Tripoli ist die zweitgrößte Stadt des Libanon. Früher war die Hafenstadt im Norden des Landes ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Nach Jahrzehnten voller Missmanagement und Vernachlässigung gehört Tripoli, 30 Kilometer vor der syrischen Grenze, zu den ärmsten Regionen des Libanon.
2018 berichteten die Vereinten Nationen, dass die Arbeitslosigkeit in einem der am stärksten benachteiligten Viertel von Tripoli bei 60 Prozent liegt. Seitdem hat sich die Situation weiter verschärft. Während der Pandemie ist die Wirtschaft des Libanon regelrecht zusammengebrochen. Im August 2020 ereignete sich im Hafen der Hauptstadt Beirut eine gigantische Explosion, durch die mindestens 190 Menschen starben und über 6.500 verletzt wurden. Die Regierung trat daraufhin zurück. Bis heute hat sich allerdings keine neue gebildet.
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VICE-Video: Verbranntes Gummi in der Luft – Wie Autofans jeden Sonntag die Kreuzungen von L.A. lahmlegen
In Tripoli leiden die Menschen Hunger. Seit einem Jahr gibt es immer wieder Proteste gegen die Corona-Beschränkungen. Im Januar 2021 wurde eine Demonstration gewaltsam niedergeschlagen. Sicherheitskräfte schossen mit scharfer Munition und feuerten Tränengas ab. 226 Menschen wurden verletzt.
Aber trotz des ganzen Chaos haben die Menschen in Tripoli Wege gefunden, etwas Dampf abzulassen – zum Beispiel, indem sie dabei zuschauen, wie Autos die Reifen qualmen lassen: beim Drifting. Das kontrollierte Umherschlittern mit durchdrehenden Reifen soll in den 1970ern bei Straßenrennen in Japan entstanden sein.
Im notorisch autoverrückten Libanon ist Driften extrem beliebt und so trafen sich an einem Sonntagnachmittag Ende Dezember 2020 Freunde und Familien aus dem ganzen Land an einer provisorischen Rennstrecke, um sich an außerordentlichen Fahrkünsten und dem Geruch von verbranntem Gummi zu erfreuen. Die Menge tobte, während die Fahrer vorbei an orangenen Verkehrshütchen, Reifenstapeln und blauen Tonnen schlitterten. Einen Moment lang schienen alle ihre Sorgen vergessen zu haben. Das laute Dröhnen der Motoren machte es schwer, an überhaupt irgendetwas zu denken.
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