Foto von Anna Neifer
Ramy Al-Asheq versucht das Beste aus dieser Situation zu machen. In dem Fall: Chefredakteur der ersten arabischsprachigen Zeitung für Migranten und Flüchtlinge in Deutschland zu sein. Das knallt. Schon jetzt hat der 26-jährige Flüchtlingsgeschichte geschrieben. „Weißt du was? Ich habe 3.000 E-Mails in meinem Postfach", sagt Ramy und legt sich kopfschüttelnd eine Hand vor die Augen. Eine schäumende Welle aus Interesse und Sympathie hat ihn überrollt. Organisationen, Verbände, Journalisten, Freunde, Kollegen und Behörden sind begeistert von der kostenlosen Zeitung.Die Redaktion ist sein zu Hause, in einem Hochhaus, fast außerhalb von Köln. Zusammengewürfelte Möbel, Bett, ein paar Sofas und ein Schreibtisch. Darüber hängen gelbe Zettel mit arabischen Notizen. Etwa 40 Autoren schreiben für die Zeitung, sie sitzen überall verstreut in Deutschland und im Ausland, bei Ramy laufen die Artikel für Abwab zusammen.„Das heißt ‚Türen' auf Arabisch", erklärt Ramy den Namen der Zeitung. „Kommt von meiner ersten Gastmutter. Ich hab mich bei ihr bedankt, für all die Unterstützung, die ich in den ersten drei Monaten in Deutschland bekommen habe. Sie meinte nur: Ramy, ich habe nur Türen geöffnet." Das will Ramy weitergeben, den neu in Deutschland Ankommenden eine Tür aufhalten, in das fremde Land. Die große Mehrheit der arabischsprachigen Flüchtlinge spricht kein deutsch, wenn sie bei uns stranden. Während die Politik über die Zukunft dieser Menschen streitet, verstehen die Betroffenen kein Wort.
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