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Ein Ex-MI5-Agent behauptet, der britische Geheimdienst wollte „Blackfacing“ zur Moschee-Infiltration nutzen

Die besten Agenten des Vereinigten Königreichs haben sich für eine Trainingsübung tatsächlich dunkle Schminke ins Gesicht geklatscht, um wie Muslime auszusehen.

Hier leben die Spione. (Foto: Shirokazan | Flickr | CC BY 2.0

Es ist immer ziemlich witzig, wenn ein ehemaliger Spion an die Öffentlichkeit geht und uns alles über diverse Spionage-Angelegenheiten erzählt, oder? Also wirklich jetzt. Laser-Stifte! Heldentaten! Geheime Operationen! Verfolgungsjagden in High-Speed-Booten! Wenn du in jungen Jahren nicht davon geträumt hast, eines Tages mal ein Spion zu sein, dann hattest du keine schöne Kindheit. Wenn du während der Schulzeit nicht mindestens eine Pause damit zugebracht hast, verdeckter Ermittler zu spielen und ganz geheimnisvoll in den Aufschlag deines Wintermantels zu sprechen, dann muss dein Leben bis jetzt ziemlich beschissen gewesen sein. Spione sind einfach so verdammt cool. Oh, Moment, warte mal kurz …

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Laut einem ehemaligen Spion hat der MI5 so wenige muslimische Beamte in seinen Reihen, dass darüber nachgedacht wurde, Agenten mit dunkler Schminke zu tarnen

Independent, 16. Juli 2015

Mann, das ist jetzt echt schade: Hier steht, dass die Spione des Vereinigten Königreichs in Wahrheit ziemlich tollpatschige Idioten sind, die bei protzigen Partys dem Kellner die Cocktails vom Tablett schlagen, ihre Anzüge mit Martini einsauen, sich mehrmals über die Poker-Regeln informieren müssen und denken, dass „Blackfacing" eine normale und subtile Art der Täuschung ist. Das ist wirklich richtig schade. Ich mache mir deswegen ernsthaft Sorgen um unsere Sicherheit und bin mir plötzlich auch der Terrorgefahr bewusst, da einer der größten Geheimdienste der Welt anscheinend davon ausgeht, dass man die Infiltration verdächtiger islamischer Terrorzellen am besten mit schlechten Kostümen angeht. Unsere Verteidigungsstrategie gegen den Terror ist im Grunde eine Szene aus Team America: World Police. Die Leute, die gegen den Terror kämpfen, haben Sean Connery in James Bond 007 – Man lebt nur zweimal gesehen und sich dann gedacht: „Hey, super Idee, echt cool!"

Wie dem auch sei, die Plaudertasche, die uns all das verraten hat, nennt sich „Robert Acott"—das ist der Deckname eines ehemaligen MI5-Mitarbeiters, der in der TV-Sendung Newsnight zu Wort kam und dem englischen Geheimdienst dabei ordentlich Feuer gab (er wurde nach einem Nervenzusammenbruch vom Dienst freigestellt).

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Ein weiteres Highlight des Interviews: Acott war traurig, als das IRA-Mitglied Diarmuid O'Neill erschossen wurde—weil sich O'Neill immer schick angezogen hat („Er tat mir tatsächlich ein bisschen Leid. Er war zwar ein Terrorist—in seinem Versteck wurden vier Bomben, mehrere AK-47s und Pistolen gefunden—, ansonsten aber ein ganz normaler Typ. Er hatte auch einen ziemlich guten Modegeschmack und immer eine Levis 501-Jeans am Start."). Außerdem war Abu Qatadas Code-Name „Dinosaurier-Ei". Es ging jedoch hauptsächlich darum, auf welche Art und Weise die hohen Tiere des Geheimdienstes den nervigen Mangel an unterschiedlichen Mitarbeiterherkünften ausgleichen wollten, weil ihnen genau dieser Mangel nach dem 11. September beim Infiltrieren von Moscheen einen Strich durch die Rechnung machte.

„Wir waren ihre Verhaltensweisen einfach nicht gewohnt", meinte Acott gegenüber Newsnight. „Irische Zielpersonen haben sich immer in Pubs getroffen und konnten deshalb leicht beschattet werden. Muslime hingegen treffen sich eher bei sich zu Hause oder in Moscheen oder so. Da kommt man nicht so einfach rein. Außerdem leben sie meistens in ‚ihren' Vierteln. Oft war es so, dass Streifenpolizisten dort die einzigen weißen Menschen waren."

Motherboard: So werden Tiere von Geheimdiensten als Spione missbraucht

Wie geht man also mit einer solchen Situation am besten um? Wenn man sagt, „Hey, schickt doch den Spionage-Praktikaten ins Kostümgeschäft um die Ecke und lasst ihn mit ein wenig Geld aus der Portokasse ein bisschen braune Schminke und Plastik-Krummsäbel kaufen", dann muss man die Spionage-Schule erfolgreich abgeschlossen haben. Denn so ist es anscheinend abgelaufen. Da es beim MI5 (nach Acotts Schätzung) nur genau einen muslimischen Beschattungsagenten gibt, hat ein Teamleiter vorgeschlagen, die Spione für Infiltrationen dunkel zu schminken—bei einer Übung wurde das Ganze dann sogar wirklich ausprobiert. Stellt euch bitte mal folgendes Szenario vor: Ein paar Geheimagenten spielen mit schwarzer Schminke und Handtuch-Turbanen Paintball und üben dabei ihren Kehlkopfgesang. Irgendjemand wird dann ins Auge getroffen und muss ins Krankenhaus gebracht werden.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Rachel Dolezal nicht einfach nur irgendeine lächerliche, privilegierte Strohfrau war, sondern die Inspiration für eine der ausgeklügeltsten modernen Anti-Terror-Strategien. Ach ja: Das Vereinigte Königreich ist am Arsch und die dortigen Spione kann man in die Tonne treten.