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Feiern im Ruhrgebiet: Fotos von illegalen Raves tief im Westen

Eine Person liegt in einer Hängematte

Clubs sterben nicht nur in Berlin, der Platz wird in ganz Deutschland knapp. Im Ruhrgebiet und am Rhein hat sich aber eine Szene etabliert, die nicht darauf wartet, bis jemand die Tore ins Paradies öffnet. Ein paar Boxen, ein Lost Place – und ab geht’s. Der Fotograf Constantin Grolig hat zuerst einfach mitgefeiert. Dann hat er seine Kamera mitgenommen.

VICE: Warum sind wilde Raves spannender als Clubs?
Constantin Grolig: Ich studiere Fotografie in Dortmund und in den Clubs hier laufen die Partys oft ähnlich ab. Die Clubkultur ist im Ruhrgebiet manchmal schwierig. Die Betreiber haben ja auch alle möglichen Auflagen, Brandschutz und sowas. Das ist alles teuer. Allein deshalb ist es nicht leicht, offiziell abgefahrene Feten zu feiern. Ein Rave irgendwo draußen ist aber nie so wie der vorherige.

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Was zieht dich daran an?
Es ist ein sehr friedliches Miteinander, das ohne Türsteher und fast immer auch ohne Konflikte auskommt. Bei diesen selbst organisierten Raves ist ja auch nur wenig Geld im Spiel, entsprechend sind sie nicht kommerziell.


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Was ist ein guter Ort für einen Rave?
Wir gehen meistens an einen Hafen, in alte Fabriken oder an einen Kanal. Einmal haben wir in einem langen Tunnel gefeiert, unter der Autobahn, da war der Verstärker überhitzt und die Musik ist häufig ausgefallen. Ein älterer Typ hat dann sein schweißnasses T-Shirt ausgezogen und damit die Anlage gekühlt. Die lief dann wieder. Alle haben gejubelt. Solche Momente machen viel aus.

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Und was für Leute gehen zu diesen Raves?
Ganz gemischt. Gesellschaftliche Barrieren gibt es hier kaum, dass macht das Miteinander sehr angenehm. Da sind Leute, die arbeiten ganz normal, aber es gibt auch welche, die haben persönliche Probleme und versinken deshalb in der Feierei.

Gibt es auch mal Stress?
Meistens versucht man, dorthin zu gehen, wo sich keine Anwohner belästigt fühlen. Sonst gibt es Anzeigen und Geldstrafen. Die Polizei ist da schon hinterher.

Und was ist mit Rechten oder sonstigen Aggros?
Ich habe es nur einmal erlebt, dass Störenfriede ankamen, um Stress anzuzetteln. Die wollten die Party sprengen. Die wurden aber deutlich aufgefordert zu gehen und das hat auch halbwegs geklappt. Da ist nicht allzu viel passiert. Ansonsten gefällt mir gerade dieses konfliktfreie Gemeinschaftsgefühl.

Wieso hast du dich entschieden, diese Szene zu fotografieren?
Mein Gedanke war: Ich will, dass von all dem etwas bleibt. Damit wir auch in 20 Jahren zurückblicken können und sehen, wie das alles zu unserer Zeit mal war.

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Auf den meisten deiner Bilder sind keine Gesichter zu erkennen.
Ja. Ich will keine Leute promoten oder irgendwie in den Vordergrund stellen. Mein Ziel ist, dass die Zuschauer meine Bilder betrachten und so das Gefühl bekommen, so eine Nacht selbst mitzuerleben.

Wie geht dein Projekt weiter?
Ich würde gerne Fotos machen, die sich auf die Afterhour konzentrieren, oder auch auf den “day after” sozusagen, also diesen Tag, an dem man wieder in die normale Realität zurückgeht, wenn sich alles etwas seltsam anfühlt. Und ich plane momentan diese Serie, die auch in Buchform erhältlich ist, Ende März in Dortmund am Hafen auszustellen. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Das wird auch so eine lange Nacht.

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