Besorgte Bürger demonstrieren in Bautzen gegen Flüchtlinge. Danke Facebook! Foto: imago | Christian Mang
Die Filterblasen, die Facebook und sein Algorithmus geschaffen haben und in denen die eigene Meinung der User immer wieder bestätigt wird, schreiben Hetze nicht nur immer weiter fort, sondern sind auch mit dafür verantwortlich, dass der Populismus von AfD, Donald Trump und Konsorten immer mehr an Fahrt gewinnt. Wenn ein Artikel genug Likes generiert und oft genug geteilt wird, erscheint er in immer mehr Timelines. Facebook macht keinen Unterschied zwischen richtig und falsch, zwischen Hetze und Fakten.Im Mai veröffentlichte das Wall Street Journal ein Projekt, das die Facebook-Feeds von liberal denkenden denen von konservativ denkenden Menschen gegenübergestellte. Geordnet nach Themen wie Abtreibung, Obama, Trump oder den amerikanischen Waffengesetzen. Der Unterschied zwischen den Artikeln in den Newsfeeds ist enorm.Thema Abtreibung: Im liberalen Newsfeed erscheinen Artikel, in denen es darum geht, dass die US-Wahl auch eine Wahl über die Abtreibungsgesetze der USA sei, darüber, dass es nicht weniger Abtreibungen geben werde, wenn sie wieder kriminalisiert werden, oder dass die späten Schwangerschaftsabbrüche, von denen Trump behauptet hat, Hillary Clinton würde sie befürworten, so nicht existieren. Auf der konservativen Seite: Aufrufe dazu, Petitionen zu unterschreiben, die Schwangerschaftsabbrüche in den USA komplett verbieten wollen, Bilder von abgetriebenen Föten und Artikel über ehemalige Abtreibungsbefürworter, die Schwangerschaftsabbrüche heute als Barbarei bezeichnen.
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Der nächste Anführer der freien Welt. Danke Facebook! Foto: imago | AFLO
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Und besser wird es so schnell auch nicht. Vor den US-Wahlen wurde in den USA ein Facebook-Eintrag, in dem behauptet wurde, dass der Papst sich für Trump als Präsidenten ausspricht, fast eine Million mal geteilt—die Nachricht, dass das alles nicht stimmt, nur 33.000 Mal.Auf dieser Seite des Atlantiks sieht es nicht sehr viel besser aus. In Deutschland nutzen fast zwei Drittel der 14- bis 29-Jährigen Facebook als wichtigste Informationsquelle, und damit mehr als Fernsehen oder Zeitungen. Die AfD hat auf Facebook fast 300.000 Likes. SPD und CDU selbst zusammengerechnet nur 237.000. Auch hier verbreiten sich Posts mit erfundenen Horrorgeschichten über Flüchtlinge wie Lauffeuer und werden so zur gefühlten Wahrheit der besorgten Bürger. Die wiederum bewegen sich dann zwischen den Facebook-Seiten von AfD, Compact (88.000 Likes), KenFM (270.000 Likes) oder der Jungen Freiheit (116.000 Likes) und tragen Halbwahrheiten, platte Lügen und Vermutungen immer weiter. Ohne Realitätsbezug."Facebook hat einen gigantischen Einfluss auf die politische Meinungsbildung. Zwei Milliarden Menschen am Tag werden durch Facebook erreicht."
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