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Popkultur

Ernste syrische Meme

Wie der Rest des Internets ist auch die Welt der syrischen Meme chaotisch, streitlustig und anfällig für Dummheiten und Übertreibungen.

Illustration von Kayla Colaizzi
Weitere Berichterstattung von Amira Asad

Wie der Rest des Internets ist auch die Welt der syrischen Meme chaotisch, streitlustig und anfällig für Dummheiten und Übertreibungen. Aber gleichzeitig bietet sie einen der wenigen Orte, an denen Syrer sensible politische Themen diskutieren können, ohne Angst vor Repressalien ihrer Regierung haben zu müssen. Abo Samer, Administrator einer der militanteren Facebook-Gruppen für syrische Meme, meint, seine Absicht sei die Veröffentlichung „intellektueller, sozialer, urbaner und kultureller Inhalte im Geiste eines alten syrischen Sprichworts: ‚Die Ersten ließen nichts ungesagt.‘“ Meme sind bei Syrern so beliebt, dass die Facebook-Seite „Syrian Memes“ über 175.000 Likes aufweist. Die auf dieser Seite aufgeführten Meme (die meisten davon in arabischer Sprache) hauen auf alles ein, von Baschar al-Assads autoritärem Regime bis zur ernährungstechnischen Falafel-Vorherrschaft im Lande. In einem Mem fragt der Y U NO-Guy mit dem aufgedunsenen Gesicht McDonald’s: „Y U NO OPEN IN SYRIA“? Ein weiteres zeigt einen zwielichtigen Taxifahrer, der gerade einen Touristen abzockt, mit dem Gesicht eines Reddit-Trolls. Andere Meme sind provokanter—grob gezeichnete Rage-Comics mit Fotos massakrierter Kinder und Cartoons der bewaffneten Geheimpolizei. Abo sagt, er habe seine Seite gestartet, weil er alte syrische Sprichwörter verbreiten wollte, die seine Großmutter ihm vorzutragen pflegte; nach dem Ausbruch des politischen Konflikts im Lande sollte sich sein Anliegen jedoch ändern. Jetzt versteht der gebürtige Damaszener seine Seite als „regierungsfeindlich“ und möchte individuelle, politisch aufgeladene Meme machen, als Folge der „gewaltigen Verbrechen an den Menschen in Homs und anderen Teilen Syriens“. Eines der beliebtesten Meme in syrischen Blogs zeigt Assad beim Andeuten einer kurzen Distanz mit den Händen und dem Text: „Derzeit machen wir so große Reformen.“ Nicht jeder Meme-Macher ist regierungsfeindlich und doch: Ein Bild, das im Internet herumgeistert, zeigt Assad, wie er einer Anhängerschar zuwinkt. Die Bildunterschrift: „WAHRHEIT: Baschar al-Assad wird vom syrischen Volk geliebt. Wer das kapiert, scheißt sich vor Angst in die Hosen.“