen, die so etwas herstellen.
5. Wo wir bei Verzicht sind: Nach dem Glitzer könnt ihr auch auf eure affige Kostüme verzichten
Halten wir ein für alle mal fest: Ein Kostüm auf einem Festival zu tragen, macht euch nicht plötzlich zu einem witzigen Typen. Außerdem sind die Dinger sau unhygienisch, denn meistens werden sie tagelang am Stück getragen und wir wissen alle, was das auf einem Festival bedeutet.
Wie wäre es also, wenn wir die ulkigen Tiger-, Einhorn- oder Kuh-Suits auf den Kleiderstangen von Primark hängen lassen, uns ein sauberes T-Shirt anziehen, das wir auch mehr als einmal anziehen können und die 20 Euro in etwas Sinnvolleres investieren? Bier zum Beispiel.
6. Nehmt keinen gratis Promo-Scheiß an
Ob Sonnenbrillen, Frisbees, Stifte, Schlüsselbänder – auf jedem Festival versuchen Brands, betrunkenen – ergo überschwänglich dankbaren – Gästen ihren Kram anzudrehen. Und da gratis die beste Preisklasse ist, ist man verführt, die kleinen Geschenke, die man eigentlich gar nicht braucht und innerhalb von Minuten bereits verloren hat, stets anzunehmen. Hört auf damit. Denn wenn ihr damit aufhört, das Zeug anzunehmen, hören die Firmen vielleicht auch damit auf, den Müll zu produzieren.
7. Seid doch bitte einfach cool
Räumt hinter euch auf, trennt euren Müll wie ihr es auch Zuhause macht (oder machen solltet) und fahrt gemeinsam und nicht jeder mit seinem eigenen Auto. Ist eh lustiger, denn wie wir bereits sagten: Die Hinfahrt und auch die völlig kaputte Rückfahrt, bei der wir mit wehmütigem Lächeln und ausgehöhlten Geldbeuteln auf all den Spaß, der noch zum Greifen nahe hinter uns liegt, zurückblicken, sind mit die schönsten Momente auf einem Festival.
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