Broken Beat ist eigentlich eine Fremdzuschreibung. Die meisten Produzenten aus diesem Bereich verwenden diese Kategorie nicht für ihre Werke oder wehren sich sogar dagegen. Wörtlich übersetzt bedeutet Broken Beat ungefähr „gebrochene Takte.” Aber was heißt das? Tanzmusik folgt gewöhnlicherweise dem 4/4-Takt, auf jede Teileinheit des Taktes gibt es einen Grundschlag. Im Broken Beat wird dieses Schema insofern aufgebrochen, als dass die Schläge, die auf jeden Viertel-Takt kommen, vor oder nach ihm gesetzt werden, also zwischen die Takteinheiten geschoben werden. Dieses musikalische Mittel nennt sich Synkope und wurde schon in der klassischen Musik verwendet, zum Beispiel von Bach und Händel. Dabei entstehen neue rhythmische Spannungen, weil Schläge, die vorher unbetont waren, durch die Verschiebung in den Vordergrund kommen.
Historisch entstand Broken Beat in den 1990er Jahren in Großbritannien, wo es auch seinen größten Einfluss hatte, besonders auf die die sogennante Bass Music. Die Protagonisten dieser Musik-Richtung haben heterogene Einflüsse: von Drum’n’Bass über House, HipHop, Techno, Acid- oder auch Fusion-Jazz. Zu den stilprägenden Produzenten gehören Bugz in the Attic, IG Culture, und 4hero. Mitglied der letztgenannten Combo ist, neben Mark “Marc Mac” Clair, Dennis “Dego” McFarlane, der bis heute zu den einflussreichsten Künstlern des Broken Beats gehört, wie Alexander Nut feststellt: „Verglichen mit Drum’n’Bass oder Techno, die alle Leute weltweit bewegt haben, war Broken Beat eine ziemliche Nischenbewegung. Aber was die Frage betrifft, wie sehr Leute davon beeinflusst wurden, kann man sagen, dass Dego einen großen Einfluss für den Sound heutiger Musik hatte.” Labels wie das von Alexander Nut gegründete Eglo Records haben kontinuierlich EPs und Alben veröffentlicht, die in der Tradition von gebrochenen Takten stehen. Nicht nur die Floating Points Releases lassen immer wieder einen deutlichen Bezug auf dieses Genre erkennen, auch andere Veröffentlichungen, wie die von Fatima, gehören zu den Referenzen. Neben Eglo Records ist Ninja Tune einer der Dauerbrenner in Sachen Broken Beat. Mr. Scruff ist hier die schillerndste Figur. In Deutschland hat Glenn Astro auf seinem letztes Jahr erschienenen Album „Throwback” den gebrochenen Takten gehuldigt. Er hat außerdem für die empfehlenswerte Reihe „Fluid Soul Radio” ein Set aufgenommen, das ein guter Querschnitt durch das Genre ist.
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Hier ein paar Klassiker des Broken Beats: