Mein Vater liebt Dampflokomotiven über alles, und selbst das ist wahrscheinlich noch untertrieben. Ich kann mich an keinen Familienurlaub, keinen Wochenendausflug erinnern, bei dem ich keine Eisenbahnen angucken oder in ihnen sitzen musste. Von den ständigen Dampflok-Vorträgen ganz zu schweigen. Aber mein Vater ist nicht allein mit seiner an Besessenheit grenzenden Begeisterung. Nur müssen es nicht immer alte Züge sein.
Mit der Zeit habe ich Hunderte Männer mittleren Alters kennengelernt, die ähnlich viel Energie in Muscle Cars, Waffen, Briefmarken oder Cabbage Patch Kids stecken. Ja, ich lebe in den USA.
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Und da viele erwachsene Männer bekanntermaßen Pornos mögen, gibt es natürlich auch Porno-Superfans.
Zum ersten Mal ist mir das vor ein paar Jahren vor einer Veranstaltung in London aufgefallen. Der Rote Teppich war gesäumt mit Männern, die bewaffnet mit penibel angelegten Autogramm-Ordnern auf die Darstellerinnen warteten. Genau wie bei jeder großen Filmpremiere könnte man meinen. Nur hielten diese Herren den Frauen statt alten Magazin-Covern Fotos hin, auf denen die Models Sperma im Gesicht haben oder einen Penis im Mund.
Die AVN Adult Entertainment Expo, eine gigantische Erotikmesse, ist die größte Veranstaltung für den amerikanischen Porno-Megafan. Sie findet jedes Jahr im Januar in Las Vegas statt. Den Organisatoren zufolge pilgern dafür jährlich über 30.000 Menschen in die Wüstenstadt, die Hälfte von ihnen sind Fans. Damit ist das Event etwa genau so groß wie die Venus, wenn nicht sogar etwas größer.
Und wie bei so einem Event üblich kann der geneigte Porno-Connaisseur an den verschiedenen Ständen gegen Geld Autogramme bekommen, Fotos mit den Lieblingsstars machen oder für einen Aufschlag auch mal anfassen.
Ich habe die diesjährige Veranstaltung im Hard Rock Hotel besucht und Fotos von den Fans gemacht. Meinen höchst subjektiven Schätzungen zufolge handelte es sich bei etwa 80 Prozent der Besucher um extrem 08/15 aussehende Männer mittleren Alters. Zehn Prozent waren jüngere Typen, die überwiegen eine unangenehm-grabbelige Aura ausstrahlten. Die restlichen zehn Prozent bewegten sich irgendwo zwischen beiden Polen. Ich habe auch drei Frauen gesehen, die eventuell als Fans dort gewesen sein könnten.
Und genau wie mein Vater trotz meiner verständnislosen Blicke Gespräche gerne mit Referenzen zu 2-8-0er Achsfolgen oder Thomas Brassey ausschmückt, ließen auch meine AVN-Gesprächspartner die Namen von Camgirls oder Produktionsfirmen fallen, als wären sie Allgemeinwissen.
“Es ist recht günstig, viele der Models sind nett und man lernt sie kennen”, sagte Nick Koontz, der außerdem angab, vor allem als KingNut345 auf MyFreeCams.com bekannt zu sein. “Das ist viel mehr eine Community als irgendeine Website.”
Hier sind ein paar Bilder, die ich im Hard Rock Hotel Las Vegas gemacht habe.
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