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Fünf angebliche Weisheiten über Erkältungen, die so nicht stimmen

Collage. Links: Sirup wird aus einer Medizinflasche auf einen Löffel gegossen. Mitte: mehrere Hefte mit länglichen Tabletten. Rechts: Eine junge Joggerin mit Mütze im Schnee

Durch deine Nase kommt kein Bisschen Luft, deine Schläfen pochen, und du willst einfach nur ins Bett: Für Erkältungen gibt es allerlei Geheimtipps und Hausmittel, die dir versprechen, dich in kurzer Zeit wieder auf die Beine zu bringen. Doch dafür, dass Menschen in Deutschland durchschnittlich zwei bis drei mal im Jahr an Erkältungskrankheiten leiden, gibt es erstaunlich wenig wirksame Heilmittel. Was wirklich gut für dich ist, haben wir hier aufgeschrieben.

Doch viele Tricks und Mittelchen helfen dir überhaupt nicht oder können sogar schaden. Wir haben uns angeschaut, was die Wissenschaft zu den gängigsten Maßnahmen gegen eine Erkältung sagt – und von welchen du wirklich die Finger lassen solltest.

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1. Rezeptfreie Aufputschmittel aus der Apotheke schlucken

So sicher wie Lebkuchen und Jahresrückblicke gehört zum Winter die Werbung für Erkältungsmittel, die es oft rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen gibt. Leider machen die meisten die Erkältung nicht wirklich kürzer, sondern zielen nur auf die Symptome ab.

Bei einigen handelt es sich sogar um Aufputschmittel, die Mischungen aus Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Koffein und manchmal Alkohol enthalten. Es kann auch sein, dass sich sowohl aufputschende als auch beruhigende Wirkstoffe in ein und demselben Hustensaft befinden. Selten wirst du alle Stoffe aus diesen Cocktails wirklich benötigen.

Das Problem: Diese Mittel helfen dir nicht beim Gesundwerden, wie unter anderem eine kanadisch-neuseeländische Metastudie zeigt. Sie sorgen vor allem dafür, dass du dich besser fühlst, als es dir eigentlich geht. Dagegen ist wenig einzuwenden, aber wenn du sie nur nimmst, um dich krank zur Arbeit oder einer Party zu schleppen, kann das die Dauer deiner Erkrankung verlängern, weil du dich nicht erholst.

Medikamente gegen Hustenreiz und zum Schleimlösen können dagegen durchaus sinnvoll sein, wenn du zum Beispiel eine Halsentzündung oder eine Bronchitis hast. Welches Medikament für dich geeignet ist, hängt aber von vielen Umständen ab. Deshalb ist es meist Murks, den erstbesten Cocktail in der Apotheke zu kaufen. Bei einer schweren Erkrankung frag lieber deinen Arzt, was in deiner Situation das Beste ist.

2. Antibiotika nehmen – außer der Arzt sagt es dir

Antibiotika sind bei Erkältungen absolut tabu. Die helfen nämlich nur gegen bakterielle Infektionen. Erkältungen werden aber von Viren ausgelöst, und gegen die sind Antibiotika machtlos. Zwar kann es sein, dass sich bei dir zusätzlich ein Befall mit Bakterien eingestellt hat, aber das sollte dein Arzt feststellen, der dir dann wenn nötig Antibiotika verschreibt.

Inzwischen warnen sogar Krankenkassen wie die TK Patienten und Ärzte davor, vorschnell Antibiotika zu nehmen oder zu verschreiben, weil dadurch das Risiko von Resistenzen steige. Auch die alte Faustregel, dass gelblich-grüner Nasenschleim für eine bakterielle Infektion spreche, stimmt so pauschal nicht.

3. Vitamin C – hilft höchstens als Placebo

Vitamin C, auch bekannt als Ascorbinsäure, wird vielen Erkältungsmitteln zugesetzt, ob aus der Apotheke oder der Drogerie. Das ist aber eher Marketing. Zwar ist das Vitamin lebenswichtig und an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt, hat aber offenbar keine direkten Auswirkungen auf Erkältungen, wenn du es während deiner Krankheit einnimmst.

Anders sieht es aus, wenn du es vorbeugend nimmst. Dadurch werden nach aktuellem Stand der Forschung Erkältungskrankheiten aber auch nicht seltener, sondern dauern etwas weniger lang.

Übrigens sollte es meist nicht nötig sein, Vitamin-C-Pillen zu nehmen. Der Mensch braucht etwa 100 Milligramm Vitamin C am Tag. In der Regel ist es kein Problem, das über die alltägliche Ernährung aufzunehmen. Ausreichende Mengen stecken in vielen Obst- und Gemüsesorten, zum Beispiel in 100 Gramm Brokkoli oder Paprika oder ein bis zwei Orangen. Wichtig ist, dass das Essen frisch ist oder aus dem Tiefkühlfach kommt.



4. Sport machen und sich in der Sauna abhärten

Du willst deinen wöchentlichen Trainingsplan trotz Erkältung nicht aufgeben und eine Runde joggen gehen? Lieber nicht. Wenn du dich wegen einer Erkältung schlapp fühlst, solltest du auf Sport verzichten, dazu raten auch mehrere Krankenkassen wie etwa die AOK oder die HKK.

Nicht ganz so klar ist die Lage in Sachen Sauna. Mehrere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass regelmäßige Saunagänge Erkältungen vorbeugen können. Aber was, wenn es dich bereits erwischt hat?

Viele Menschen glauben, dass sich Erkältungen ausschwitzen lassen. Dafür gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege. Und auch die heiße Luft scheint keine positiven Auswirkungen auf eine akute Erkältung zu haben. Jedenfalls konnten in einer Studie an der Berliner Charité keine Anhaltspunkte dafür gefunden werden. Ob ein Saunagang vielleicht sogar schlecht für dich sein könnte, solltest du mit deinem Arzt besprechen. Sicher ist, dass Menschenansammlungen allein schon meiden solltest, um niemanden anzustecken.

5. Hände im Alltag desinfizieren

Klar, Händewaschen hilft gegen Infektionskrankheiten. Und beim Besuch im Krankenhaus ist es absolut ratsam, die Hände an den dafür vorgesehenen Spendern zu desinfizieren. Aber einige gehen so weit, dass sie auch im Alltag regelmäßig ihre Hände mit Mittelchen aus der Drogerie desinfizieren. Dabei sollten Wasser und Seife völlig ausreichen, um das Infektionsrisiko zu minimieren.

Das Bundesamt für Risikobewertung rät sogar davon ab, Desinfektionsmittel im Haushalt zu verwenden. Du brauchst einiges an Fachwissen, welches Desinfektionsmittel für jeweils für verschiedene Umgebungen und Keime benutzt werden sollte. Auf dem menschlichen Körper siedeln nämlich auch viele harmlose und nützliche Bakterien, die gleich mit angegriffen werden. Dasselbe gilt für Bakterien in Kläranlagen, die unser Abwasser reinigen.

Ständig alles zu desinfizieren kann auf lange Sicht ähnlich wie bei Antibiotika sogar zu Resistenzen bei Krankheitserregern führen. Unterm Strich hast du also mehr davon, wenn du 30 Sekunden ins korrekte Händewaschen investierst und dir das Desinfektionsmittel sparst.

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