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​Mit Duckface zum Vorstellungsgespräch – Bei dieser Jobvermittlungs-App zählt dein Aussehen

SelfieJobs ist das Tinder für Leute, die nach einem Job suchen. Endlich zahlen sich unsere Instagram-Tricks aus.

Professionell. Foto: Kristoffer Trolle | Flickr | CC BY 2.0

Bewerbungen schreiben und von einem Vorstellungsgespräch zum nächsten zu hetzen, macht niemandem Spaß. Vor allem dann nicht, wenn man gerade die Schule, seine Ausbildung oder das jahrelange Studium abgeschlossen hat, motiviert in einen neuen Lebensabschnitt starten will—und dann feststellen muss, dass man Glück hat, wenn man auf eine seiner Bewerbungen überhaupt eine Antwort bekommt. Die schwedische App SelfieJobs will den Rekrutierungs- und Jobfindungsprozess nun deutlich vereinfachen und reduziert das Anforderungsprofil für jedweden Job erst einmal auf eine Sache: Die Fähigkeit, möglichst vorteilhafte Fotos von sich selbst zu haben. Gezwungen dazu, möglichst viele Bilder von sich hochzuladen ist natürlich niemand. Wie positiv mögliche Arbeitgeber aber auf Anonymisierungsmaßnahmen à la Masken oder Platzhalter-Bilder reagieren, kann man sich wahrscheinlich ausmalen.

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Vorstellen kann man sich den Dienst wie eine Art Tinder für Arbeitssuchende. Man verbindet seinen JobSelfie-Account mit seinem Facebook-Profil, gibt anschließend ein paar rudimentäre Angaben zu seiner Person und seinem bisherigen Werdegang ein und hat außerdem die Option, ein kurzes Video von sich selbst anzuhängen. Firmen wiederum können über den Dienst ihre konkreten Jobangebote einstellen, müssen nach einer Testphase allerdings monatliche Gebühren (laut der offiziellen Website 55 Euro im Monat) zahlen. Hat man an einem Job oder einem Bewerber Interesse, wischt man nach rechts. Sollte einem das Profil nicht gefallen, nach links. Erst bei einem erfolgreichen Match können Arbeitnehmer und Firma direkt miteinander in Kontakt treten.

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Bisher war die App nur für Schweden, Dänemark und Norwegen verfügbar, jetzt können sich auch Deutsche mit der Frontkamera ihres Smartphones zum Traumjob knipsen. Eine Expansion in weitere europäische Länder ist geplant.

Nicht so professionell. Foto: Maëlick | Flickr | CC BY-SA 2.0

Das wirft nun natürlich Fragen auf, die man sich beim Selfies schießen und seiner bisherigen Instagram-Karriere so wahrscheinlich noch nie gestellt hat. Duckface oder neutraler Gesichtsausdruck? Wie viel Make-Up ist OK? Welcher Filter angemessen? Gelten gängige Vorgaben für das ideale Bewerbungsfoto auch dann noch, wenn man das Bild unter Verrenkungen vorm Badezimmerspiegel selbst macht? Ist es nicht moralisch und gesellschaftlich komplett fragwürdig, dass das Aussehen so offenbar zum wichtigsten Einstellungs- (oder zumindest erst einmal Vordtellungs-)Grund gemacht wird? Und: bedeutet das alles, das Kim Kardashians Selfie-Buch ab jetzt die ultimative Fiebel für alle verzweifelten Arbeitssuchenden da draußen ist?

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Es bleibt abzuwarten, inwiefern die App wirklich von Firmen abseits der sowieso etwas alternativen Start-up- und Medienbranche angenommen wird. Bei der Fülle an Fotobearbeitungsprogrammen dürfte es allerdings beim ein oder anderen selfie-initiierten Vorstellungsgespräch zu einer bösen Überraschung kommen.