Das Internet ist Fluch und Segen zugleich, wenn man Fan von Game of Thrones ist. Auf der einen Seite ist es nahezu unmöglich, Spoiler zu vermeiden, weswegen man die jeweils aktuelle Folge so schnell wie möglich gucken muss. Auf der anderen Seite macht es unglaublich viel Spaß, sich auf Reddit oder YouTube durch komplizierte Fantheorien zu wühlen und mitzuraten, was sich die Macher der größten Serie aller Zeiten als nächstes einfallen lassen.
Nach der dritten Folge, “The Long Night”, gibt es allerdings ein Problem: Niemand weiß so richtig, was als nächstes passieren soll. Viele der populärsten Fantheorien zum Ende von Game of Thrones haben sich nach der Schlacht um Winterfell und der Tötung des Night Kings durch Arya Stark als haltlos herausgestellt – wie beispielsweise die Überlegung, dass die White Walker die Schlacht um Winterfell gewinnen, oder zumindest große Teile des Hauptcasts sterben würden. Umso spannender ist nun, welche Geschichte die Verantwortlichen in den letzten drei Folgen erzählen wollen.
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Zeit genug haben sie in jedem Fall, da jede Folge um die 80 Minuten lang sein wird. Wir haben da mal ein paar heiße Story-Kandidaten zusammengetragen.
Die Geschichte von Bran Stark und dem Night King ist noch nicht vorbei
Eines der großen nach wie vor ungelösten Rätsel bei Game of Thrones ist, welche Rolle Bran Stark spielt. Als Three-Eyed-Raven kann er in die Vergangenheit sehen, sich in Tiere und Menschen wargen und somit über Umwege auch die Zukunft beeinflussen. So richtig deutlich wurde bisher allerdings nicht, was Bran zum Sieg über die White Walker beigetragen hat – abgesehen davon, dass er den Night King an den Ort gelockt hat, wo er schließlich von Arya getötet wurde. Das Bedürfnis danach, eine zufriedenstellende Erklärung für Brans vermeintliche Wichtigkeit als Three-Eyed-Raven zu bekommen, ist unter den Fans der Serie groß. So groß, dass manche sogar glauben, dass uns ein überraschender Twist erwartet, und sich Bran Stark als eigentlicher Endgegner von Game of Thrones herausstellt.
Schließlich ist eine der populärsten Fantheorien überhaupt, dass eigentlich Bran der mysteriöse Night King ist. Eine Theorie, die für einige immer noch nicht komplett vom Tisch ist. Schließlich trägt Bran nach wie vor das Mal, dass ihm der Night King in einer Vision verpasst hat und durch das die beiden seither “verbunden” sind. Könnte das bedeuten, dass Bran Stark der nächste Night King wird und eine neue Armee aus Untoten anführt? Unwahrscheinlich. Nicht ausschließen lässt sich allerdings, dass die Geschichte der White Walker noch nicht zu Ende erzählt ist. Schließlich wurde der Night King schon einmal besiegt, die Menschheit hat anschließend die Mauer im Norden errichtet – und der Anführer der Untoten kam trotzdem wieder zurück.
Der Kampf gegen Cersei wird härter als der gegen die White Walker
… und findet wahrscheinlich erst in Folge 5 statt. Für die übernimmt nämlich erneut Miguel Sapochnik die Regie, der bereits für die beeindruckenden Schlachtszenen in “Battle of the Bastards” und “The Long Night” verantwortlich war. Folge 4 hingegen wird uns darüber updaten, was Cersei Lannister getrieben hat, während im Norden um das Überleben der Menschheit gekämpft wurde. Die regierende Königin von Westeros hat zwar weniger Verbündete als ihre Konkurrentin um den Iron Throne, Daenerys Targaryen, dafür aber eine (mittlerweile) deutlich größere Armee. Eine Theorie besagt, sie habe einen Schlachtplan, der es unmöglich macht, sie direkt anzugreifen, ohne dabei große Teile der Bevölkerung von King’s Landing ebenfalls auszulöschen.
Cersei ist klug und spielt das Game of Thrones lange genug, um zu wissen, dass man Kriege nicht nur mit Soldaten gewinnt. Das macht sie zu einer spannenderen Gegenspielerin als den Night King, mit seinen abertausenden aber willenlosen Untoten. Daenerys weiß zwar, wie man Armeen mit Hilfe ihrer Drachen dem Erdboden gleichmacht. Wie man jemanden durch politische Intrigen ausschaltet, weiß sie allerdings nicht.
Nach dem brutalen, sehr körperlichen Kampf gegen die White Walker könnte die Schlacht in King’s Landing das komplette Gegenteil werden. Es wäre nur passend, wenn sich Cersei nur so stürzen lässt, wie sie an die Macht gekommen ist: durch Intrigen und Psychospielchen. Die Art von Kriegsführung, bei der sich Charaktere wie Sansa und Tyrion nicht “nutzlos” fühlen wie in der Schlacht um Winterfell. Und Daenerys nur siegen kann, wenn sie auf ihre Verbündeten hört. Dass sie das tut, erscheint zunehmend fragwürdig. Denn …
Daenerys wird zur “Mad Queen”
Ihre Wandlung zur Antagonistin scheint für viele Fans ziemlich wahrscheinlich. Immer und immer wieder wurden in den vergangenen Staffeln Parallelen zwischen Dany und ihrem Vater Aerys II., dem “Mad King”, gezogen. Der war bereit, ganz King’s Landing in Schutt und Asche zu legen. Daenerys hatte bisher zumindest kein Problem, ihre Feinde – und alle, die sie nicht als ihre Königin anerkennen wollen – von ihren Drachen brutzeln zu lassen. Ihr einziges Ziel ist es, den Iron Throne zu besteigen und allein über Westeros zu herrschen. Koste es, was es wolle. Nicht einmal ihr Love Interest Jon Snow scheint noch zu 100 Prozent davon überzeugt, dass das eine gute Idee ist. Schließlich hat Dany die Familie seines besten Freundes Sam ausgelöscht.
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Ein erster großer Konflikt könnte bereits zu der Frage bestehen, ob das Wichtigste nach der großen Schlacht von Winterfell wirklich ist, in den nächsten Krieg zu ziehen. Tausende sind beim Kampf gegen die White Walker gestorben, wie viele der Überlebenden sind bereit, ihr Leben für einen weniger elementaren Zweck gleich wieder aufs Spiel zu setzen? Auch die Art und Weise der Kriegsführung könnte einen Keil zwischen gemäßigte Charaktere wie Tyrion oder Jon und die Drachenkönigin treiben. Daenerys war schon mal bereit, ihre Drachen die Red Keep in King’s Landing niederbrennen zu lassen, egal, wie viele Unschuldige dabei sterben könnten. Damals hatte sie noch ihre komplette Armee aus Unsullied und Dothraki. Die nächsten ein bis zwei Folgen werden zeigen müssen, was Daenerys wirklich bereit ist zu tun, um auf dem Iron Throne zu sitzen – und wie sie reagiert, wenn ihre Verbündeten sich gegen sie auflehnen.
Am Schluss sitzt niemand auf dem Iron Throne
Wenn es ein großes Fazit gibt, das wir schon vor Ende der letzten Staffel Game of Thrones ziehen können, dann das: Der Kampf um die Herrschaft über die Sieben Königreiche endet für niemanden gut. Alle großen Konflikte – bis auf die Sache mit den White Walkern – haben mit dem Iron Throne zu tun. Wer das Blutvergießen wirklich stoppen möchte, der muss dieses “Spiel” ein für allemal beenden, und Westeros von einer Monarchie in eine Demokratie, oder zumindest jeweils autark geführte Regionen verwandeln. Wie das aussehen könnte, zeigt sich beispielsweise im Wunsch des Nordens, nicht von King’s Landing im Süden aus mitregiert zu werden. Einen Wunsch, den Daenerys Targaryen kategorisch ablehnt, und damit potenziell ihre Allianz mit dem Norden gefährdet. Insbesondere Jon Snow ist als gewählter König des Nordens vor allem seiner Heimat verpflichtet.
Der letzte große Konflikt in Game of Thrones könnte sich also gar nicht darum drehen, wer am Ende auf dem Thron sitzt, sondern dass der Thron und somit auch die Position einer allein herrschenden Person gar nicht mehr existiert. Was natürlich bedeutet, dass alle, die nur danach streben, endlich selbst auf dem Thron zu sitzen, sterben müssten. Überraschend wäre das nicht. “When you play the game of thrones, you win or you die”, hat Cersei Lannister in der ersten Staffel zu Ned Stark gesagt. Warum also nicht einfach aufhören zu spielen?
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