Sex

Neue Studie: "Pille danach" gegen Tripper, Syphilis und Chlamydien wirkt

Wer drei Tage nach ungeschütztem Sex ein Antibiotikum nimmt, kann sich schützen.
Eine Statue mit
Foto: IMAGO / CHROMORANGE

Sex ohne Kondom oder Lecktuch, besonders mit Fremden, kann lästige Folgen haben. Im schlechtesten Fall gelangen Bakterien in den eigenen Körper und lösen eine Infektion aus. Etwa Tripper, Syphilis oder Chlamydien. Die Folgen: Jucken, Schmerz beim Urinieren, ungewöhnlicher Ausfluss, Ausschlag oder Fieber – je nachdem, mit welcher sexuell übertragbaren Krankheit man sich angesteckt hat


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Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA haben einen neuen Schutz gegen diese Erkrankungen untersucht und herausgefunden: Schon eine Dosis eines gängigen Antibiotikums reicht, um die Entstehung von sexuell übertragbaren Krankheiten zu verhindern. In einer Studie nahmen die Probanden bis zu 72 Stunden (drei Tage) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr das Medikament Doxycyclin ein. Mit diesem Standard-Antibiotikum behandeln Ärztinnen und Ärzte normalerweise Erkrankungen wie Harn- oder Atemwegsinfektionen.

In der Studie verhinderte die Einnahme des Antibiotikums zwei Drittel aller bakteriellen Infektionen mit Tripper, Syphilis und Chlamydien. Die Studienteilnehmer nahmen die Pille durchschnittlich vier Mal im Monat. Nebenwirkungen hatte das laut den Forschenden nicht. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der medizinischen Fachzeitschrift The New England Journal of Medicine.

Die Studie schloss auch Männer, die Sex mit Männern haben, und Transfrauen ein. Ein Teil der Probanden nahm PrEP, ein Vorbeugemedikament gegen HIV, ein anderer Teil lebt mit HIV. Alle Teilnehmenden hatten im Jahr vor Beginn der Studie eine sexuell übertragbare Krankheit überstanden. Der Zufall entschied, ob die Probanden das Antibiotikum Doxycyclin erhielten oder nicht. Dann testeten die Forschenden alle Probanden alle drei Monate auf Geschlechtskrankheiten. Bei jenen Teilnehmenden, die Doxycyclin nahmen, ließen sich Chlamydien, Syphilis und Tripper signifikant seltener nachweisen.

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Sexuell übertragbare Krankheiten nehmen weltweit zu. In Deutschland steigt vor allem die Zahl der Syphilis-Neuinfektionen. "Bakterielle sexuell übertragbare Infektionen verursachen weltweit eine erhebliche gesundheitliche Belastung für Gesundheitssysteme und einzelne Patient*innen", sagt Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar in München. Er hält die Studie für methodisch gut konzipiert. 

Weil immer mehr Antibiotika weltweit eingesetzt werden, gibt es immer mehr Resistenzen gegen die Mittel. Die Bakterien werden dann unempfindlich gegenüber den Medikamenten. Darum wünscht sich Spinner eine genaue Anleitung, bevor die "Pille danach" flächendeckend eingesetzt wird: "Für die Übersetzung der klinischen Studienergebnisse in den medizinischen Alltag braucht es dringend auch entsprechende Leitlinien und Empfehlungen für Patient*innen und Ärzt*innen."

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Auch der Wiener Wissenschaftler Georg Stary von der Medizinischen Universität Wien warnt vor Antibiotika-Resistenzen. Insbesondere bei Gonokokken, den Bakterien, die Tripper auslösen, kam es vermehrt zu Resistenzen. Stary sagt:  "Während bei Chlamydien und Syphilis wenig Resistenzen auftreten, ist das bei Gonokokken ein großes Problem. Da stellt sich mir die Frage, wo das hinführen wird, weil in dieser Gruppe schon häufig Resistenzen aufgetreten sind. In diesem Sinne scheint mir die langfristige Verwendung nicht sehr zukunftsträchtig." 

Unter welchen Bedingungen ein Antibiotikum wie Doxycyclin gegen Geschlechtskrankheiten eingesetzt werden kann, werden weitere Studien zeigen müssen. Zwar gibt es das Medikament in Deutschland, aber es ist verschreibungspflichtig. Und: Noch ist Doxycyclin nicht für die Heilung von sexuell übertragbaren Krankheiten zugelassen.

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