Amerikanische Bowlingbahnen sind der Vorhof zur Hölle

FYI.

This story is over 5 years old.

Photos

Amerikanische Bowlingbahnen sind der Vorhof zur Hölle

Bowling ist ein „Zeitvertreib" im wahrsten Sinne des Wortes, wie ihn sich nur eine Spezies ausdenken kann, die so viel Zeit hat, dass sie vertrieben werden muss.

Es ist ein „Zeitvertreib" im wahrsten Sinne des Wortes, wie ihn sich nur eine Spezies ausdenken kann, die so viel Zeit hat, dass sie vertrieben werden muss. Eine Sport/Spiel/Freizeitaktivität, die so simpel ist, dass es mir immer fast ein wenig peinlich ist, sie zu erklären: „Nun ja, du, äh, versuchst, Kegel mit einem Ball umzuhauen." Und als Thema verdient sie wohl kaum irgendwelche tieferen Überlegungen, oder—um näher bei dem zu bleiben, was ihr hier vor euch habt—Betrachtungen in Worten und Bildern.

Anzeige

Aber als ich vor ein paar Jahren regelmäßig zu bowlen begann, bemerkte ich, dass mir jedes Mal, wenn ich eine Bowlingbahn betrat—egal, ob es sich dabei um ein Exemplar aus längst vergangener Zeit oder einen uninspirierten Versuch handelte, mit der heutigen mitzugehen—immer sofort ein wenig schlecht wurde. Nicht übel im körperlichen Sinne, es war eher so, als hätte ich mich in eine Art existenziellen Humpty Dumpty verwandelt, der jeden Moment von der Mauer fallen konnte. Sobald ich das Desinfektionsmittel roch, dass sie dort in die Schuhe sprühen, oder das lächerlich beglückende Geräusch hörte, wenn jemand einen ordentlichen Strike hinlegte, tickte ich irgendwie aus.

Meine Hypothese war immer, dass diese Flug­zeughangar-großen Hallen eine Art Vorhölle sind. Dass diese Räume etwas an sich haben, das die potenzielle Sinnlosigkeit des Lebens irgendwie klarer hervortreten lässt oder sogar noch auf die Spitze treibt, das uns klarmacht, wie verdammt langweilig uns ist. Alles, was ich wusste, war, dass ich noch nie im Leben von etwas gleichzeitig so angezogen und abgestoßen war. Es war, als wäre ich unersättlich hungrig und hätte zugleich nagende Bauchschmerzen.

Also verbrachte ich diesen Sommer mit dem Fotografen Eli Durst in Connecticuts Bowlingcentern und dachte über Bowling nach. Er machte Fotos, ich schrieb. Wir sprachen mit vielen Bowlingfans. Die Hoffnung war, ein wenig besser zu verstehen, wie sich etwas so Substanzloses so wichtig anfühlen konnte—wie etwas so Harmloses zu derart scharfen Zähnen kam.

Anzeige