Am 7. Juli kurz vor Mitternacht Ortszeit setzte ein Airbus von Air Canada mit 149 Passagieren an Bord zur Landung in San Francisco an. Statt der Landebahn visierte die aus Toronto kommende Maschine jedoch die danebenliegende Rollbahn an. Dort standen vier vollbesetzte Maschinen, die auf eine Starterlaubnis warteten.
Aus dem VICE-Netzwerk: Drohnen im Stresstest
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Während des Anflugs erkundigte sich der Pilot noch beim Tower, warum er Lichter auf der Landebahn sehen würde. Es waren die anderen Flugzeuge. Kurz darauf mischte sich ein hörbar aufgebrachter Kapitän von United in den Funkverkehr ein und fragte, was die andere Maschine da tue: “Der ist auf der Rollbahn!” Ein Flugzeug von Philippine Airlines schaltete zusätzlich die Landescheinwerfer ein, um der anfliegenden Maschine zu signalisieren, dass sie geradewegs auf vier vollbesetzte und vollgetankte Flugzeuge zusteuert.
Schließlich befahl auch der Fluglotse, die Landung abzubrechen. Die Maschine zog durch.
Dank einer Untersuchung der amerikanischen Behörde für Transportsicherheit, National Transportation Safety Boards (NTSB), wissen wir jetzt, wie unfassbar knapp die ganze Sache wirklich war:
23:55:46 Uhr: Die Piloten erwähnen die Lichter auf der Landebahn. Ihr Flugzeug befindet sich einen guten Kilometer vom Landebereich entfernt und 100 Meter über dem Boden.
23:55:52 Uhr: Das Flugzeug fliegt so weit rechts vom Kurs, dass die Flugsicherung es nicht mehr beobachten kann. Es verschwindet für etwa 12 Sekunden vom Radar.
23:55:55 Uhr: Der Fluglotse bestätigt noch einmal die Landeerlaubnis für Landebahn 28R. Der Air Canada-Airbus ist jetzt keine 500 Meter vom Landebereich entfernt.
23:56:01 Uhr: Der Pilot vom Flieger auf der Rollbahn meldet sich. Eine zweite Maschine schaltet die Landescheinwerfer ein.
23:56:04 Uhr Air Canada taucht wieder auf den Bildschirmen auf, als der Airbus das erste Flugzeug auf Rollbahn C passiert. Die Piloten schalten den Schub ein. Der Flieger befindet sich nur noch 18 Meter über dem Boden.
23:56:10 Uhr: Jetzt befielt auch der Fluglotse den Landeabbruch. Der Airbus hat an diesem Punkt schon wieder mit dem Aufstieg begonnen.
Der NTSB zufolge seien die Air-Canada-Piloten sehr erfahren. Der Kapitän hat über 20.000 Flugstunden absolviert – über 4.700 davon im Cockpit eines Airbus. Bei einer Befragung gaben beide an, sich nicht daran erinnern zu können, andere Maschinen auf der Rollbahn gesehen zu haben, allerdings sei ihnen etwas komisch vorgekommen.
Die Ursache für das Beinaheunglück ist noch nicht abschließend geklärt. Die Ermittlungen der NTSB dauern an.