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'Pokémon Go' ist gut für deine Gesundheit

Endlich gibt es einen Grund, ins Freie und unter Menschen zu gehen.

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Robert Couse-Baker

Flickr

CC BY 2.0

Pokémon Go hat in der ersten Woche seit seinem Start am 6. Juli für einiges Aufsehen gesorgt. Eine 19-Jährige war auf der Suche nach Taschenmonstern und fand stattdessen eine Wasserleiche, elf Spielern lauerten vier Räuber mit einer Pistole auf einem Parkplatz auf und die Server des Spiels brachen zusammen, weil auch in Ländern, in denen das Spiel offiziell noch gar nicht auf dem Markt ist, unzählige Leute zu Pokémon-Trainern werden wollen.

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Doch die gute Seite ist: Offenbar hilft das Spiel einer großen Zahl von Twitter- und Tumblr-Usern, aus dem Bett zu kommen.

Versuchen Leute jetzt etwa, mit Pokémon-Spielen ihre geistige Gesundheit in den Griff zu bekommen? Was genau ist da passiert?

Pokémon Go bringt dir nichts, wenn du nur zu Hause rumsitzt. Das Spiel zeigt dir fangbare Biester in deiner Nähe an, du kannst dich aber im Spiel nur bewegen, wenn du dich auch physisch bewegst. Das Spiel schickt einen zu Versorgungsstationen. Und offensichtlich haben ein paar Menschen die Pokémon so sehr ins Herz geschlossen, dass sie sich für sie auf Gewaltmärsche nach draußen begeben.

Pokémon Go ist bei Weitem nicht das erste dieser sogenannten Augmented-Reality-Spiele, bei denen du mit GPS-Unterstützung im Freien spielst und die Spiele deine Koordinaten auswerten. Beim Spiel Ingress eroberst du zum Beispiel Gebiete auf der Karte, indem du real existierende Orte abläufst und sie so einnimmst. Im Grunde ist es eine Google-Maps-gestützte Version des Brettspiels Risiko, nur mit etwas mehr dystopischem Flair.

Ingress funktioniert, wie auch Pokémon Go, über einen GPS-Tracker in der App, der erfasst, wie lange und nahe du dich an einem Ort aufhältst—und wo Gegner gerade dabei sind, Orte zu erobern. Ingress hat 2015 die Sieben-Millionen-Spieler-Grenze geknackt. Pokémon Go hat gute Chancen, noch größer zu werden.

Dass du deinen Arsch hochbekommen musst, um weiterzukommen, ist für die Gesundheit sicher nichts Schlechtes. Der Spieltrieb und der Drang, "der Allerbeste" zu sein, kann unter Umständen stärker sein als die Lethargie, die dich vom sozialen Leben abhält—und egal, wie scheiße du dich fühlst, für dieses verdammte Pokémon musst du einfach raus aus der Wohnung.

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Sich im Freien zu bewegen, senkt laut Forschern der Stanford University die Aktivität in den Gehirnarealen, die von psychischen Erkrankungen gefährdet sind. Außerdem fand ein anderes Team aus Stanford heraus, dass Spaziergänge das kreative Denken anregen. Ein Team um Henning Budde von der Medical School Hamburg vermutet, dass Sport nicht nur die Bildung neuer Nervenzellen fördert, sondern auch den Serotoninspiegel im Blut ansteigen lässt—kurz: Bewegung macht glücklich und hält negative Gedanken ab.

Blogspot-Nutzer Rowan Badger zählt noch weitere Punkte auf, die Ingress zu einem hilfreichen Spiel für depressive Menschen machen können—und,´ die sich eins zu eins auf Pokémon Go übertragen lassen: Deine Ziele sind leicht erreichbar und die Hürden, um im Spiel Pokémon zu finden und zu fangen, sind minimal. Die Rückschläge, wenn dir zum Beispiel jemand ein seltenes Pokémon vor der Nase wegschnappt, haben keine größeren Konsequenzen und du kannst es gleich noch einmal versuchen.

Du kommst an jeder Menge interessanter Orte vorbei und triffst zwangsläufig Leute. Und wenn es dich zu sehr anstrengt, mit Menschen umzugehen, kannst du dich immer noch auf das Spiel konzentrieren.

Schließlich kommt noch der Community-Aspekt dazu: Du kannst dich mit anderen Spielern austauschen, wenn du das möchtest, und sie werden dir Tipps geben, wo es neue Monster zu finden, neue Gegenden zu erobern und neue Versorgungsstationen abzuklappern gibt. Ab Level fünf kannst du dich dann einem von drei Teams—blau, rot oder gelb—anschließen, die dich immer wieder motivieren, mit ihnen rauszugehen und euer Gebiet gemeinsam zu verteidigen.

Aber das Allerwichtigste ist eigentlich: Du kannst in diesem Spiel ein verfluchter Pokémon-Trainer sein! Ein bisschen der Realität zu entfliehen und das noch mit dem Traumberuf deiner Kindheit, ist gar keine schlechte Idee. Ingress hat schon einigen Menschen geholfen, aus ihrer Gamer-Einsamkeit herauszufinden. Pokémon Go könnte das jetzt in einer noch breiteten Öffentlichkeit schaffen.