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Reisen

Libanons Wachsfiguren-Vergnügungspark

Herzlichen Glückwunsch an die Marketingabteilung des Libanon, die es geschafft hat, dass der Schi'a Islam endlich wieder cool ist: das schwarze Schaf des mittleren Ostens hat ein Wachsfiguren-Museum eröffnet!

Zuerst führst du einen revolutionären Guerilla-Krieg gegen Israel, dann lässt du dich von den Iranern ausbilden. Nach ein paar weiteren Kämpfen gegen Israel schaltest du in revolutionärer Hinsicht ein paar Gänge zurück - aber gerade als es so aussieht, als hättest du alles erreicht, stellt sich heraus, dass du deine Position so lange ausgehöhlt hast, und, dass die Kids in Beirut jetzt mehr auf Skateboards und Chicken Mc Nuggets stehen als auf Jihad und Junta. Typisch. Das ist jetzt eine heikle Lage für dich - wie schaffst du es wieder, den kultivierten Hass auf das Level zu bringen, an das du dich so schön gewöhnt hast?

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Während sich Disneyland als 'Der Fröhlichste Ort der Welt' verkauft, begrüßt der Vergnügungspark in Jounieh seine Besucher auf einem Hügel im Süden Libanons mit dem Versprechen, dass 'Israel fragiler ist, als ein Spinnennetz!'.

Gebaut auf den Überresten einer israelischen Siedlung, ist das Herzstück des vier Millionen-Dollar Parks ein riesiges Diorama, gebaut aus zerbombten Trümmern israelischer Panzer und gerahmt von Modellfiguren toter Soldaten. Du solltest ihnen schon den gebührenden Respekt für ihre Effizienz erweisen - immerhin ist der Krieg erst seit 2006 zu Ende und vier Jahre später eröffnet man ein Museum, um daran zu erinnern.

Wenn du ankommst, wirst du direkt in ein Kino gelotst, in dem du ein Video von Hassan Nasrallah anschaust, der wild gestikulieren irgendetwas auf arabisch schreit und den bevorstehenden dritten Weltkrieg prophezeit. Den apokalyptischen Übertreibungen sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt und die Kids lieben so was.

Als nächstes machst du einen Spaziergang durch einen echten Wald auf der Spitze des Berges, 50km vor der israelischen Grenze, wo die Guerillas ihren heiligen Krieg geführt haben. Das gezeigte Waffenarsenal ist echt. Verrottete Soldatenhelme mit echten Haaren darin, verschlissene Militärstiefel und halb-verbrannte Kleidung mit hebräischen Inschriften vermüllen die Umgebung - was ziemlich grauenhaft aussieht.

Eine der größten Attraktionen des Freizeitparks ist der kleine interaktive Gebetsteppich, auf dem der ermordete Sayed Abbas Musawi einmal gesessen hat. Einmal hier zu beten ist das Äquivalent eines Fotos zusammen mit Mickey Mouse vor dem Dornröschen-Schloss.

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Ich bin realtiv sicher, dass die Betreiber nicht wissen, was das heißt - sie wären aber wahrscheinlich ziemlich angepisst, wenn es ihnen jemand erklären würde.

Der Park ist darauf ausgelegt, sich über die Zeit zu vergrößern und ein Hotel, ein Schwimmbad, eine Seilbahn und vielleicht eine 3D-Lasershow zu integrieren, die Kriegsgeschichten in Neonfarben in den Himmel projiziert, während Kinder hin und her rennen und Konfetti in die Luft schmeißt.

Es wäre wahrscheinlich klug, all ihre finanziellen Mittel zu investieren um ihre Wachsfiguren-Regierung aufzurüsten. Die 'Hall of Fame' Abteilung der libanesischen Terror-Tourismus-Infrastruktur zeigt auch Wachs-Lookalikes von Politikern aus der ganzen Welt. Nach dem Panzer-Schlachtfel und den menschlichen Überresten kommt das doch etwas enttäuschend.

Hier ist ein ägptischer Hosni Mubarak in besseren Tagen, Saudi Arabiens Muhammad Ibn Saud und Palästinas Kumpel Yasser Arafat - endlich vereint. Die Jungs sehen aus, als würde sie grade bei Ibn zuhause rumhängen und sein neues Heimkino ausprobieren. Ihren Gesichter nach zu urteilen, muss Transformers 2 auf einem Plasma Widescreen sogar noch viel besser aussehen als sie erwartet hatten.

Das ist eine Wachspuppe von Saddam Hussein. Sie ist so realistisch, dass die einzige Möglichkeit, die beiden zu unterscheiden, ist, dass der echte Saddam tot ist - und wenn er's nicht wäre, hätten er sich selber schon längst beide Arme abhacken lassen, weil die Figur wahnsinnig subversiv schwule Hemmungslosigkeit ausstrahlen.

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Es gibt auch eine Reihe 'Weltbekannter Figuren', die ich für keine Geld der Welt wiedererkennen würde. Will irgendjemand meine Ignoranz strafen und mir sagen, wer diese Schönheit mit goldenem Engelshaar ist? Ich würde die süße kleine Lady dann gerne von ihrem Balkon entführen.

Und wer ist das jetzt? Oh, du bist das! Du hältst das Ding falschrum, Gorbatschow!

Hier ist Madonna (?). Man sollte sich überlegen, dass die Kabballah-Unterstützerin nicht gerade vor Begeisterung ausflippen wird, wenn sie rausfindet, dass sie in einem judenhassenden Propaganda-Palast stehen muss.

Kahlköpfiger Ben Stiller?

"Mr. Fawlty! Mr. Fawlty! Die Küche brennt und die Netanyahus kommen zum Dinner!" "Gut, dann.. erwähn' um Himmels Willen nicht den Krieg!" "Was?!"

Dieses Model vom irakischen Informationsminister Mohammed Saeed "dem lustigen Ali" al-Sahhaf ist ziemlich gut gelungen. Durch beeindruckende Animatronik kann die Figur ihren Arm hoch und runter bewegen.

Fidel Castro mit einem leeren Schachbrett. Er wird aus der Ferne vom Papst beobachtet. Sieht aus, als wäre das eine Metapher für irgendwas aber eigentlich ist es bloß das, was in Museumskurator-Kreisen hinlänglich als "Stell es einfach irgendwo hin" bekannt ist.

Das letzte Highlight in der 'Hall of Fame' ist der fetteste Mann der Welt und der kleinste Irre, beide vor einem gemalten Eifelturm. Der fröhliche Walzer der Pariser Café Ziehharmonikas, der durch ein marodes Beschallungssystem geschickt wird, ist eine nette Erinnerung daran, dass du, nur weil du einen heiligen Krieg gegen biblische Feinde führst, nicht zwangsläufig keinen Spaß dabei haben kannst. Sogar Nasrallah weiß, dass du dir ab und zu eine kleine Auszeit für etwas leichte Unterhaltung gönnen solltest.

FOTOS: BØRRE LUDVIGSEN & LEAH CALDWELL