An und für sich bin ich ein recht fröhlicher Mensch — so fröhlich sogar, dass ich mir nicht selten den Vorwurf der naiven Naturdümmlichkeit gefallen lassen muss, wenn ich wieder einmal der einzige bin, der die Schreie der Datenschützer mit einem “Egal, siehe: echte Welt” abtut und nicht jeder 9/11-Truther-Theorie nachgibt, die aus den Kaffeekränzchen der Konsum- und Kulturkritiker von Reddit hervorgeht.
Ja, bei den großen Problemen der Welt einfach wegsehen ist unschön — aber ohne die neuen Medien hätten wir gar nicht erst die Chance, hinzusehen. Ja, tagelange Internetdauernutzung schwächt vielleicht ein bisschen das Gedächtnis — aber wenn es nach Platon geht, hatte man in der Antike bereits genau dieselben Probleme mit einem ganz anderen Medium namens Schrift. Das heißt nicht, dass ich mit Scheuklappen und Nasenklammer durch die Welt laufe, damit ich die Scheißehaufen, in die ich trete, weder sehe noch rieche. Es heißt nur, dass ich selbst nach dem Tritt in besagte Scheißehaufen zuerst einen Schritt zurücktrete und mich vor einem Wutbürger-Rundumschlag gerne des großen Ganzen versichere, um dann entgegen dem ersten Impuls zu dem Schluss zu kommen, dass immer noch weitaus weniger Scheißehaufen herumliegen als etwa zu Zeiten der Pest und man insgesamt wohl zugeben muss, dass es wahrscheinlich nie zuvor besser war, egal, wie viel Stuhl man gerade am Stiefel hat.
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BACKGROUND
Aber auch, wenn ich all das eigentlich weiß, gibt es trotzdem Tage, an denen es schwierig ist, über den Kotrand hinauszublicken. Vor allem, wenn der Himmel aussieht wie ein finnisches Filmskript, das selbst den Skandinaviern zu trostlos war, um es auf die Leinwand zu schaffen. Ich weiß, ihr erwartet euch jetzt ein bisschen frohen Fap-Eskapismus — aber auch, wenn das hier der Wrong Boner ist und ihr zurecht auf aden Weg aller Dreißigjährigen gehen und dasselbe wie die anderen Nazis fordern: Fitness für Fröhlichkeit!
Jawohl. Die Fußballnationaltrainer rund um den Globus wollen es vielleicht nicht wahrhaben, aber immer mehr Studien belegen, dass Sex vor dem Sport gut für die Leistung ist und Sport umgekehrt nicht so sehr auslaugt, als Lust auf noch mehr Sex macht. Die Frage, die sich stellt, wenn die Tage wieder mal aussehen, wie ein Regenbogen durch die Augen eines Hundes, lautet also: Wollt ihr Finnland im Kopf oder Fitness im Körper? Wollt ihr Elmo oder wollt ihr Emo? Wenn ihr genau solche Kulturoptimisten seid wie ich, liegt die Antwort eigentlich auf der Hand. Niemand kann gleichzeitig die Welt gut finden und sich mit Eyeliner traurig schminken. Das Problem (für diesen Artikel, zumindest): Daran ist leider gar nichts wrong. Zumindest nicht, bis man sich in das Reich der Fitness-Videos begibt.
BONER
Wie ihr euch vielleicht denken könnt, bin ich nämlich auch wieder nicht so am Boden, dass ich gleich selbst mit Gymnastik anfangen müsste. Zumindest nicht in echt. Stattdessen orientiere ich mich am philosophischen Prinzip der “Interpassivität“, das besagt, dass man den Konsum auch weiterdelegieren kann. Zum Beispiel, indem man Bücher nur kauft, anstatt sie zu lesen. Oder eben, indem man Fitness nur anschaut, anstatt sie tatsächlich zu praktizieren. Das ganze Konzept stammt übrigens von Robert Pfaller, der ja in einem fast schon viralen Interview auch gesagt hat, dass erst die Laster das Leben wirklich lebenswert machen, weil sie uns vom reinen Zweck befreien. Also Halligallidrecksauparty als epistemologische Position wider die reine Vernunft. So ist das. Zum Glück hat mir meine Freundin Nina dieses Video geschickt, bei dem ein Menschpudel mit einem Haufen Pudelmenschen zum O-Ton eines alten Fitness-Filmchens Gymnastik vormacht.
Sonst wäre am Ende doch nur ein ganz normaler Arsch-in-Spandex-Boner draus geworden. So haben wir zumindest Tiere drin, die ordentlich über die Zunge schwitzen. Aber keine Angst, ich glaube, es ist nicht mal gedanklich Sodomie, solange in den Kostümen Menschen stecken. Mahalo!
ALMOSEN FÜR DIE HOSENLOSEN:
Dr. Fetischsteins Celebrity Monster-Kabinett Die Après-Ski-Matrix, oder: Nutella denkt nicht Facefuck mit Barack