Als ich 16 war, kannte ich den Tod nur von meinen und diversen anderen Omas, wobei ich bei deren Beerdigungen auch einfach noch viel zu klein und emotional unterentwickelt gewesen war, um überhaupt eine richtige Form von Trauer erfassen.
Der Film Chucks handelt nicht von Schuhfanatikern, sondern erzählt genau eine solche Geschichte vom Trauern, das emotional unvorbereitete Menschen erbarmungslos überfährt. Aber richtige Punks beißen sich durch—und im besten Fall bringt es einen sogar weiter.
Videos by VICE
Aber Chucks beginnt nicht mit dem Tod; wie jede gute Geschichte schleicht dieser sich erst langsam heran. Zuerst mal baut die ACAB-Prinzessin Maeziemlich viel Scheiße—und zwar mit viel mehr Charme, als man es von einer ambitionslosen Pubertierende erwarten würde. So wird mit den Kumpels gefladert, geschnorrt und gebettelt, weil ein bisschen Kiffen und ein bisschen Saufen eben sein müssen.
Mae wird mit ihrem Hausbesetzer-Gspusi beim Sprayen in der U-Bahn erwischt und zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Im Aids-Hilfehaus mault sie weiter, da sie letztlich doch nur tanzen oder am Poetry-Slam ihr Herz ausschütten möchte. Zwischen Sozialarbeitern und Familienwatschen findet sie in Paul plötzlich ganz was Neues. Sie verliebt sich tief bis in die rotgefärbten Locken in den Aids-Patienten.
So kostet dieses dramatisch aufgeladene Pärchen das Leben noch so richtig plakativ in allen Zügen aus. Die beiden philosophieren über Farbenlehre, griechische Antike und schauen Albino-Molchen beim Schweben zu.
Eine beruhigend schöne Kamera, unaufdringlich süße Szenen und ein Soundtrack mit viel Teenage-Angst machen Chucks zum gemütlichsten deprimierenden Coming-Off-Age-Film seit langem und verhandelt geschickt Fatalismus, Tod und Poesie.
Die Hauptdarstellerin Anna Posch stellt sich in ihrer Rollen als ein hormoneller Hybrid aus Kristen Stewart-Schmoll und der stilecht verranzten Attraktivität einer Mavie Hörbiger heraus. Markus Subramaniam ist einfach nur lieb und gibt diesem Romantik-Drama den nötigen heiteren Grundton … nur wie Katzen schnurren weiß ich jetzt immer noch nicht.
Das Ganze ist—bei aller Punk-, Anarcho- und Dread-Ästhetik—nicht sehr weit weg von Schlagern. Andererseits: Das ist das Leben selbst eigentlich auch nicht. Und wenn man Chucks eines nicht vorwerfen kann, dann ist es, dass der Film am Leben vorbeigehen würde. Deshalb sind wir umso glücklicher, ihn euch nicht nur ans Herz zu legen, sondern euch auch noch zum ersten österreichischen Screening von Chucks einladen zu können:
VICE präsentiert die Vorpremiere von Chucks am 21.9. um 21:00 Uhr im Wiener Stadtkino. Es wird auch ein Q&A mit den Machern Sabine Hiebler und Gerhard Ertl geben. Wir verlosen für den Abend 20×2 Karten und ihr müsst einfach nur „Chucks” an win@vice.at schicken, um welche abzustauben.
Viel Glück und wir sehen uns dort!f