Fun Fact: Das Erzgebirge kommt in Pulp Fiction vor. Zumindest in der deutschen Synchronfassung stammt das Heroin daher, das der Dealer Vincent Vega als “der reinste Wahnsinn” andreht. Das hat mich beeindruckt, als ich den Film als ostdeutscher Jugendlicher auf dem VHS-Player meiner Oma geschaut habe.
Jahre später habe ich dann von einer weiteren Wahnsinns-Substanz aus dem Erzgebirge erfahren: Uran. Nach der Zündung der ersten Atombomben durch die USA wollten die Sowjets unbedingt nachziehen. Im gesamten Einflussgebiet der Sowjetunion gab es aber nur eine bekannte Uranlagerstätte: Johanngeorgenstadt, eine alte sächsische Bergarbeiterstadt an der Grenze zur Tschechoslowakei. Um den Bau sowjetischer Atombomben zu ermöglichen, wurde schnell eine neue Mine mit dem klingenden Namen Objekt 01 gegründet und aus dieser in kürzester Zeit enorme Mengen Uran gefördert.
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Gab es 1946 nur 63 Bergleute in Johanngeorgenstadt, explodierte die Belegschaft plötzlich. Auf dem Höhepunkt des Uranbergbaus 1953 arbeiteten fast 70.000 Bergleute in drei Schichten. Dabei gruben sie Hunderte Kilometer Gänge unter der Altstadt, bis diese einsturzgefährdet war und Mitte der 50er Jahre komplett abgerissen werden musste. Als Ersatz wurde eine sozialistische Planstadt gebaut.
Das Ende der DDR, die Erschöpfung der Uranvorkommen und der folgende Strukturwandel haben Johanngeorgenstadt noch einmal hart getroffen. Heute liegt die Einwohnerzahl wieder auf dem Niveau von 1830, der Altersdurchschnitt gehört zu den höchsten des Landes und die Stadt hat keinen Ortskern mehr. Es gibt fast keine Restaurants und Geschäfte. Zum Essen und Haareschneiden läuft man einfach über die Grenze nach Potůčky, wo man auf den vietnamesischen Märkten Nazi-Devotionalien kaufen kann – und Crystal, wenn man nur lange genug sucht.
Für diese Fotostrecke habe ich im Februar zwei Tage in Johanngeorgenstadt verbracht.
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